Frankfurt (agrar-PR) - Mit ihren derzeitigen Reduktionszielen für
Treibhausgase werden die weltweit größten Unternehmen die von
Klimawissenschaftlern empfohlenen Emissionssenkungen erst im Jahr 2098
erreichen. 39 Jahre zu spät, um den gefährlichen Klimawandel zu
verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Carbon Chasm“ des
Carbon Disclosure Projects (CDP).
Derzeit reduzieren die 100 weltweit größten Unternehmen im Schnitt nur jährlich 1,9 Prozent ihrer berichteten CO2-Emissionen.
Nötig wären 3,9 Prozent, um die Emissionen in den Industrieländern bis
zum Jahr 2050 insgesamt um 80 Prozent zu senken. Gefährlicher
Klimawandel, der bei einer Erwärmung um mehr als zwei Grad gegenüber
vorindustriellen Werten befürchtet wird, ist laut dem Weltklimarat
(IPCC) nur durch Emissionsminderungen der Industrieländer von 80-95
Prozent bis 2050 zu verhindern. Demnach müssten die
Unternehmensemissionen doppelt so schnell reduziert werden als bisher.
Analysiert wurden die Reduktionsziele der „Global
100“ (nach Marktkapitalisierung und als weltweit größte 100 Unternehmen
aus dem FSTE Global Equity Index) anhand ihrer Antworten auf die
jährliche Unternehmensbefragung des Carbon Disclosure Projects im Jahr
2008. 73 Prozent der Global 100 haben Reduktionsziele für Treibhausgase
festgelegt. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) haben entweder kein Ziel
oder sind nicht bereit, es zu veröffentlichen. Dabei legt sich die
Mehrheit (62 Prozent) auf CO2-Reduktionsziele fest, während
sich 15 Prozent auf Energieverbrauch und 9 Prozent auf Energieeffizienz
fokussieren. 86 Unternehmen haben absolute Ziele, 45 haben relative
Ziele. Die Ziele richten sich selten an den klimawissenschaftlichen
Bedürfnissen aus. Eher werden diese durch Marktkräfte oder
Reputationsüberlegungen bestimmt.
„Die Kluft zwischen den tatsächlichen Zielen der
Unternehmen und den notwendigen Reduktionen muss geschlossen werden.
Der erste Schritt ist, dass jedes Unternehmen eine transparente
Klimastrategie entwickelt, die sich am nötigen, klimawissenschaftlich
begründeten absoluten Reduktionsniveau bis 2050 ausrichtet“,
kommentiert Matthias Kopp, Klima- und Finanzexperte des WWF Deutschland
die Studie
84 Prozent der untersuchten Unternehmen haben sich
ihre Reduktionsziele bis zum Jahr 2012 gesetzt, in dem auch das
Kyoto-Protokoll ausläuft, um möglicherweise auf Grundlage der
Ergebnisse der Klimakonferenz in Kopenhagen neue Klimastrategien
festzulegen.
„Unternehmen, die die Tragweite einer
kohlenstoffarmen Wirtschaft erkennen und für ihre Gesamtstrategie
übersetzen, werden von diesem Umbau am ehesten profitieren. Allerdings
muss die Politik klare, an der
2 Grad-Schwelle ausgerichtete
Rahmenbedingungen für die Zeit nach 2012 schaffen und damit ausreichend
Planungssicherheit für Unternehmen herstellen“, so die Einschätzung von
Matthias Kopp.