05.10.2023 | 17:10:00 | ID: 37600 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Stärkung alternativer Exportrouten – Özdemir eröffnet Labor in der Ukraine

Berlin (agrar-PR) - Özdemir: „Wir lassen nicht zu, dass Putin Hunger als Waffe einsetzt“
Um die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine zu erleichtern, haben Bundesminister Cem Özdemir und sein ukrainischer Amtskollege Mykola Solskyi heute ein Labor für Lebensmittelsicherheit und Veterinärmedizin sowie ein Pflanzenschutzlabor in der Ukraine eröffnet. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat das Labor mit der FAO über den bilateralen Treuhandfond finanziert. Insgesamt 2,7 Millionen Euro, zusammen mit Beiträgen aus der EU und Japan, wurden unter anderem für die Ausstattung des phytosanitären und veterinärmedizinischen Labors verwendet, um Abfertigungskapazitäten zu erhöhen.

Dazu erklärt Bundesminister Cem Özdemir: „Unser Interesse ist es, dass die Ukraine ihre Souveränität umfassend gegen den russischen Aggressor verteidigen kann. Dafür ist die Ukraine auf ihre Wirtschaftskraft angewiesen, zu der die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag leistet. Darauf zielt Putin von Anfang an: Russische Truppen zerstören Felder, Höfe, Getreidesilos sowie Verkehrswege. Russland zielt nicht nur auf einen wichtigen Wirtschaftsfaktor der Ukraine, sondern verstärkt auch den Hunger in der Welt, um die internationale Gemeinschaft zu spalten. Ukrainisches Getreide ist für viele Menschen überlebenswichtig und trägt zu stabilen Märkten bei.

Der Export über das Schwarze Meer bleibt auf absehbare Zeit mit großen Risiken behaftet. Wir helfen alternative Exportwege zu etablieren, damit die Ukraine ihr Getreide dorthin bringen kann, wo es dringend gebraucht wird – nämlich in den Ländern des globalen Südens. Deutschland engagiert sich gemeinsam mit der EU, um Güterverkehrskorridore und Terminalkapazitäten für Agrartransporte auszubauen. Wir lassen nicht zu, dass Putin Hunger als Waffe einsetzt.“

Mykola Solskyi, ukrainischer Minister für Agrarpolitik und Ernährung: „Die deutsche Unterstützung spüren wir in der Ukraine auf politischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene. Diese Laboratorien sind ein Beispiel für diese Unterstützung. Sie sind einer der Schritte, die es uns ermöglichen, landwirtschaftliche Produkte in andere Länder der Welt zu liefern. Dazu muss die Qualität des Getreides sichergestellt sein, und die Unternehmen müssen unter optimalen Bedingungen arbeiten. Wir danken Deutschland und Herrn Özdemir für ihre umfassende Unterstützung und dafür, dass sie die Position der Ukraine bei der Lösung des Exportverbots für bestimmte EU-Länder unterstützt haben. Ein besonderer Dank kommt von den Bürgern und Landwirten für die Luftabwehrsysteme. Ich möchte auch Japan und der Europäischen Union meinen Dank dafür aussprechen, dass sie sich diesem Projekt angeschlossen haben. Außerdem danke ich meinen Kollegen von der FAO, dem staatlichen Dienst der Ukraine für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz und allen Anwesenden. Ich bin sicher, dass wir noch viele gemeinsame Projekte vor uns haben. Wir schätzen unsere Partnerschaft.“

Russland blockiert seit Kriegsbeginn die ukrainischen Schwarzmeerhäfen, über die zuvor nahezu alle Agrarrohstoffe verschifft wurden. Die EU hat mit den „Solidarity Lanes“ (Solidaritätskorridore) damit begonnen, alternative Exportwege zu etablieren – hier engagiert sich die Bundesrepublik mit Nachdruck. So konnten mehr als 48 Millionen Tonnen Agrargüter exportiert und Einnahmen für die ukrainische Landwirtschaft generiert werden. Große Flächen in der Ukraine sind durch den russischen Angriffskrieg mit Kampfmitteln kontaminiert (UKR Schätzungen: 17 Millionen Hektar betroffen), auf denen Lebensmittel für Millionen Menschen angebaut werden könnten.

Der ukrainische Gesamtagrarexport betrug im Juli 2023 gerade einmal noch 3,39 Millionen Tonnen Getreide, Ölsaaten und weitere landwirtschaftliche Produkte. Das ist der niedrigste Wert seit einem Jahr. Bislang wurden diese Produkte zu einem sehr großen Anteil per Schiff über das Schwarze Meer exportiert. Da durch die Aufkündigung des Getreideabkommens durch Russland der Export über die Schwarzmeerkorridore beendet wurde, braucht es dauerhafte alternative Exportrouten. Exporte in der genannten Größenordnung sind allerdings nur über einen weiteren Ausbau der EU-Solidarity Lanes möglich. Deshalb wird eine weitere Stärkung der Solidarity Lanes, insbesondere über die Donau immer wichtiger. Nach Schätzungen des ukrainischen Agrarministeriums kann die Kapazität der Donauroute potentiell um 500-800.000 Tonnen monatlich gesteigert werden.

Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands unterstützt das BMEL die Ukraine durch diverse Aktivitäten auf bilateraler und multilateraler Ebene. Die bilateralen Kooperationsprojekte des BMEL mit der Ukraine wurden für die Jahre 2022 und 2023 um 2,1 Millionen Euro aufgestockt, darunter 500.000 Euro für den Wiederaufbau im Forstsektor der Ukraine. Außerdem fördert das BMEL neben dem Ausbau der Exportkapazitäten die Ukraine mit weiteren 14 Millionen Euro im Rahmen des Rapid Response Plans der FAO. Dabei werden Tierarzneimittel, Impfstoffe sowie Generatoren für die Stromversorgung und Betriebsmittel für landwirtschaftliche Betriebe und für die Unterstützung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in vom Krieg besonders betroffenen Gebieten bereitgestellt.


Strengthening of alternative export routes - Özdemir opens laboratory in Ukraine
Özdemir: “We won’t allow Putin to use hunger as a weapon”

To make it easier to export agricultural products from Ukraine, Federal Minister Cem Özdemir and his Ukrainian counterpart Mykola Solskyi today opened a laboratory in Ukraine for food safety and veterinary medicine, as well as a phytosanitary laboratory. The Federal Ministry of Food and Agriculture (BMEL) funded the laboratory via the Bilateral Trust Fund, implemented by FAO. A total of 2.7 million euros, joining the contributions from EU and Japan were used to equip the phytosanitary and veterinary laboratories and thus increase clearance capacities

Federal Minister Cem Özdemir said: “Our aim is for Ukraine to be able to comprehensively defend its sovereignty against the Russian aggressor. To do so, Ukraine relies on its economic power, to which agriculture makes a significant contribution. Putin has had agriculture in his sights from the very beginning: Russian troops are destroying fields, farms, grain silos and transport routes. Russia is not just hitting an important part of Ukraine’s economy; it is also increasing hunger in the world in order to split the international community. Ukrainian grain is of existential importance for many people and helps ensure stable markets.

Exports via the Black Sea will remain highly risky for the foreseeable future. We are helping to establish alternative export routes so that Ukraine can deliver its grain to where it is urgently needed - namely in the countries of the global south. Together with the EU, Germany is taking action to expand freight corridors and terminal capacities for the transport of agricultural goods. We will not allow Putin to use hunger as a weapon.”

Mykola Solskyi, Mister of Agrarian Policy and Food of Ukraine emphasized: “Germany's support is felt by Ukraine at the political, economic and military levels. These laboratories are an example of such support. This is one of the steps that allow us to supply agricultural products to different countries of the world. The quality of grain must be confirmed, and business must operate in favorable conditions. We thank Germany and Mr. Özdemir for their comprehensive support, for supporting Ukraine's position on resolving the ban on exports to certain EU countries. A special thanks comes from citizens and farmers for the air defense systems. I would also like to express my gratitude to Japan and the European Union for joining this project. I would also like to thank my colleagues from FAO, the State Service of Ukraine on Food Safety and Consumer Protection and all those present. I am sure that we have many joint projects ahead of us. We value our partnership.”

Russia has been blocking the Ukrainian Black Sea ports since the beginning of the war; before the war, almost all agricultural commodities were shipped via these ports. The EU used its “solidarity lanes” to begin establishing alternative export routes - the Federal Republic is taking urgent steps in this regard. More than 48 million tonnes of agricultural goods have been exported via these lanes, generating income for the Ukrainian agricultural sector. Large areas of Ukraine have been contaminated with munitions (UKR estimates 17 million hectares have been affected), on which food could have been grown for millions of people.

Total Ukrainian agricultural exports amounted to only 3.39 million tonnes of grain, oilseeds and other agricultural products in July 2023. That is the lowest figure for a year. Until recently, most of these products were exported by ship via the Black Sea. As Russia’s cancellation of the grain agreement has meant that it is no longer possible to export via the Black Sea corridors, we need permanent alternative export routes. Exports at this scale are, however, only possible if we continue to expand the EU solidarity lanes. It is therefore becoming increasingly important to strengthen the solidarity lanes, particularly via the Danube. According to estimates by the Ukrainian agriculture ministry, the capacity on the Danube route could potentially be increased by 500,000 - 800,000 tonnes a month.

Since the beginning of Russia’s war of aggression, the BMEL has been supporting Ukraine via a range of different activities at both bilateral and multilateral level. The BMEL’s bilateral cooperation projects with Ukraine were topped up for 2022 and 2023 with an extra 2.1 million euros, including 500,000 euros for the reconstruction of Ukraine’s forestry sector. In addition to expanding export capacities, the BMEL is also providing Ukraine with a further 14 million euros under the FAO’s Rapid Response Plan. This plan supplies veterinary drugs, vaccines, power generators and inputs for farms and smallholders to areas hit particularly hard by the war.
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Herr Mathia Paul
Telefon: 030 / 18529-3170
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