Berlin (agrar-PR) -
Öffentlichkeitsarbeit steht vor großer Herausforderung Die deutsche Landwirtschaft muss in unserer
Gesellschaft stärker für die moderne Tierhaltung werben. Denn emotional
sehr aufgeladene Tierschutzdiskussionen gefährden die Akzeptanz der
tierischen Produkte, aber auch die Weiterentwicklung der Tierhaltung in
Deutschland. Deshalb müssen die Tierhalter gemeinsam mit den verbundenen
Wettbewerbsbereichen die Kritik der Öffentlichkeit aufnehmen und ihre
Informationen und Öffentlichkeitsarbeit neu ausrichten. Dies erklärte
der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born
in einem Interview mit der Agrarzeitung zur Tierschutzdiskussion. Nur
der offene Dialog könne verhärtete Diskussionen auflösen.
In wirtschaftlicher Hinsicht sei in der deutschen
Tierhaltung sehr viel erreicht worden. Die Tierhalter – vom Milchbauern
über die Schweinemäster und Züchter bis hin zu den Legehennen- und
Mastgeflügelhaltern – hätten sich unter schwierigen, teilweise extremen
Marktbedingungen „wacker geschlagen“, so Born. Das Wachstum der Branche
sei durch steigende Arbeitsplatzzahlen, Investitionen und Tierbestände
gekennzeichnet, was auch die Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung
der jeweiligen Regionen sei. Doch offensichtlich habe die Gesellschaft
mittlerweile Schwierigkeiten mit dieser Dynamik in der Tierhaltung.
Medien und Mitbürger würden zunehmend die Veredlung mit ganz anderen
Augen sehen als die Landwirte.
Die Entscheidungsgrundlagen der Bauern, mit dem
Bau eines neuen Stalles nicht nur die Wettbewerbsstärke zu verbessern
sondern auch den Tierschutz, würden bei den medialen und
gesellschaftlichen Diskussionen kaum eine Rolle spielen, bemängelte
Born. Allein die Größe eines Stalles werde thematisiert und dämonisiert.
Es werde verkannt, dass Tierschutz an jedem einzelnen Tier festzumachen
sei, egal ob 10, 100 oder 500 Kühe im Stall stehen würden. Doch da die
Gesellschaft in hohem Maße veränderungsresistent geworden sei, erwarte
sie, dass die Nutztiere wie vor 50 Jahren gehalten würden, unabhängig,
ob dies besser oder schlechter für das Einzeltier sei. Tierliebe zu
Haustieren würde zudem auf Nutztiere übertragen werden. Vor diesem
Hintergrund fände manche Diskussion in den Gemeinden und Kommunen über
den Bau oder Ausbau von Ställen statt, stellte Born fest. Die Tierhalter
gerieten noch zusätzlich in die Defensive, da sie ihre Ställe schließen
oder einzäunen müssten, um die Bestände gesund zu erhalten. Dies
verstärke den Eindruck beim Bürger, als hätten die Tierhalter in den
modernen Ställen etwas zu verbergen. Damit mache man es den Kritikern
leicht, unzutreffende Bilder in der Öffentlichkeit zu zeichnen und zu
wiederholen.
Für die Tierhalter, den Bauernverband und die
gesamte Branche bedeute dies größte Herausforderungen in ihrer
Öffentlichkeitsarbeit. Interessierte Mitbürger müssten die Möglichkeit
erhalten, authentisch die Tierhaltungen zu erleben und die Möglichkeit
erhalten, mitten durch einen normalen Puten- oder Schweinestall oder
eine Milchviehanlage gehen zu können. In der Tierschutzdebatte müsse die
Branche offensiv und überzeugend „Flagge“ zeigen. Das Vermitteln von
realistischen Bildern sei zwar ein mühsames Geschäft, doch Born zeigte
sich fest davon überzeugt, dass die deutsche Veredelung so in der
Öffentlichkeit wieder die Rückendeckung erhielte, die sie für ihre
Weiterentwicklung benötigte. Eine solch aufwendige Öffentlichkeitsarbeit
sei nicht für jeden Betrieb möglich, aber man müsse die Möglichkeit
eines solchen offenen Stalles in allen Regionen schaffen. Born verwies
auf die positiven Erfahrungen, die anlässlich der Expo 2000 in
Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover auf dem
Versuchsgut Ruthe gesammelt worden seien. Hier konnten sich Medien,
Politik, Multiplikatoren und Verbraucher über die Tierhaltung
ausführlich und authentisch informieren.