31.12.2010 | 03:34:00 | ID: 7544 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Remmel: Verbraucher- und Gesundheitsschutz muss Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben

Düsseldorf (agrar-PR) - NRW weitet Untersuchungen wegen Dioxin-Belastungen in Futtermittel aus - Grenzwerte in Eiern überschritten - Ställe bleiben vorerst gesperrt
Das NRW-Verbraucherministerium weitet die Untersuchungen von Legehennen-Betrieben wegen des Verdachts von Dioxin-Belastungen in Futtermittel aus. Labor-Untersuchungen von Eier- und Geflügelproben aus einem Betrieb im Kreis Soest haben nach Angaben des "Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Münsterland-Emscher-Lippe" teilweise deutlich erhöhte Dioxin-Belastungen aufgewiesen. In einem Fall lagen die ermittelten Werte um das Vierfache über dem zulässigen Grenzwert.

Weitere Analysen in anderen Ställen des Großbetriebes wurden daher vom Ministerium angeordnet. Die betroffenen drei Ställe bleiben daher weiterhin gesperrt. Ergebnisse aus dem Kreis Steinfurt werden für die nächsten Tage erwartet. Auch hier können weitere Dioxin-Belastungen nicht ausgeschlossen werden. "Verbraucher- und Gesundheitsschutz hat Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen. Deshalb forcieren wir die Untersuchungen und schaffen damit auch Transparenz in diesem Fall, der bundesweite Verflechtung hat", sagte Verbraucherschutzminister Johannes Remmel. "Eine Verharmlosung von Dioxin in Lebensmittel ist unverantwortlich".

Am 23. Dezember hatte das Land Niedersachen das NRW-Verbraucherschutzministerium über Dioxin-Belastungen in einem Mischfutterunternehmen informiert. Daraufhin hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) erste Untersuchungen bei Legehennen-Betrieben in NRW (Kreis Steinfurt und Soest) veranlasst, die von diesem Mischfutterunternehmen beliefert wurden. Drei Ställe des Betriebs wurden vorsorglich gesperrt. Nun werden weitere Ställe des Großbetriebs untersucht. Damit geht NRW einen anderen Weg als Niedersachsen. Remmel: "Wir teilen die Einschätzung der niedersächsischen Landesregierung nicht, dass der Dioxin-Fall nur eine untergeordnete Bedeutung hat. Dafür liegen uns noch zu wenige Informationen vor. Bisher können wir nicht ausschließen, dass deutlich mehr Hühner-Betriebe in der Bundesrepublik davon betroffen sind. Und wir können nicht ausschließen, dass auch dort die Kontamination über den Grenzwerten liegt."

Mindestens 9 Mischfutterunternehmen in Hamburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen haben nach vorläufigen Erkenntnissen über mehrere Wochen mit Dioxin verunreinigte Fette (Futterzusatzstoffe) erhalten. Remmel: "Für uns ist derzeit nicht klar, ob es sich um ein menschliches Fehlverhalten oder um Vorsatz handelt, dass Dioxin belastete Futterzusatzstoffe in den Verkehr gekommen sind. Für diese Aufklärung ist das Land Niedersachsen zuständig und bisher warten wir noch auf Unterlagen, die uns helfen, Klarheit in diesen Fall zu bringen."

Nach dem Erhalt der neusten Untersuchungsergebnisse hat sich Minister Johannes Remmel mit der niedersächsischen Landesregierung in Verbindung gesetzt, um weitere Daten und Informationen zu erhalten. Remmel: "Für die Gefahrenabwehr sind wir auf die vollständigen Lieferadressen der Futtermittelhersteller angewiesen. Die wurden uns von der Landesregierung in Hannover noch nicht übermittelt."

Ursache der Verunreinigung im Mischfutter sind pflanzliche Futterfette eines Betriebes im niedersächsischen Ort Bösel. Der Betrieb wiederum gehört zu einer Unternehmensgruppe in Uetersen, Schleswig-Holstein. Das Unternehmen stellt sowohl Futterfette als auch Fette für technische Zwecke her. Nach bisherigem Stand wurden mit Dioxin belastete Fette von mindestens 9 Mischfutterunternehmen in Hamburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen verarbeitet, die Landwirtschaftsunternehmen in der ganzen Bundesrepublik beliefern, so auch in den Kreisen Soest und Steinfurt.

Bei Eigenkontrollen des Futtermittelherstellers waren Werte von 1,56 ng/kg (Nanogramm/Kilogramm) im Futtermittel festgestellt worden. Der Grenzwert für Futtermittel liegt bei 0,75 ng/kg. Die Auslieferung erfolgte nach bisherigen Angaben der zuständigen Stellen in Niedersachsen im November. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass schon in den Monaten davor Futtermittel mit Dioxin-Belastung in den Verkehr gekommen ist. (PD)
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