15.09.2009 | 00:00:00 | ID: 2219 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Erklärung des Deutschen Bauernverbandes: Kein Aufruf zum Milchstreik!

Berlin (agrar-PR) - Politik muss jetzt Absturz der Milchbauern verhindern.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) lehnt einen Milchstreik entschieden ab. Es ist wahr, dass die wirtschaftliche Situation bei den Milchbauern existenzbedrohlich schlecht ist. Deshalb war es ein unverzeihlicher Affront gegen alle Milchbauern, dass der EU-Agrarrat am Montag dieser Woche
(7. September 2009) komplett alle Maßnahmen zur Absatzbelebung abgelehnt hat, um den ersten sichtbaren Trend zur Verbesserung der Erzeugerpreise zu verstärken.
 
Doch ist es völlig widersinnig, jetzt die Lage der Bauernfamilien noch durch Wegschütten und Vernichten von Milch weiter zu verschlechtern und ihnen die Einnahmen völlig zu entziehen.
 
Der Deutsche Bauernverband stimmt in dieser Haltung völlig überein mit den Bauernverbänden in Frankreich, Belgien, Österreich und in den Niederlanden.
 
Weitere Stimmen und Reaktionen aus Deutschland und Europa

 
(14.9.09) Das Agrarnachrichtenportal agrarheute.com berichtet, dass sich in Frankreich etwa 4 bis 5 Prozent der Milcherzeuger am Milchstreik beteiligen würden. In Deutschland gäbe es im Norden und Osten keine Anzeichen für einen Lieferstreik. Im Süden hätten Molkereien"eine Handvoll" nichtliefernder Landwirte zu verzeichnen. Nur in Südbaden könne es nach Molkereiangaben unter Umständen zu Liefereinstellungen von 2 bis zu 5 Prozent kommen.
Quelle: agrarheute.com

 
Der niederländische Bauernverband (LTO) meldet geringe Streikbeteiligung
 
(14.9.09) Nach Informationen des niederländischen Bauernverbands (LTO) beteiligen sich bisher nur rund
10 Personen am EMB-Milchstreik. Diese Beteiligungrate entspricht weniger als einem Prozent.
 
In Belgien streiken 100 Landwirte
(14.9.09) In Belgien streiken nach Angaben des Belgischen Bauernverbands (Boerenbund) etwa
100 Milcherzeuger. Sie hätten ihre Milch auf dem Grünland ausgebracht und nicht an die Molkereien geliefert.
 
Die deutsche Agrar-Fachzeitschrift top agrar berichtet:
 
Österreich: Kammer und Bauernbund warnen vor Streik


12.09.2009: Nachdem heute die IG Milch "offiziell" zum Milchstreik in Österreich aufgerufen hat, warnen sowohl die Landwirtschaftskammer als auch der Bauernbund vor den Auswirkungen des Boykotts.

Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski dazu: "Die Lage auf dem Milchmarkt ist dramatisch. Dennoch halte ich nichts von einem Milchlieferstreik oder einem Straßenboykott. Bauern und Molkereien -
die übrigens 5 Cent mehr als die deutschen Molkereien bezahlen - werden Marktanteile verlieren. Außerdem sind die EU-Lager voll und somit enorme Milchüberschüsse vorhanden. Der vergangene Milchstreik hat doch auch nichts gebracht, hinterher mussten die Bauern doch sogar draufzahlen."
Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch sieht das ähnlich: „Wir dürfen doch in dieser Situation nicht die eigenen Molkereien schädigen. „Eigen heißt, dass Gott sei Dank ein Großteil der österreichischen Molkereien und Molkereigenossenschaften noch im Eigentum der Bauern stehen. Ein Streik fördert nur Spekulationen auf dem Spotmarkt. Die lachenden Dritten wären dann die Spekulanten, die auf Kosten der Bauern
Gewinne einstreifen.“
Quelle: top agrar
 
 
Der Belgische Rundfunk meldet:
Wallonische Bauernorganisationen bezweifeln den Erfolg des Milchstreiks

11.09.2009 Die offiziellen wallonischen Bauernorganisationen FWA, UAW und FJA bezweifeln derweil den Erfolg eines Michstreiks. Unter den gegebenen Umständen sei ein solches Vorgehen zum Scheitern verurteilt, erklärten die Verbände. Um im Hinblick auf stabile Milchpreise auf europäischer Ebene Einfluss nehmen zu können, sei eine gemeinsame Haltung auf europäischer Ebene notwendig, erklärte die FWA.
Quelle: Belgischer Rundfunk
 
 
Brief der Präsidenten der französischen Bauernverbände an die Milcherzeuger (aus dem Französischen übersetzt):
 

FNSEA
FNPL
JA
Paris, 10. September 2009    
 
Offener Brief an die Milcherzeuger  
 
Die französischen und europäischen Milcherzeuger erleben eine beispiellose Krise. Von Deregulierung bis hin zur völligen Abschaffung von Marktinstrumenten, wir – die Milcherzeuger – befinden uns in einer perspektivlosen Lage. Ohne die Situation zu dramatisieren, zahlreiche Bauernfamilien sind verzweifelt.
In wenigen Monaten hat eine Krise im außerordentlichern Ausmaß die Milcherzeuger auf internationaler, europäischer und französischer Ebene getroffen.
 
Aufgrund dieser Situation sind verschiedene Aktionen ergriffen worden, unter anderem ein Milchstreik.
Dies ist weder eine Lösung, noch ein geeignetes Mittel. Wir unterstützen ihn nicht. Wer kann an die Wunschvorstellung von 400 EUR pro 1.000 Liter glauben? Diese Aktion, die darin besteht, das Ergebnis der Arbeit zu vernichten, kann die Gesellschaft spalten und unsere Mitbürger beleidigen, die auch von der Krise hart betroffen sind. Wir haben uns für eine ehrliche Antwort entschieden, in der wir Klartext reden, Verantwortung und Zusammenschluss vorschlagen.
 
Die Erreichung einer interprofessionnellen Vereinbarung am 3. Juni war der erste Schritt in Richtung auf den Schutz unseres nationalen Systems, das 1997 gegründet wurde. Das verhandelte Preisniveau ist jedoch unzureichend angesichts unserer Kosten; dies haben wir immer wieder behauptet; aber, es erlaubt uns zunächst ein viel höheres Preisniveau als unsere Kollegen in den Nachbarländern zu erreichen. Ohne diese Einigung würden wir heute den belgischen oder den deutschen Preis bekommen. Wir müssen vereint bleiben, Konflikt und Auseinandersetzung zwischen Bauern vermeiden: wir sollten unseren aktuellen Einkommensausfall kalkulieren und bei der Regierung als lebensnotwendigen Ausgleichen einfordern,
unter anderem durch die Umsetzung eines weißen Jahres (?).
 
Milcherzeuger sollten nicht träumen und falsche Erwartungen wecken. Der Regierung sollten wir sagen, dass hinter der Milch Frauen, Männer und Familien stehen, und nicht nur Haushaltszahlen. An die Europäische Union wollen wir die Botschaft richten, dass ihre Ideologie und ihre Unflexibilität berechtigten Groll schaffen. Gegenüber den Milcherzeugern wollen wir nicht nur unsere Solidarität äußern, sondern auch unseren Willen kurz- und langfristig an einer Branche zu arbeiten, die ihre Erzeuger und ihre Produktionen
angemessen entlohnt.
 
Zuletzt wollen wir unsere Verbundenheit mit der Milch – Symbol des Lebens und der Lebensqualität –
mit unseren Mitbürgern teilen. Zusammen haben wir die Möglichkeit unsere Ärmel hoch zu krempeln,
um mehrheitliche, akzeptable Lösungen zu finden. Kein Einbußen, keine Feigheit, keine Miesmacherei. Unser Ziel ist es, den Millionen von Milcherzeugern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
 
FNSEA-Präsident Jean-Michel Lemétayer   FNPL-Präsident Henri Brichart   JA-Präsident William Villeneuve
Pressekontakt
Herr Dr. Axel Finkenwirth
Telefon: 030 / 31904240
E-Mail: a.finkenwirth@bauernverband.net
Pressemeldung Download: 
Deutscher Bauernverband
Deutscher Bauernverband
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Deutschland
Telefon:  +49  030  319040
Fax:  +49  030  31904431
Web:  www.bauernverband.de
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.