Berlin (agrar-PR) -
Neue Wechselrichter-Generation steigert Aufnahmefähigkeit der Verteilnetze deutlich Die steigende Anbindung von Photovoltaik-Anlagen
stellt die Verteilnetze vor große, aber lösbare Herausforderungen. Die
Photovoltaik-Industrie leistet ihren Beitrag dazu, Photovoltaik
kostengünstig in die Verteilnetze zu integrieren. "Durch den von der
Photovoltaik-Industrie entwickelten blindleistungsregelungsfähigen
Wechselrichter kann die Aufnahmefähigkeit der Verteilnetze für
Photovoltaik deutlich gesteigert werden. Eine Erhöhung der Einspeisung
um 200 Prozent durch innovative Wechselrichtertechnologie ist möglich",
sagte Günther Cramer, Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft.
Solarstrom wird dezentral und fast
ausschließlich auf der Verteilnetzebene, also den Mittel- und
Niederspannungsnetzen, eingespeist. Über 98 Prozent aller
Photovoltaik-Anlagen sind an die Niederspannungsebene angeschlossen. 1,4
Prozent der Photovoltaik-Anlagen hängen an der Mittelspannungsebene.
Weniger als 0,03 Prozent aller Anlagen haben ihren Netzverknüpfungspunkt
mit der Hochspannungsebene - hierbei handelt es sich ausschließlich um
Großanlagen, d.h. Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung im
Multi-Megawatt-Bereich.
Ein Ausbau der Photovoltaik in Deutschland
auf eine installierte Leistung von 52 GW im Jahr 2020, wie von der
Bundesregierung im Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien
vorgesehen, ist möglich. Allerdings wird der Ausbau von
Netzoptimierungen, beziehungsweise Netzausbaumaßnahmen begleitet werden.
"Die Optimierung und der Ausbau der Netze ist eine anspruchsvolle, aber
lösbare Aufgabe", sagt Prof. Dr. Torsten Henzelmann, Partner der
Unternehmensberatung Roland Berger und Autor einer Studie zu dem Thema,
die der Bundesverband Solarwirtschaft in Auftrag gegeben hat.
Im Rahmen einer Umfrage gaben Netzexperten
von Verteilnetzbetreibern mit einer im Verhältnis zum Durchschnitt sehr
hohen Photovoltaik-Einspeisung die Nichteinhaltung des Spannungsbandes
als hauptsächliches Problem bei einer sehr hohen
Photovoltaik-Einspeisung an. 77 Prozent der befragten
Verteilnetzbetreiber mit sogenannten PV-Ballungszentren in ihrem
Netzgebiet haben von Problemen mit der Nichteinhaltung des
Spannungsbandes berichtet - diese Herausforderung ist bisher bis auf
sehr wenige Ausnahmefällen in ländlichen Gebieten aufgetreten. Die
Netzstruktur in ländlichen Gebieten ist deutlich weniger engmaschig als
in Städten und daher auch weniger aufnahmefähig für Photovoltaik.
Der von der Photovoltaik-Industrie
entwickelte blindleistungsregelungsfähige Wechselrichter setzt an dieser
Stelle an und verbessert die Einhaltung des Spannungsbandes erheblich.
Dadurch wird ein Großteil der klassischen Netzausbaumaßnahmen
(Leiterverstärkung und -ausbau, leistungsstärkere und weitere
Transformatoren) zur Gewährleistung der Einhaltung des Spannungsbandes
überflüssig. Der Wechselrichter wird an der Photovoltaik-Anlage
installiert und kann dezentral durch Blindleistungsbereitstellung oder
-entnahme auf das Spannungsband einwirken. Prof. Dr.-Ing Martin Braun
vom Fraunhofer IWES in Kassel erläutert: "Unsere Netzberechnungen
zeigen, dass die Photovoltaik-Aufnahmefähigkeit der Niederspannungsnetze
durch die Bereitstellung von Blindleistung deutlich erhöht und in
einigen Fällen auch mehr als verdoppelt werden kann". Die neue
Wechselrichter-Generation wird 2011 zur Verfügung stehen.
Hintergrundinformation: Für
eine durch den BSW-Solar beauftragte Umfrage wurden in Deutschland
"PV-Ballungszentren" identifiziert. PV-Ballungszentren sind Groß-,
Mittel- und Kleinstädte im Süden, der Mitte und im Norden von
Deutschland, die im Vergleich die höchste installierte Leistung
Photovoltaik (in Wp pro Einwohner) haben. Bei Kleinstädten in Bayern
beginnt diese Grenze beispielsweise bei über 1.500 Wp pro Einwohner
installierter Photovoltaik-Leistung (Bundesdurchschnitt sind ca. 120 Wp
pro Einwohner). Die Verteilnetzbetreiber dieser Netzgebiete wurden
identifiziert. Mit den Netzexperten von 22 Verteilnetzbetreibern der
PV-Ballungszentren wurden Interviews geführt, in denen sowohl die
Auswirkungen des aktuellen Ausbauzustands der Photovoltaik auf die
Verteilnetze, als auch ein zukünftiges Ausbauszenario und mögliche
Auswirkungen auf die Netze, thematisiert wurden. Hierfür wurde jedem
Verteilnetzbetreiber ein potenzielles Ausbauszenario bis 2020 für das
Verteilnetz seines PV-Ballungszentrums gezeigt. Dabei wurde der
Nationale Aktionsplan für Erneuerbare Energien der Bundesregierung, der
einen Ausbau der Photovoltaik auf fast 52 MW im Jahr 2020 vorsieht, auf
das jeweilige Netzgebiet angewandt, was einer jeweiligen Verfünffachung
der installierten Leistung entspricht.