02.06.2009 | 00:00:00 | ID: 748 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Landeslabor Berlin-Brandenburg: Modernste Technik gegen Pestizid-Rückstände

Berlin/Frankfurt(Oder) (agrar-PR) - In den Vorgängereinrichtungen des Landeslabors Berlin-Brandenburg wurden 2008 mehr als 2.000 Proben aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht, davon 1.541 Proben pflanzlicher Herkunft. Von diesen waren 1.087 Proben frisches Obst, Gemüse und Kartoffeln. Lediglich bei 3,6 Prozent aller risikoorientiert entnommenen Proben waren Überschreitungen der gesetzlich geregelten Höchstmengen zu verzeichnen.

Weltweit werden zur Zeit etwa 1.400 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe eingesetzt. In Europa sind es immerhin noch rund 800, davon sind in Deutschland etwa 260 Pestizid-Wirkstoffe zugelassen. Das Landeslabor Berlin-Brandenburg verfügt mit seinem personellen und technischen Know-how über die akkreditierte Fachkompetenz für die Rückstandsuntersuchung von etwa 780 verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen.

Die wissenschaftliche Herausforderung besteht darin, eine Probe gleichzeitig auf mehrere hundert verschiedene Einzelwirkstoffe (bei pflanzlichen Lebensmitteln mehr als 500 Pestizide) zu untersuchen. Bei den Analysen werden deshalb neben ausgewählten Einzelmethoden vor allem sogenannte Multikomponentenmethoden eingesetzt. Mit effizienten, z.T. eigenentwickelten Techniken der Probenvorbereitung kann in kürzester Zeit eine große Anzahl von Analysenproben sicher und einwandfrei für die Messungen aufarbeitet werden. Die Anforderungen an die Messgeräte sind in den letzten Jahren stetig gewachsen. Das Landeslabor Berlin-Brandenburg verfügt über hochmoderne, spezielle Messgeräte (Flugzeitmassenspektrometer/GC-MS-TOF, Flüssigkeitsmassenspektrometer/LC-MS-MS), mit denen schnell eine Vielzahl von Wirkstoffen nachgewiesen und deren Gehalt empfindlich bestimmt werden kann. Diese Geräte sind aufgrund der speziellen Bauweise in der Lage, auch auf unbekannte Stoffe zu untersuchen.

Von den mehr als 2.000 analysierten Lebensmittelproben kamen etwa 5 Prozent aus dem Bio-Anbau. Für Obst- und Gemüseerzeugnisse, die nach der EG-Öko-Verordnung hergestellt worden sind, ist die Palette der zugelassenen Pflanzenschutzmittel stark eingeschränkt. Bei den Untersuchungen der Bioprodukte waren keine Auffälligkeiten und Höchstmengenüberschreitungen an Pestizid-Rückständen feststellbar. Die Kontrollen zeigen, dass diese Erzeugnisse signifikant weniger Rückstände enthalten, als Obst und Gemüse aus konventioneller Landwirtschaft.

Insgesamt waren im vergangenen Jahr 76 Höchstmengenüberschreitungen nach EU- bzw. deutsche Rechtsvorschriften zu verzeichnen. Zu berücksichtigen ist, dass ab dem 1. September 2008 für die Beurteilung in weiten Teilen die EU-Verordnung Nr. 396/2005 gilt, die eine vollständige Harmonisierung der Pestizid-Gehalte in Lebensmitteln innerhalb der Europäischen Union bedeutet.

Bezogen auf die Herkunft der Proben mit Höchstmengenüberschreitungen ergab sich folgendes Bild: Der größte Anteil (fast 50 Prozent) kam aus Nicht-EU-Ländern, etwa 20 Prozent kamen aus Deutschland und etwa ein Drittel aus anderen EU-Staaten. Pestizide, die häufiger zu Höchstmengenüberschreitungen führten, waren z.B. Buprofezin, Carbendazim, Ethion Dimethoat / Omethoat, Acetamiprid, Chlorfenvinphos, Difenoconazole, Fenpropathrin, Fipronil, Fluazifop, Imazalil, Imidacloprid, Monocrotophos und Spiromesifen.

Eine analytische Besonderheit war der Nachweis des Pflanzenschutzwirkstoffs Ethephon (Höchstmengenüberschreitung) in Tomaten gewesen. Ethephon wird als Halmstabilisator im Getreideanbau eingesetzt, aber auch zur Ernteerleichterung und Reifebeschleunigung im Obst- und Gemüseanbau. Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, die besonders zu Pestizid-Überschreitungen führten, waren bei Gemüse Tomaten, Paprika und Mangold und bei Obst Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Tafeltrauben und Äpfel.

Besonders auffällig war auch die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln bei exotischen Früchten. Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen eines Monitoring-Programms Passionsfrüchte – auch bekannt als Maracuja oder Granadilla - auf Rückstände untersucht. In ca. der Hälfte der untersuchten Proben wurden Gehalte nachgewiesen, die oberhalb der gesetzlichen Höchstmengen lagen. Insgesamt waren bei den Untersuchungen die Mehrfachrückstände auffällig – es waren bis zu 5 verschiedene Pflanzenschutzmittel nachzuweisen. Passionsfrüchte sind rund bis eiförmig und besitzen eine gelbe oder violett-rote Schale. Im reifen Zustand sind die Früchte schrumpelig. Das farblose bis gelbliche Fruchtfleisch hat einen süßen/säuerlichen Geschmack. Die zahlreichen schwarzen Kerne sind essbar. Die Früchte sind vor allem in Mittel- und Südamerika beheimatet, werden aber auch in Australien, Kenia, Südafrika und Sri Lanka kultiviert. Die importierten Passionsfrüchte stammen meist aus Kolumbien, Kenia und Südafrika.

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass auch andere Exoten, wie z. B. die Longan-Früchte mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden. 2 Proben waren aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen zu beanstanden. Die Longan ist mit der Litschi verwandt, besitzt eine braune glatte Schale, die das glasige, aromatische Fruchtfleisch umschließt.

Einige Pflanzenschutzmittel befinden sich nur oberflächlich auf den Pflanzen. Diese lassen sich – abhängig von ihrer Wasserlöslichkeit - mehr oder weniger gut abwaschen. Systemische Pestizide dringen in die Pflanze ein, diese lassen sich durch Abwaschen nicht reduzieren. Es empfiehlt sich jedoch grundsätzlich, das Obst oder Gemüse vor dem Verzehr möglichst mit lauwarmem Wasser abzuwaschen.
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