Düsseldorf (agrar-PR) - Bei einer Fachtagung im Düsseldorfer Landtag hat Umweltminister
Eckhard Uhlenberg heute die Strategie Nordrhein-Westfalens zur
Anpassung an die Folgen des Klimawandels vorgestellt. „Selbst wenn es
uns gelingt, die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen und die
globale Erwärmung auf etwa zwei Grad Celsius zu begrenzen, wird bereits
ein solcher Temperaturanstieg einschneidende Folgen mit sich bringen –
auch bei uns in Nordrhein-Westfalen“, erläuterte der Minister die
Bedeutung des Themas. „Es ist daher dringend notwendig, dass wir uns
schon heute auf das Klima von morgen einstellen. Nur so können wir die
Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt verringern und neue
Chancen nutzen.“
Die Basis für die nordrhein-westfälische Strategie zur Anpassung
sind kleinräumige Klimaprojektionen, anhand derer mögliche Auswirkungen
des Klimawandels ermittelt wurden. Dargestellt werden die
voraussichtlichen Folgen der Klimaveränderungen für acht
unterschiedliche Lebens-, Umwelt- und Wirtschaftsbereiche:
Landwirtschaft und Boden, Wald- und Forstwirtschaft, biologische
Vielfalt, Wasserwirtschaft, Tourismus, Gesundheit, Städte und
Ballungsräume sowie Anlagensicherheit. In der Strategie werden zudem
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel beschrieben. Da die Folgen
des Klimawandels von Region zu Region unterschiedlich sein werden, geht
die Strategie explizit auf die regionalen Besonderheiten
Nordrhein-Westfalens ein.
„Mit der Anpassungsstrategie wollen wir das Wissen um die regionalen
Folgen des Klimawandels erweitern und den Menschen in
Nordrhein-Westfalen Handlungsoptionen anbieten“, sagte Uhlenberg. Das
Umweltministerium selbst führt derzeit 27 Forschungsprojekte speziell
zum Themenbereich Anpassung durch.
Die Dringlichkeit und das breite gesellschaftliche Interesse an der
Thematik bestätigen auch die fast 300 Tagungsbesucher, unter ihnen
Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft, Politik und Verbänden sowie
der nordrhein-westfälischen Städte und Gemeinden.
Die Inhalte der Anpassungsstrategie in Kürze:
Nach den Berechnungen des Ministeriums ist bis zur Mitte des
Jahrhunderts in Nordrhein-Westfalen von einer Klimaerwärmung um
durchschnittlich etwa 1,9 Grad Celsius auszugehen. Die Niederschläge
werden in diesem Zeitraum voraussichtlich um etwa fünf Prozent
zunehmen. Es ist zudem mit einer deutlichen Verschiebung der
Niederschläge von den Sommer- in die Wintermonate zu rechnen. Während
in allen Regionen Nordrhein-Westfalens ähnliche Temperaturtrends zu
verzeichnen sind, verteilt sich die Niederschlagszunahme ungleichmäßig
über das Land: Vor allem in gebirgigem Gelände, das heißt im Sauerland
und im Weserbergland, werden den Berechnungen zufolge die Niederschläge
zunehmen. In der Niederrheinischen Bucht hingegen sind sogar leichte
Niederschlagsrückgänge zu erwarten.
In den meisten Regionen Nordrhein-Westfalens wird die
Landwirtschaft
voraussichtlich eher von den zu erwartenden Klimaänderungen
profitieren. Wärmere Temperaturen, eine damit verbundene längere
Vegetationsperiode und die in vielen Regionen Nordrhein-Westfalens auch
künftig ausreichende Verfügbarkeit von Wasser können zu Steigerungen
der Erträge führen. Der Fokus der Anpassungsmaßnahmen sollte sich daher
auf die Regionen richten, in denen die Böden eine geringe Kapazität zum
Speichern von Wasser besitzen und bereits Rückgänge der Erträge zu
verzeichnen waren.
Für Teile des Sauerlands, des
Weserberglands, des Niederrheins und des Westfälischen Tieflands ist
vor allem in den Wintermonaten mit einer Zunahme der Orkanhäufigkeit zu
rechnen. Für die dortigen
Wälder bedeutet diese
Entwicklung eine deutliche Zunahme des Risikos von Sturmschäden. Durch
vorbeugende waldbauliche und technische Maßnahmen können die
Auswirkungen der Klimaänderung auf die Waldbestände gemindert werden.
Die in Nordrhein-Westfalen zu erwartenden klimatischen Änderungen können erhebliche Auswirkungen auf die
biologische Vielfalt,
die Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften und die
Verbreitungsgebiete von Pflanzen- und Tierarten haben. Insbesondere
Feuchtlebensräume reagieren sehr sensibel auf Klimaänderungen.
Notwendig sind vor allem Anpassungsmaßnahmen, die die Dynamik von
Ökosystemen und das natürlich vorhandene Potential zur Anpassung
unterstützen.
Der
Wintersporttourismus in Nordrhein-Westfalen
ist
besonders anfällig gegenüber den zu erwartenden Klimaänderungen. Im
Laufe der nächsten Jahrzehnte ist mit einer deutlichen Abnahme der
natürlichen Schneetage zu rechnen.
In fast ganz Nordrhein-Westfalen ist eine mittlere bis sehr hohe Zunahme der Anfälligkeit gegenüber
Hitze
zu erwarten. Besonders betroffen sind hiervon die dicht bebauten
Ballungszentren und Großstädte des Ruhrgebiets, in denen häufig kein
ausgleichender Effekt durch Grünflächen oder ausreichend
Frischluftzufuhr gewährleistet ist.
Weitere Informationen zur Klimaanpassungsstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen sind zu finden unter
www.klimawandel.nrw.de.
Rede von NRW-Umweltminister Eckhard
Uhlenberg bei der Tagung zur Präsentation der NRW-Anpassungsstrategie
am 29.4.2009 im Düsseldorfer Landtag: "Klimawandel in
Nordrhein-Westfalen" (
PDF, 32 KB)
Rede
von Minister Eckhard Uhlenberg zur Pressekonferenz am 29.4.2009
"Klimawandel in Nordrhein-Westfalen: Chancen und Risiken" in Düsseldorf
(
PDF, 34 KB)
Zusammenfassung der NRW-Anpassungsstrategie (
PDF, 147 KB)
Grafiken zur berechneten Klimaentwicklung in Nordrhein-Westfalen (
PDF, 160 KB)
Einzelne Grafiken laden:
Niederschlagsänderung (
PNG, 212 KB)
Niederschlagsmenge (
PNG, 222 KB)
Temperaturanstieg (
PNG, 207 KB)
Mittlere Jahrestemperatur (
PNG, 242 KB)
Übersicht über die vom NRW-Umweltministerium betreuten Projekte im Bereich Klimaanpassung (
PDF, 44 KB)
Die Gesamtfassung der Broschüre "Anpassung an den Klimawandel - eine Strategie für Nordrhein-Westfalen" kann
hier geladen oder bestellt werden.
Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung e.V. (PIK)
im Auftrag des NRW-Umweltministeriums: "Klimawandel in
Nordrhein-Westfalen. Regionale Abschätzung der Anfälligkeit
ausgewählter Sektoren." Abschlussbericht"
laden (PDF, 9 MB)