Berlin (agrar-PR) -
Sonnleitner diskutierte mit Studenten in Neubrandenburg „Die Agrarwirtschaft ist eine Stütze
in der Wirtschaftskrise. Wenn es vielen Menschen inzwischen schlechter als
früher geht, dann sind stabile Preise für Lebensmittel ein echter Rettungsanker
für das Familienbudget.“ Dies betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes
(DBV), Gerd Sonnleitner, im Rahmen eines agrarökonomischen Seminars vor
Studenten an der Hochschule Neubrandenburg. Zwar habe sich die gesamte
Produktionskette bei Nahrungsmitteln − angefangen von den Landwirten mit den
vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen bis hin zur Ernährungsindustrie
und dem Handwerk − bisher relativ stabil gegenüber der allgemeinen
Wirtschaftskrise gezeigt. Gleichzeitig sei aber zu spüren, dass die Produktionskette
erheblich unter Druck geraten sei, dass sie „wirklich ächzt und stöhnt unter
den Umsatzverlusten, die ja den Kehrwert sinkender Verbraucherausgaben für
Lebensmittel bedeuten“, sagte der Bauernpräsident.
Die Erzeugerpreise für die Landwirte seien
regelrecht abgestürzt. Die Bauernfamilien in Deutschland würden den weltweiten
Preisdruck besonders extrem zu spüren bekommen. „Denn in Deutschland haben wir
den wohl aggressivsten Lebensmitteleinzelhandel, der mit seinen Großdiscountern
jede Chance nutzt, Druck auf seine Vorlieferanten auszuüben. Ausgerechnet
mitten in der Wirtschaftskrise lebt dieser Lebensmitteleinzelhandel einen
mörderischen Verdrängungswettbewerb aus“, übte Sonnleitner scharfe Kritik. Er
wies darauf hin, dass es in Deutschland je Kopf der Bevölkerung fast ein
Drittel mehr Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel gibt als zum Beispiel in
Großbritannien oder der USA. Die notwendige Strukturbereinigung werde praktisch
über ruinöse Preiskonditionen auf Kosten der Landwirte durchgesetzt. „Das
schwächt alle. Innovative Molkereien wie Schlachthöfe und Fleischwarenfabriken,
aber auch uns Landwirte“, erklärte der Bauernpräsident.
Sonnleitner machte in den letzten Wochen
und Monaten der Politik immer wieder deutlich, dass man „die stützende Wirkung
der Agrar- und Ernährungswirtschaft nicht zerstören lassen darf“. Daher müsse
es nun gelingen, dass den Bauern mit den politischen Rahmenbedingungen wieder Mut
gemacht werde. Einseitigen nationalen Wettbewerbsverzerrungen gab er in diesem
Zusammenhang eine klare Absage. Benötigt würde ferner eine dauerhafte
Angleichung bei der Agrardieselbesteuerung an die Situation in Frankreich,
Dänemark oder Polen. Zudem sprach sich Sonnleitner dafür aus, in der Bilanz
eine Möglichkeit zu schaffen, Risikovorsorge durch eine entsprechende
Ausgleichsrücklage zu treffen.
„Unser Kernanliegen an die
Regierungskoalition ist aber eine klare Festschreibung des entkoppelten
Direktausgleichs über 2013 hinaus. Wenn wir schon in einen mörderischen
Wettbewerb mit offenen Außengrenzen geschickt werden, dann brauchen wir auf der
anderen Seite eine dauerhafte und verlässliche Kompensation für unsere im
weltweiten Vergleich äußerst hohen Standards im Tier- Natur- und Umweltschutz“,
appellierte Sonnleitner an die Regierungskoalition. Seiner Ansicht nach ist es
sogar überlegenswert, künftig ganz auf die Zweiteilung in erste und zweite
Säule zu verzichten und den Landwirten auf der Basis einer für alle gleichen
Grundsicherung Angebote zu machen, gezielte Sonderleistungen in der
Landschaftspflege und im Naturschutz honoriert zu bekommen.