09.02.2011 | 11:45:00 | ID: 8112 | Ressort: Landwirtschaft | Beruf & Bildung

7 Millionen Euro für strukturelle Verbesserungen der ärztlichen Versorgung im Ländlichen Raum

Stuttgart (agrar-PR) - Gesundheitsministerin Dr. Monika Stolz und der Minister für den Ländlichen Raum Rudolf Köberle: „Qualitativ hochwertige medizinische Versorgung muss auch künftig flächendeckend gesichert sein“.

„Noch haben wir in Baden-Württemberg eine ausreichende Versorgung mit Haus- und Fachärzten. Insgesamt betrachtet ist Baden-Württemberg sogar eher über- als unterversorgt. Dennoch wird es im Ländlichen Raum merklich schwieriger, Nachwuchs für die dortigen „Landarztpraxen" zu finden. Deshalb gilt es bereits jetzt, Strategien zu entwickeln, mit denen auch zukünftig eine flächendeckende medizinische Versorgung auf hohem Niveau gewährleistet werden kann. Die Landesregierung hat deshalb einen vielschichtigen Maßnahmenkatalog erstellt, der die Versorgung der ambulanten ärztlichen Versorgung der Bevölkerung sicherstellen soll", sagten Gesundheitsministerin Dr. Monika Stolz und der Minister für den Ländlichen Raum Rudolf Köberle am Montag (7.2.) in Mutlangen. Modellprojekte, Nachwuchsförderung und Telemedizin gehörten ebenso dazu, wie das neue Zehn-Punkte-Aktionsprogamm „Landärzte", das die Ministerin und der Minister im Rahmen der Tagung „Medizinische Versorgung im Ländlichen Raum" im Stauferklinikum in Mutlangen vorstellten.

„Die Gesellschaft muss sich auf eine stark anwachsende Zahl älterer Menschen mit altersbedingten Einschränkungen einstellen. Die aktuellen und künftigen Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems, die medizinische sowie die demographische Entwicklung, aber auch die Änderung der Lebensformen, werden gerade im Ländlichen Raum Auswirkungen auf die Gesundheitsinfrastruktur haben", sagte Köberle. Als Minister für den Ländlichen Raum liege ihm diese Entwicklung besonders am Herzen. Mit dem Zehn-Punkte-Aktionsprogramm habe die Landesregierung wertvolle Maßnahmen angestoßen, um einem insbesondere im Ländlichen Raum befürchteten Ärztemangel vorzubeugen und die flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung mit ambulanten medizinischen Leistungen auch langfristig zu sichern.

Der interministerielle Kabinettsausschuss „Ländlicher Raum" habe zuvor wesentliche Impulse für das neue Aktionsprogramm der Landesregierung entwickelt. „Wir gehen neue Wege bei der Gesundheitsinfrastruktur im Ländlichen Raum und erproben neue Ansätze", so Köberle. Dazu gehören das Modellprojekt „Verbundweiterbildung Plus Ländlicher Raum", ein Konzept zur nachhaltigen Sicherung der hausärztlichen Versorgung im Ländlichen Raum, und telemedizinische Modellprojekte am Gesundheitsstandort Ostalbkreis.

Im Rahmen des Aktionsprogramms stelle die Landesregierung rund sieben Millionen Euro bereit. „Damit sollen beispielsweise Medizinstudenten finanziell unterstützt werden, die ihr Praktisches Jahr in einer niedergelassenen Allgemeinarztpraxis absolvieren. Auch die Praxis soll einen finanziellen Beitrag erhalten.", erläuterte die Gesundheitsministerin und führte zu weiteren Förderansätzen des Landes aus: „Die Medizin wird weiblicher. Wir brauchen vor Ort dringend Strukturen, die es ermöglichen Beruf und Familie in Einklang zu bringen, um so auch den Beruf des Allgemeinmediziners attraktiv zu gestalten. Ein ganz wesentlicher Punkt des Förderprogramms ist es deshalb, Einrichtungen einen Anschub zu geben, die mit innovativen familienfreundlichen Ansätzen zur ambulanten ärztlichen Versorgung im ländlichen Räumen beitragen. Dabei sollen insbesondere auch junge Ärztinnen angesprochen werden, denen es beispielsweise über eine Teilzeitbeschäftigung ermöglicht werden kann, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die Ministerin betonte dabei die wichtige Rolle, die den Kommunen bei der Gestaltung solcher Lösungen zukomme.

Die Landesregierung strebe aber auch strukturell Verbesserungen wie eine bessere Bedarfsplanung vor Ort und eine sektorenübergreifende Verzahnung an. Nur so könne es gelingen, für jede Region Baden-Württembergs eine passende Lösung für ganz individuelle Gegebenheiten zu finden, so Stolz und Köberle. Dabei gibt es aus Sicht von Stolz keine allgemeingültigen Patentrezepte: „Es wäre der falsche Weg zum Beispiel Zweigpraxen oder medizinische Versorgungszentren als Allheilmittel zu propagieren. Vielmehr sind hier die Selbstverwaltung, also insbesondere die Kassenärztliche Vereinigung, die örtliche Ärzteschaft, aber auch die kommunal Verantwortlichen gefragt. Sie müssten kreative Lösungsansätze entwickeln, die den örtlichen Gegebenheiten gerecht werden. Nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, können die Herausforderungen der nächsten Jahre gemeistert werden", so Stolz. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt sei, die ärztliche Versorgung in Pflegeheimen zu verbessern, die sich in den letzten Jahren immer wieder als problematisch herausgestellt habe. Auch hier werde das Land Forschungs- und Modellprojekte auf den Weg bringen, um die Situation dauerhaft zu verbessern.

Die vielfältigen Maßnahmen der Landesregierung würden durch bundespolitische Initiativen flankiert, die insbesondere darauf abzielen, die Bedarfsplanung kleinräumiger und regionaler gestalten zu können. Entsprechende Initiativen habe Baden-Württemberg bereits bei der letzten Gesundheitsministerkonferenz maßgeblich mitgestaltet. „Wir Länder fordern auch stärkere Mitwirkungsrechte ein", führte die Ministerin aus. „Es geht nicht an, dass im Gemeinsamen Bundesausschuss, der fast alle zentralen Entscheidungen für den ambulanten ärztlichen Bereich trifft, zwar Vertreter der Krankenhäuser, Krankenkassen, sogar Patientenvertreter, am Tisch sitzen, aber kein einziges Landesgesundheitsministerium.

Stolz und Köberle hoben hervor, dass das Aktionsprogramm eine Aufforderung an alle Verantwortlichen im Lande, Selbstverwaltung und Kommunen, darstelle, sich in einer konzertierten Aktion um die richtigen Weichenstellungen für eine nachhaltige Sicherung einer flächendeckenden Versorgung in Baden-Württemberg zu bemühen. „Nur dann können wir es schaffen weiterhin so gut wie bislang da zu stehen und den grundlegenden Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden", zogen die Ministerin und der Minister ihr Fazit."


Das Zehn-Punkte-Aktionsprogamm „Landärzte" (in Stichworten):

Entwicklung neuer Organisationsformen ärztlicher Tätigkeit: Projekt Landärztin/Landarzt

Gezielte Nachwuchsförderung im Bereich Humanmedizin

Gezielte Förderung der ärztlichen Versorgung in Heimen

Reform der Bedarfsplanung vertragsärztlicher Leistungserbringung
Vorhandene Instrumente stärker nutzen

Übertragung ärztlicher Leistungen auf nichtärztliche Berufe

Bessere Verzahnung der ärztlichen Versorgung

Ländliches Umfeld noch attraktiver machen und die Wiederbesetzung freier Arztsitze unterstützen

Strukturen im Land weiter entwickeln - gemeinsam vor Ort planen

Sieben Millionen Euro Förderprogramm der Landesregierung



Das Zehn-Punkte-Aktionsprogramm „Landärzte" steht Ihnen zum Download unter www.sozialministerium-bw.de zur Verfügung.

Weitere Informationen über das Modellprojekt "Verbundweiterbildung Plus" sowie die regionalen Weiterbildungsverbünde und das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin sind unter www.weiterbildung-allgemeinmedizin.de abrufbar. (pd)

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