03.08.2009 | 00:00:00 | ID: 1534 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Getreideernte: ''Eine Lotterie ohne Chancen auf Gewinn'' Schaukelwetter lässt Ernte weiter stocken – „Preise blanker Hohn und Spott“

München (agrar-PR) - „Die Getreideernte ist derzeit eine Lotterie ohne Chancen auf Gewinn“, erklärt Leonhard Keller, Vorsitzender der Landesvereinigung der bayerischen Erzeugergemeinschaften. Denn die bayerischen Landwirte würden sich mit gleich zwei Unwägbarkeiten konfrontiert sehen: Zum einen sorgten gestern und heute die regionalen Niederschläge für ein schleppendes Vorankommen der Getreide- und Rapsernte. Zum Anderen seien die aktuellen Getreidepreise blanker Hohn und Spott für jeden Erzeuger. „Die Erzeugerpreise decken nicht einmal Aufwendungen für Saatgut, Düngung, Pflanzenschutz und Maschineneinsatz in der Anbauperiode. An eine Entlohnung für die geleistete Arbeit ist bei diesen Preisen gar nicht mehr zu denken,“ so Keller über die Lage der Ackerbauern.

Keller warnt die bayerischen Genossenschaften, Handel, Mühlen, Mälzer und Brauereien die Situation schamlos auszunutzen und die Preise noch mehr zu drücken. Besonders die Situation der Landwirte, die keine Möglichkeit zur Lagerung auf dem eigenen Betrieb hätten, würden von der aufnehmenden Seite teilweise rigoros ausgenutzt werden.

Für Wintergerste, deren Ernte in Bayern nahezu abgeschlossen ist, erhalten die Landwirte derzeit um die acht Euro je Dezitonne und damit fast die Hälfte weniger als im Vorjahr. Bei Raps zeigen die Ertragsmeldungen enorme Schwankungen. Unwetter verursachten teilweise Totalausfälle. Bei Braugerste, deren Ernte angelaufen ist, wird derzeit ein Erzeugerpreise von elf bis zwölf Euro je Dezitonne diskutiert, vor 18 Monaten lag der Preis noch bei 30 Euro je Dezitonne. Bei der Weizenernte zeichnen sich ähnlich dramatische Preisentwicklungen ab.

Der Preisdruck wurde ausgelöst durch die Erwartungen an eine weltweit gute Ernte und einen geringen Anstieg der weltweiten Nachfrage an Getreideerzeugnisse infolge der Finanz- und Wirtschaftkrise. Dies hat zur Folge, dass die Kurse für Getreide und Ölsaaten an den Warenterminbörsen deutlich gesunken sind. Nach Schätzungen des International Grain Council (IGC) wird mit 1733 Mio. Tonnen (t) Getreide (ohne Reis) die zweithöchste jemals geerntete Menge an Getreide weltweit erwartet. Nur im Vorjahr wurde mit 1790 Mio. t mehr geerntet. Auch in Europa schätzen die Marktanalysten, dass die erwartete Produktionsmenge von 281 bis 285 Mio. t den Verbrauch deutlich deckt. In Deutschland wird die Getreideernte derzeit auf ca. 47 Mio.t (2008: 50 Mio.t) taxiert. In Bayern liegen die Ernteerwartungen über den sieben Mio. Tonnen des Vorjahres. In Südbayern liegt dabei das Gros der Erntemeldungen bisher deutlich unter den Vorjahreswerten. In Nordbayern übertreffen die ersten Meldungen deutlich die schlechten Vorjahreserträge.

Für Keller steht fest, dass die Alternative Bioenergie somit zwangsläufig weiter von Seiten der Landwirte ausgebaut wird. „Mit der thermischen Verwertung von Getreide hat die Bundesregierung im Sommer dieses Jahres einen interessanten Verwertungspfad für Getreide geschaffen,“ so Keller. In Heizöläquivalent betrachtet würde man bei der thermischen Verwertung von Getreide beim derzeitigen Heizölpreis von 55 Cent je Liter ca. 22 Euro je Dezitonne erlösen. Auch die Verwertung über Biogasanlagen verspräche derzeit deutlich bessere Erlöse, welche zumindest die Kosten deckten. „Ob das sinnvoll und mit dem Gewissen zu vereinbaren ist, hochwertiges Getreide derart zu verramschen, werden viele Bauern dann dahingestellt sein lassen“, sagt Keller.
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