15.06.2009 | 00:00:00 | ID: 855 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

„Milch ist Gesicht der Konjunkturkrise in der Landwirtschaft“

Berlin (agrar-PR) - Sonnleitner fordert Molkereien zum unternehmerischen Aufbruch auf
Die „Milch“ ist das Gesicht der Konjunkturkrise in der Landwirtschaft, weltweit ist die Nachfrage eingebrochen. Darauf wies der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, auf der „Handelsblatt“-Jahrestagung Agrar- und Ernährungs­wirtschaft am 10. Juni 2009 in Berlin hin. Nach Aussage Sonnleitners ist die Milchkrise jedoch nicht nur konjunkturell bedingt. „Sie ist in Deutschland auch strukturell bedingt, also hausgemacht“, machte der DBV-Präsident deutlich. Es brauche dringend deutliche Fortschritte in der Bündelung des Angebots der Molkereiwirtschaft gegenüber den Handelsketten. Das könnten Vertriebsgemeinschaften bei einzelnen Produktbereichen sein, aber nötig seien auch raschere Fusionen, nicht erst von ökonomisch ausgezehrten Unter­nehmen, forderte Sonnleitner.
 
Sonnleitner rief die in Deutschland überwiegend genossenschaftlichen Molkereien zum „unternehmerischen Aufbruch“ auf. Benötigt würden zwischen Molkereien und Milch­erzeugern neue Vertrags- und Liefermodelle, die die Gegebenheiten am Markt wider­spiegeln. Es könne nicht sein, dass der Landwirt erst im Nachhinein erfahre, wie hoch der Auszahlungspreis für seine erzeugte Milch ist. Vorbilder gebe es aus anderen Ländern, die bereits aus der staatlichen Milchmengenregelung ausgestiegen seien. In diesem Zusam­menhang warnte er davor, „dieses neue vertragliche Gefüge zwischen Landwirt und Molkerei ständig mit Totschlagargumenten einer Molkereiquote und Luftschlössern von halbstaat­lichen Milchboards kaputt zu reden“. Keiner sollte sich jetzt mehr hinter einer europäischen Quotenregelung verstecken, deren Ende absehbar ist.
 
Sonnleitner sprach sich für eine ständige Marktvorausschau als gemeinsame Einrichtung von Milcherzeugern und Molkereien aus. Frankreich vollziehe dies schon seit Jahren sehr erfolgreich. Hier würden sich regelmäßig die Molkereiverbände und die Vertreter der Milch­erzeuger am runden Tisch zusammenfinden und aufgrund einer gemeinsamen Analyse des Marktes eine Milchpreisempfehlung abgeben. Dies geschehe nicht starr für die gesamte Branche, sondern orientiert an den jeweiligen Produktionsausrichtungen der Marktpartner. Hier müsse jetzt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner beim Wort genommen werden, die angekündigt hatte, kartellrechtlich gangbare Wege aufzuzeigen, betonte Sonnleitner.
 
Sonnleitner erwartet in der aktuellen Wirtschaftskrise von der Agrarpolitik „nichts anderes als in der übrigen Wirtschaft auch: Es geht um die Ankurbelung der Nachfrage als ein Konjunk­turprogramm“. Unvorhersehbare Marktschwankungen auf den Agrarmärkten würden zunehmen. Kein Marktexperte habe die Entwicklungen in den letzten Monaten und Jahren treffsicher vorhersagen können. „Deshalb sollten wir uns in der betrieblichen Planung auch nicht allein auf Prognosen von Experten verlassen. Wir müssen uns stärker mit der Absicherung über Kontrakte oder andere Arten von vertraglichen Beziehungen in der Kette beschäftigen“, empfahl der DBV-Präsident. Wenn die Landwirtschaft es schaffe, unabhängig von den täglichen Preisausschlägen an den Märkten die Situation auf den Betrieben zu stabilisieren, dann wäre dies ein echter Wettbewerbsvorteil. Die Politik könne die Betriebe durch die Einführung einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage dabei unterstützten.
 
Bei der Veranstaltung des Handelsblattes betonte Sonnleitner nachdrücklich, dass er eine „subventionsfreie Landwirtschaft“ auch mittel- und langfristig in Deutschland und Europa für eine Illusion halte. Die Kosten einer multifunktionalen Landwirtschaft mit sehr hohen Standards auf europäischer Ebene würden vom Weltmarktpreis nicht gedeckt, weshalb auch nach einer erneuten Agrarreform nach 2013 ein dauerhafter finanzieller Ausgleich notwendig sei.
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