Wiesbaden (agrar-PR) - Gespräche über Waldsanierung angekündigt
Die hessische Umweltministerin Silke Lautenschläger hat sich gegen
einen Einsatz mit einem chemischen Pflanzenschutzmittel bei der im Jahr
2010 erwarteten Massenentwicklung der Maikäfer im Hessischen Ried
entschieden. Fachliche Gründe sprächen dagegen, erklärte sie am Freitag
vor Journalisten in Wiesbaden. Sie kündigte ferner Gespräche mit
Experten und Naturschutzverbänden über eine Waldsanierung in Südhessen
an.
Lautenschläger begründete ihre Entscheidung damit, dass viele
Flächen im Ried wegen ihrer Schutzbedürftigkeit nicht für eine
Behandlung in Frage kommen. Dabei handele es sich beispielsweise um
Naturschutzgebiete und Wasserschutzgebietszonen sowie Lebensräume für
stark gefährdete Arten oder reine Nadelholzbestände. Das potentielle
Bekämpfungsgebiet könne sogar kleiner werden, denn für bestimmte unter
Schutz stehende Arten sei die Lebensraumkartierung noch nicht
abgeschlossen. „Eine Bekämpfung auf wenigen Teilflächen führt jedoch
zwangsläufig zur Wiederausbreitung der Maikäferpopulation in dem
gesamten Gebiet. Der Erfolg einer Bekämpfung ist daher fraglich“, sagte
die Ministerin. Außerdem sei eine Beeinträchtigung geschützter Arten
durch einen Einsatz des untersuchten Wirkstoffs Dimethoat
(Breitband-Insektizid) nicht auszuschließen.
„Die Entscheidung war nicht einfach“
Lautenschläger: „Die Entscheidung war nicht einfach, doch die
Aussicht auf eine wirksame Bekämpfung der gesamten Maikäferpopulation
war nicht hinreichend gegeben.“ Das Hessische Ried ist seit Jahrzehnten
durch eine vergleichsweise hohe Maikäferpopulation gekennzeichnet.
Neben dem Wurzelfraß der Maikäfer unterliegt der Wald im Hessischen
Ried seit Jahrzehnten Veränderungen durch die Absenkungen des
Grundwasserspiegels sowie dem klimatisch bedingten Wandel (hohe
Trockenheit). Auch diese Einflüsse finden ihren Niederschlag auf den
Zustand des Waldes. „Wieweit eine Bekämpfung der Maikäfer überhaupt in
der Lage wäre dauerhaft den Waldzustand zu verbessern, ist fraglich“
machte Lautenschläger deutlich.
Waldsanierung bleibt auf der Tagesordnung
Bei der Abwägung des Einsatzes der chemischen Bekämpfung, habe auch
die öffentlich wichtige Funktion des Waldes als Naherholungsraum und
die Akzeptanz des Naturraumes Wald eine wichtige Rolle gespielt. Um den
Belangen des Artenschutzes, der im Hessischen Ried vorhandenen Natura
2000 Gebieten und den Vogelschutzgebiete wie auch dem Erhalt des Waldes
gerecht zu werden, will Lautenschläger nach eigenen Worten mit weiteren
Experten und den Naturschutzverbänden Gespräche über die Frage führen,
wie dies am Besten zu erreichen ist. „Momentan läuft noch eine
Untersuchung über die Möglichkeiten den Grundwasserspiegel zumindest
vereinzelt wieder anheben zu können, um dadurch eine Verbesserung des
Waldzustandes zu erzielen“, erklärte die Ministerin. Außerdem werde man
auch weiter prüfen welche ökologischen Methoden in Betracht kommen, um
den Waldzustand zu verbessern. „Die Waldsanierung bleibt auf der
Tagesordnung“.