München (agrar-PR) - Die
diesjährige Getreide- und Rapsernte kommt schleppend voran. Kräftige
und regional immer wiederkehrende Niederschläge verzögerten die Ernte
in Bayern. In weiten Teilen waren umfangreiche und kontinuierliche
Erntearbeiten kaum möglich, da das Getreide nach Regenfällen nicht
abtrocknen konnte oder sogar die Felder nach Starkregen nicht befahrbar
waren. „Die Landwirte in Bayern gehen dieses
Jahr mit unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen in die Ernte“,
fasst Gerd Sonnleitner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes bei
der heutigen Erntepressefahrt, die gemeinsam mit dem bayerischen
Landwirtschaftsministerium nach Sulzemoos und Ebertshausen in den
Landkreis Dachau führte, die Lage zusammen. So berichteten Landwirte von
Erträgen, die deutlich hinter ihren Erwartungen geblieben sind, andere zeigten
sich durchaus zufrieden. Auch im Ökolandbau zeichnet sich diese Teilung ab.
Während die nordbayerischen Öko-Landwirte optimistische Ernteerwartungen hegen,
sehen die südbayerischen Kollegen eher kritisch in die Zukunft.
Für Bayern wird ein eher überdurchschnittlicher Ertrag bei allen
Getreidearten erwartet. Nach ersten Schätzungen des Landesamtes für Statistik
und Datenverarbeitung zeichnet sich eine Getreideernte von ca. 7,3 Mio. Tonnen
(ohne Körnermais) ab. „Für unsere Getreidebauern ist zu hoffen, dass sich möglichst
bald eine stabile Wetterlage mit sommerlichem Wetter einstellt, damit die Ernte
mit guten Qualitäten eingebracht werden kann“, sagt Sonnleitner.
Denn Qualitätseinbußen wären
gleichbedeutend mit Einnahmeverlusten. Bei den derzeitig schlechten Preisen
wäre dies für die Erzeuger doppelt fatal. Im Getreidebereich sorgte die
Finanz- und Wirtschaftskrise zusammen mit der weltweiten Rekordgetreideernte
im vergangenen Jahr für einen nicht vorhersehbaren und nicht für möglich
gehalten Einbruch bei den Getreidepreisen. An allen Getreidemärkten kannten die
Preise bis zum Ende des Jahres kein Halten mehr. Nach einer leichten Erholung
im Frühjahr sind die Getreide- und Rapspreise wieder deutlich gefallen. Die
Erzeugerpreise für Weizen, Roggen, Gerste oder Raps sanken im Vergleich zum
Vorjahr um 50 Prozent, teilweise nahezu 60 Prozent. „Die aktuellen
Getreidepreise decken nicht einmal mehr die aufgewendeten variablen
Produktionskosten für Dünger, Pflanzenschutz, Saatgut, Verschleißteile der
eingesetzten Maschinen und Diesel ab“, erklärt Sonnleitner.
„Für Arbeitsentlohnung, Pachten, Festkosten von
Maschinen und Gebäude bleibt nichts. Die Betriebe leben von der Substanz.
Kostenentlastungen und Liquiditätshilfen sind deshalb - wie für die insgesamt
durch die Krise gebeutelte Landwirtschaft - auch für unsere Ackerbauern
unbedingt notwendig.“
Auch bei Braugerste war die
Preisentwicklung seit der letzten Ernte katastrophal. Im Vergleich zum Frühjahr
2008 sei der derzeitige Preis von rund zwölf Euro je Dezitonne eine Farce.
2008 lag der Erzeugerpreis bei über 30 Euro je Dezitonne. „Bei einem Preis von
zwölf Euro zahlen die Bauern kräftig drauf, denn die Produktionskosten je
Dezitonne Braugerste lagen in diesem Jahr bei 25 Euro“, rechnet Leonhard
Keller, Vorsitzender der Vereinigung der Erzeugergemeinschaft für
Qualitätsgetreide, vor.
Diese Entwicklung des Braugerstenpreises spiegelt sich auch deutlich
in der Anbaufläche in Bayern wider. Nur noch rund 125.500 Hektar wurden im
Frühjahr 2009 in Bayern mit Sommergerste bestellt. Das entspricht einem
Flächenrückgang von 15,5 Prozent bzw. 23.000 Hektar zum Vorjahr. Anfangs der
80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wuchs auf über 300.000 Hektar der
wichtigste Rohstoff fürs bayerische Bier. „Da kann man schon die Frage an die
Mälzer und Brauer stellen, ob überhaupt noch genügend bayerische Braugerste für
unser bayerisches Bier zur Verfügung steht“, so Keller.
Die fehlende Honorierung im Preis gegenüber anderen
Kulturen im Bereich Bioenergie sorgte nach Meinung Kellers in den vergangenen
Jahren dafür, dass sich immer mehr Ackerbauern gegen den Anbau von Braugerste
entschieden. „Die Großbrauereien müssen
wieder auf Braugerste aus der Region setzten, anstatt zunehmend auf
Braugersten- und Malzimporte“, sagt Keller, „Denn damit „Bayerisches Bier“ auch
in der Seele bayerisch ist, muss es mit heimischer Braugerste und heimischem
Hopfen hergestellt werden.“