Stuttgart (agrar-PR) -
EU-weit größtes Schutzprojekt zum Vogelschutz in Streuobstwiesen gestartet "Ich bin beeindruckt von dem Willen aller Projektbeteiligten, sich
gemeinsam für den Erhalt der Streuobstwiesen, dem Herzstück unserer
Kulturlandschaft, einzusetzen. Im Vorland der Mittleren Schwäbischen
Alb und des Mittleren Remstales sollen diese Flächen als Lebensraum für
seltene Vogelarten erhalten bleiben. Das Regierungspräsidium Stuttgart
hat es verstanden, engagierte Mitstreiter für dieses ambitionierte
Vorhaben zu mobilisieren und daraus einen erfolgreichen LIFE+-Antrag zu
schmieden", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und
Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, anlässlich des Projektstarts des
LIFE+-Projektes 'Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren
Albvorlands und des Mittleren Remstals', der zusammen mit einer
Streuobsttagung der Akademie Ländlicher Raum am Mittwoch (1. April) in
Beuren (Landkreis Esslingen) stattfand.
Das Finanzvolumen des Projektes, das von 2009 bis 2013 laufen wird,
umfasst rund 5,2 Millionen Euro und wird zur Hälfte von der EU
gefördert. An dem Projekt sind neben dem Regierungspräsidium Stuttgart
sechs direkt involvierte Projektpartner (Stiftung Naturschutzfonds
Baden-Württemberg, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee,
Marketinggesellschaft Baden-Württemberg (MBW), Landesverband für
Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg, Gemeinde
Dettingen/Teck und Manufaktur Jörg Geiger) sowie 34 Gemeinden aus dem
Projektgebiet mit finanziellen Beiträgen beteiligt. Das Projektgebiet
umfasst etwa 450 Quadratkilometer, darunter rund 150 Quadratkilometer
Streuobstwiesen.
Durch zunehmende Nutzungsänderungen und -aufgaben sind
Streuobstwiesen als Baden-Württemberg prägende und charakteristische
Lebensräume besonders bedroht und damit deren Artenvielfalt besonders
gefährdet. Das Projekt zielt auf den Schutz bedrohter Vogelarten der
traditionellen Streuobstwiesen ab, darunter Halsbandschnäpper,
Wendehals, Neuntöter und Grauspecht.
"Die erstmalige Förderung eines derart großen Schutzprojekts für
Streuobstwiesen durch die Europäische Kommission zeigt, dass die durch
den erheblichen Rückgang dieser Lebensräume entstandene Bedrohung der
dort lebenden Vogelarten in Brüssel Ernst genommen und der dringende
Handlungsbedarf erkannt wurde. Damit soll dem weiteren Rückgang der
Streuobstwiesen in Baden-Württemberg noch entschiedener
entgegengetreten werden. Die Förderung zeigt auch, dass die umfassende
Meldung von Vogelschutzgebieten richtig war und Chancen für die
Gemeinden birgt", erläuterten Minister Hauk und Regierungspräsident
Schmalzl den Nutzen der Natura 2000-Gebietsmeldungen. Die Förderung von
Projekten im LIFE+-Teilbereich Natur ist ausschließlich in Natura
2000-Gebieten möglich.
Vogelschutz wird verbessert
Zum Schutz der gefährdeten Vogelarten der Streuobstwiesen wurde ein
umfangreiches Maßnahmenpaket erarbeitet. Die wichtigsten Maßnahmen sind
die Sicherung der verbliebenen, häufig überalterten Baumbestände und
die Stärkung von naturschutzfachlichen Pflegegrundsätzen bei der
Bewirtschaftung. So sollen beispielsweise Pflegeschnitte, so genannte
Revitalisierungen, an den Obstbäumen vorgenommen werden. Damit wird die
Lebensdauer der für die Vogelwelt interessanten Brutbäume verlängert.
Die Pflegemaßnahmen sollen überwiegend von speziell geschulten
Obstbaumpflegern durchgeführt werden. Außerdem soll die Möglichkeit der
Grünlandbewirtschaftung verbessert werden, indem praxistaugliche
Bewirtschaftungseinheiten geschaffen werden.
Baden-Württemberg stellt sich aber auch über das LIFE+-Projekt
hinaus seiner besonderen Verantwortung für den Erhalt der
Streuobstwiesen. Das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum
erstellt aktuell ein Maßnahmenpaket "Streuobstwiesen in
Baden-Württemberg – Maßnahmen, Handlungsfelder, Förderung", um dem
Schutz der Streuobstwiesen neue Impulse zu geben. Das neue
LIFE+-Projekt ist Teil dieses Konzeptes zum Erhalt der Streuobstwiesen.
Bei der Tagung der Akademie Ländlicher Raum wurden auch Informationen
zu anderweitigen Förder- und Unterstützermöglichkeiten an die
Teilnehmer weitergegeben.
Zusatzinformationen
LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur
Unterstützung von Projekten im Umwelt- und Naturschutz und steht als
Abkürzung für L’Instrument Financier pour l’Environnement (das
Finanzierungsinstrument für die Umwelt).
Im Antragsjahr 2007 wurden bei der Europäischen Kommission mehr als
700 LIFE+-Anträge öffentlicher und privater Einrichtungen aus den
27 Mitgliedstaaten eingereicht. Davon wurden 143 Vorschläge für eine
Kofinanzierung über die drei Programmkomponenten 'Natur und biologische
Vielfalt', 'Umweltpolitik und Verwaltungspraxis' sowie 'Information und
Kommunikation' ausgewählt. Aus Deutschland werden sechs Projekte
gefördert, darunter zwei aus Baden-Württemberg.
Einschließlich der neuen wurden oder werden in Baden-Württemberg
über das europäische Umweltförderinstrument LIFE und das
Nachfolgeprogramm LIFE+ insgesamt 13 Naturschutzprojekte gefördert.
Nach Abschluss der noch laufenden LIFE Natur-Projekte 'Lebendige
Rheinauen bei Karlsruhe', 'Oberer Hotzenwald' und 'Rohrhardsberg, Obere
Elz und Wilde Gutach' und der neu hinzugekommenen LIFE+-Projekte werden
insgesamt über 24,5 Millionen Euro in spezielle Naturschutzmaßnahmen im
Land geflossen sein.
Natura 2000
Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 haben sich die Europäische
Union und ihre Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in Europa
charakteristische Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten
zu schützen. Herzstück von Natura 2000 ist ein Netzwerk von Gebieten,
die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie und
der Vogelschutzrichtlinie geschützt sind. Baden-Württemberg mit seinen
vielgestaltigen Landschaften und einer reichen Artenausstattung trägt
durch die Meldung von 17,3 Prozent der Landesfläche zum
Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und damit zum Erhalt der
Artenvielfalt im Land und in der Europäischen Union bei.
LIFE+ Natur und biologische Vielfalt
Life+-Natur ist ein Förderprogramm der Europäischen Union
ausschließlich für Natura 2000-Gebiete, in denen durch verschiedenste
Maßnahmen Lebensräume erhalten und entwickelt sowie bedrohte Tier- und
Pflanzenarten auch für kommende Generationen bewahrt werden sollen.
Die europäische Kommission fördert die LIFE+-Projekte mit
50 Prozent, die restlichen Kosten teilen sich Antragsteller,
Projektpartner und weitere Kofinanzierer wie die Stiftung
Naturschutzfonds. Ein großer Anteil der jeweiligen Projektsummen kommt
direkt den Regionen zugute.
Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg
Anstöße geben, neue Strukturen schaffen und vielfältige
Kooperationen ins Leben rufen, das sind die kennzeichnenden Merkmale
für Projekte, die von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg
unterstützt werden. Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 hat die Stiftung
Naturschutzfonds über 3.000 Projekte mit rund 88 Millionen Euro
gefördert. Weitere Informationen finden Sie unter
www.stiftung-naturschutz-bw.de.
Streuobstkonzeption "Streuobstwiesen in Baden-Württemberg – Maßnahmen, Handlungsfelder, Förderung
Die Konzeption finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum unter
www.mlr.baden-wuerttemberg.de.