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„Tiere darf man töten und essen“Berlin (agrar-PR) - Tierhaltung und Tierschutz im Fokus der Deutschen Bauern Korrespondenz „Tiere darf man töten und essen.“ Das sagte Dr.
Clemens Dirscherl, Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks und
leitender Agrarreferent der württembergischen Landeskirche im Aktuellen
Interview mit der Deutschen Bauern Korrespondenz, dem Monatsmagazin des
Deutschen Bauernverbandes (DBV), die in der aktuellen Dezemberausgabe
den Schwerpunkt „Tierhaltung und Tierschutz – im Fokus“ thematisiert.
Fragen müsse man sich aber, so der Agrarbeauftragte der Evangelischen
Kirche Deutschlands, „ob wir Maß halten? Noch nie in der
Menschheitsgeschichte wurde soviel Fleisch gegessen wie heute. Wir leben
in einer maßlosen Gesellschaft und genau darin besteht die Gefahr, dass
die Tiere durch diese Maßlosigkeit ihre Mitgeschöpflichkeit und damit
ihre Würde verlieren.“ Wir müssen uns fragen, ob es eine gute
Entwicklung ist, wenn Stallanlagen mit wahrhaftig agrarindustriellen
Dimensionen entstünden, gab Dirscherl zu bedenken. Grundsätzlich werde
alles was mit einer bestimmten Größendimension verbunden ist, im
menschlichen Empfinden als „Masse“ in seinen negativen Folgen
wahrgenommen: Massentourismus, Massenkonsum und dann entstehe auch die
tiefe Skepsis gegenüber einer Massentierhaltung.
Die aktuelle Tierschutzdebatte habe sich, so
Dirscherl, schleichend entwickelt. Dafür seien verschiedene
Entwicklungen verantwortlich. So speise sich die Diskussion um
Tierhaltung aus der Entwicklung in einer naturentfremdeten Gesellschaft,
die ihre Grundbedürfnisse befriedigt habe. Die sogenannte
Maslow-Bedürfnis-Pyramide besage, dass sich Persönlichkeiten, sobald
entsprechende Bedürfnisse gedeckt sind, durch ein besonderes Ausmaß an
Selbstentfaltung oder Selbstverständnis definierten. Dirscherl wörtlich:
„Diese Selbstentfaltung findet sehr stark im ökologischen Bereich und
eben auch beim Tierschutz statt.“ Aus all dem habe sich schließlich ein
gesellschaftliches Klima ergeben, „in dem es schon fast zur political
correctness gehört, Fleischkonsum kritisch zu sehen“.
Auch sei es keinesfalls ein Widerspruch, wenn
allen Tierschutzforderungen der Verbraucher zum Trotz im Supermarkt zum
eher günstigen Produkt gegriffen werde. Vielmehr folge dieses Verhalten
dem Grundsatz „der Wille ist stark, das Fleisch ist schwach“. Sehr wohl
seien sich die Verbraucher um ihren „Sündenfall“ beim Kauf von
Billigfleisch im Supermarkt bewusst. Um ihr Verhalten zu kompensieren,
„quasi Buße zu tun“, seien sie in Meinungsumfragen umso konsequenter und
gäben Peta, Animals Angels oder anderen Tierschutzorganisationen umso
bereitwilliger ihre Unterschrift.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, sei es wichtig,
dass die Nutztierhalter und ihre Organisationen Verständnis zeigten.
Statt zu versuchen, die Diskussion zu versachlichen, riet Dirscherl im
dbk-Gespräch, mit der Emotionalisierung einherzugehen. Die Tierhalter
müssten klar verdeutlichen, „dass man Verständnis für kritische Anfragen
hat, dass man auch als Landwirt die Tiere mag, sie als Mitgeschöpfe
sieht, aber sie gleichzeitig auch dem Menschen zum Nutzen gegeben sind –
eben Nutztiere und keine Kuscheltiere.“ Jeder Landesbauernverband und
jeder Kreisbauernverband müsse einen Vorzeigestall haben, den die
Verbraucher als „gläsernen Modellstall“ ohne Schutzkleidung besuchen
können. Damit müsste verdeutlicht werden, dass sich alle Landwirte an
diesem Vorzeigeobjekt orientieren, aber nicht jeder Landwirt diesen
optimalen Standard erreichen kann – ebenso wenig „wie jedes Kind in der
Mietwohnung sein eigenes Zimmer hat oder einen Zugang zum eigenen
Garten.“
Auch Wirtschaftspsychologe und
Unternehmensberater Carl Vierboom sieht im Interview mit der dbk den
Verbraucher „zwischen Genusswunsch und Schuldgefühl“. Zudem sei Fleisch
„banal geworden“, was Vierboom auf die heutigen zahlreichen
ernährungsphysiologisch konkurrenzfähigen Alternativen zu Fleisch, aber
insbesondere auch auf dessen gesunkenen Preis zurückführt. Auch die
Heimtierhaltung, „die immer mehr das Alltagsleben und das
Selbstverständnis der Menschen beeinflusst“ und die Tatsache, dass
gerade Kinder an das Thema Tier meist über Zoobesuche oder Heimtiere
herangeführt werden, seien für Schuldgefühle durch die Nutztierhaltung
verantwortlich.
In weiteren Beiträgen von Vizepräsident
Franz-Josef Möllers wird die Veredlung als Wirtschaftsfaktor
verdeutlicht. Mit welchen gesellschaftlichen Anforderungen und
gesetzlichen Bestimmungen die Bauern in Sachen „moderne Tierhaltung und
Tierschutz“ konfrontiert sind und was künftig auf sie zukommt,
erläuterte Prof. Dr. Jörg Hartung von der Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover. Eine weitere ausführliche Argumentation zum Thema
„Tierhaltung im Fokus der Gesellschaft“ des Referatsleiters Tierische
Erzeugung beim DBV, Roger Fechler, arbeitet Hintergründe und Fakten zum
Thema auf.
Die Deutsche Bauern Korrespondenz dbk ist die
Monatsschrift des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Die dbk analysiert
aktuelle und überregionale agrarpolitische Themen für die ehren- und
hauptamtlichen Mandatsträger des DBV. Die Zeitschrift erscheint
monatlich und kann gegen eine Jahresgebühr von 35,10 Euro, inklusive
sieben Prozent Mehrwertsteuer, bei m.steinmetzer@bauernverband.net, Fax. 030-31904-431 abonniert werden. Pressemeldung Download: | |
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