04.07.2011 | 12:34:00 | ID: 10011 | Ressort: Landwirtschaft | Pflanze

Wie kann man den Chinesischen Fadenwurm aufhalten?

Wädenswil (agrar-PR) - 2008 entdeckten Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Chinesische Fadenwürmer an Gemüse in Schweizer Gewächshäusern.
Nach Frankreich war die Schweiz das zweite europäische Land mit einem solchen Befall. Aufgrund einer Risikoanalyse mit ACW-Beteiligung empfiehlt die «European and Mediterranean Plant Protection Organisation» EPPO seinen Mitgliedstaaten, den Schädling als Quarantäneorganismus einzustufen. Damit dies möglich wird, braucht es aber wissenschaftliche Grundlagen, auf die sich die Importkontrolleure stützen können. ACW-Fachleute entwickeln daher zusammen mit europäischen Partnern ein Vorgehen und einen Labor-Test zur Identifikation des Schädlings. Zudem will man herausfinden, auf welchem Weg er damals in die Schweiz gelangte. Das Ziel ist es, eine erneute Einschleppung des Schädlings zu verhindern.

Der Chinesische Fadenwurm (Meloidogyne enterolobii) kann in gemäßigten Klimazonen Gemüse in Gewächshäusern befallen, so geschehen 2008 in der Schweiz. Inzwischen haben Forschende von Agroscope Changins-Wädenswil zusammen mit deutschen Kollegen vom Julius-Kühn-Institut zeigen können, dass der Schaden bei Tomaten und Gurken durch diesen Schädling größer ist als bei anderen Fadenwurm-Arten. Der Grund: Der Chinesische Fadenwurm umgeht alle bislang bekannten natürlichen Resistenzmechanismen der Nutzpflanzen.


Schädling korrekt identifizieren

Bis heute können importierte Pflanzen mit Verdacht auf Befall mit dem Chinesischen Fadenwurm nicht zurückgewiesen oder vernichtet werden. Das soll sich aber ändern. Mit der aktuellen EPPO-Einstufung des Chinesischen Fadenwurms (Details siehe unten) beginnt die eigentliche Arbeit für die Experten aus der Schweiz, Deutschland und Holland sowie der EPPO: ein Dokument zur korrekten Identifizierung des Fadenwurms erarbeiten. Es wird voraussichtlich Ende 2011 publiziert und hilft mit, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, um Importe von verseuchtem Pflanzenmaterial zu unterbinden.


Gen-Test innerhalb von 24 Stunden

Die ACW-Forschenden haben darüber hinaus neue Verfahren auf der Basis des genetischen Fingerabdrucks entwickelt, um den Chinesischen Fadenwurm schnell und sicher nachzuweisen. Diese neuen Tests sollen bald in europäischen Ringtests auf Herz und Nieren geprüft werden. So könnten zukünftig innerhalb von 24 Stunden verdächtige Proben analysiert und das erneute Einschleppen oder weitere Verschleppen der Schädlinge verhindert werden.


Die Reise der Fadenwürmer

Woher kam der Schädling? Um diese Frage zu beantworten, haben die ACW-Experten dank internationaler Zusammenarbeit Tiere von verschiedenen Fadenwurmpopulationen von China bis Südamerika zusammengetragen. Ziel eines darauf basierenden Forschungsprojektes soll es sein, herauszufinden, woher die Chinesischen Fadenwürmer stammen, die in Europa entdeckt worden sind. So könnte die mögliche Route der Einschleppung nach Europa ermittelt und in Zukunft unterbunden werden.


Die Arbeit der «European and Mediterranean Plant Protection Organisation»

Die nationalen Pflanzenschutzdienste der Niederlande und Deutschland informierten zu Beginn des Jahres 2008 die EPPO darüber, dass der Chinesische Fadenwurm in Import-Pflanzen entdeckt wurde. Daraufhin hat die EPPO im Mai 2008 den Chinesischen Fadenwurm auf die «Alarmliste» gesetzt. Zusätzlich wurde eine Arbeitsgruppe zusammengerufen, die aus Experten von sieben europäischen Ländern, inkl. Schweiz, und einer Expertin aus den USA besteht. Diese Expertengruppe mit ACW-Beteiligung führte 2009 eine Risikoanalyse durch. Nach weiterer Prüfung setzte die EPPO den Schädling Ende 2010 auf die nächsthöhere Liste, wodurch der Chinesische Fadenwurm aktuell als Organismus der Stufe A2 (lokal begrenztes Auftreten in der EPPO-Region) gilt. Nun liegt die Entscheidung bei den europäischen Mitgliedsländern, den nächsten Schritt zu tun und den Chinesischen Fadenwurm als neuen Quarantäneorganismus einzustufen.

Quarantäneorganismen sind Schädlinge, die - einmal eingeschleppt - große wirtschaftliche Schäden in der Landwirtschaft verursachen können. Die EPPO koordiniert Maßnahmen zur Pflanzengesundheit und damit zur Verhinderung der Einschleppung von Quarantäneorganismen. Im Jahr 1951 von fünfzehn europäischen Ländern gegründet, hat die EPPO inzwischen fünfzig Mitgliedsländer (siehe www.eppo.org). (acw)
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