22.07.2009 | 00:00:00 | ID: 1346 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Bauern nicht im Regen stehen lassen Landwirte gehen mit unterschiedlichen Perspektiven in die Ernte

München (agrar-PR) - Die diesjährige Getreide- und Rapsernte kommt schleppend voran. Kräftige und regional immer wiederkehrende Niederschläge verzögerten die Ernte in Bayern. In weiten Teilen waren umfangreiche und kontinuierliche Erntearbeiten kaum möglich, da das Getreide nach Regenfällen nicht abtrocknen konnte oder sogar die Felder nach Starkregen nicht befahrbar waren. „Die Landwirte in Bayern gehen dieses Jahr mit unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen in die Ernte“, fasst Gerd Sonnleitner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes bei der heutigen Erntepressefahrt, die gemeinsam mit dem bayerischen Landwirtschaftsministerium nach Sulzemoos und Ebertshausen in den Landkreis Dachau führte, die Lage zusammen. So berichteten Landwirte von Erträgen, die deutlich hinter ihren Erwartungen geblieben sind, andere zeigten sich durchaus zufrieden. Auch im Ökolandbau zeichnet sich diese Teilung ab. Während die nordbayerischen Öko-Landwirte optimistische Ernteerwartungen hegen, sehen die südbayerischen Kollegen eher kritisch in die Zukunft.

Für Bayern wird ein eher überdurchschnittlicher Ertrag bei allen Getreidearten erwartet. Nach ersten Schätzungen des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung zeichnet sich eine Getreideernte von ca. 7,3 Mio. Tonnen (ohne Körnermais) ab. „Für unsere Getreidebauern ist zu hoffen, dass sich mög­lichst bald eine stabile Wetterlage mit sommerlichem Wetter einstellt, damit die Ernte mit guten Qualitäten eingebracht werden kann“, sagt Sonnleitner. Denn Qualitätseinbußen wären gleichbedeutend mit Einnahmeverlusten. Bei den derzeitig schlechten Preisen wäre dies für die Erzeuger doppelt fatal. Im Getreide­bereich sorgte die Finanz- und Wirtschaftskrise zusammen mit der weltweiten Re­kord­getreideernte im vergangenen Jahr für einen nicht vorhersehbaren und nicht für möglich gehalten Einbruch bei den Getreidepreisen. An allen Getreidemärkten kannten die Preise bis zum Ende des Jahres kein Halten mehr. Nach einer leichten Erholung im Frühjahr sind die Getreide- und Rapspreise wieder deutlich gefallen. Die Erzeu­ger­preise für Weizen, Roggen, Gerste oder Raps sanken im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent, teilweise nahezu 60 Prozent. „Die aktuellen Getreidepreise decken nicht einmal mehr die aufgewendeten variablen Produktionskosten für Dünger, Pflanzen­schutz, Saat­gut, Verschleißteile der eingesetzten Maschinen und Diesel ab“, erklärt Sonnleitner.

„Für Arbeitsentlohnung, Pachten, Festkosten von Maschinen und Gebäude bleibt nichts. Die Betriebe leben von der Substanz. Kostenentlastungen und Liquiditäts­hilfen sind deshalb - wie für die insgesamt durch die Krise gebeutelte Land­wirt­schaft - auch für unsere Ackerbauern unbedingt notwendig.“

Auch bei Braugerste war die Preisentwicklung seit der letzten Ernte katastrophal. Im Vergleich zum Frühjahr 2008 sei der der­zeitige Preis von rund zwölf Euro je Dezitonne eine Farce. 2008 lag der Erzeuger­preis bei über 30 Euro je Dezitonne. „Bei einem Preis von zwölf Euro zahlen die Bauern kräftig drauf, denn die Produktionskosten je Dezitonne Braugerste lagen in diesem Jahr bei 25 Euro“, rechnet Leon­hard Keller, Vorsitzender der Vereinigung der Erzeu­ger­gemeinschaft für Qualitätsgetreide, vor.

Diese Entwicklung des Braugerstenpreises spiegelt sich auch deutlich in der An­bau­fläche in Bayern wider. Nur noch rund 125.500 Hektar wurden im Frühjahr 2009 in Bayern mit Sommergerste bestellt. Das entspricht einem Flächenrückgang von 15,5 Prozent bzw. 23.000 Hektar zum Vorjahr. Anfangs der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wuchs auf über 300.000 Hektar der wichtigste Rohstoff fürs bayerische Bier. „Da kann man schon die Frage an die Mälzer und Brauer stellen, ob überhaupt noch genügend bayerische Braugerste für unser bayerisches Bier zur Verfügung steht“, so Keller.

Die fehlende Honorierung im Preis gegenüber anderen Kulturen im Bereich Bioenergie sorgte nach Meinung Kellers in den vergangenen Jahren dafür, dass sich immer mehr Acker­bauern gegen den Anbau von Braugerste entschieden. „Die Großbrauereien müssen wieder auf Braugerste aus der Region setzten, anstatt zunehmend auf Braugersten- und Malzimporte“, sagt Keller, „Denn damit „Bayerisches Bier“ auch in der Seele bayerisch ist, muss es mit heimischer Braugerste und heimischem Hopfen hergestellt werden.“
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