02.09.2009 | 00:00:00 | ID: 1967 | Ressort: Landwirtschaft | Veranstaltungen

Krisenzeiten sind Unternehmerzeiten

Frankfurt (agrar-PR) - Gelegenheiten erkennen und nutzen - Auf die Kraft von Unternehmern setzen - DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer eröffnet die Unternehmertage in Würzburg
„Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch die Landwirtschaft im Griff. Fakten wie der globale Rückgang des Bruttosozialproduktes, der Einbruch des Welthandels um zehn Prozent und eine Halbierung des Ölpreises sind an der Landwirtschaft nicht spurlos vorübergegangen. Und wir sollten realistisch nach vorn sehen, denn verdüsterte Arbeitsmarktdaten im Herbst können weitere kritische Fragen nach der Kaufkraft auslösen und die Nachfrage bei Agrarprodukten beeinflussen. Dennoch, Krisen bergen Gefahren, aber auch Gelegenheiten. Und auf die Gelegenheiten sollten wir unsere Kräfte konzentrieren, ohne allerdings die Gefahren zu übersehen“. Mit diesen Worten eröffnete der Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), Carl-Albrecht Bartmer, die DLG-Unternehmertage am 2. September 2009 in Würzburg. Für den DLG-Präsidenten stellt die Krise eine Herausforderung dar, mit Mut, Klarheit und Verantwortung für das eigene Handeln den Blick aus dem Jammertal zu werfen. Gleichwohl der Blick auf die gegenwärtigen Preis-Kosten-Verhältnisse alles andere als Optimismus verbreiten könnte. „Auch gut strukturierte Betriebe haben unter diesen Bedingungen große Schwierigkeiten.“  

Gleichzeitig warnte Bartmer davor, zu sehr auf die Kräfte der Politik zu setzen. Für ihn steht fest, dass die Politik keine Instrumente zur Verfügung hat, um die Folgen von Marktanpassungen für die Landwirtschaft abzuwenden. Gerade die Beobachtungen auf dem Milchmarkt machten deutlich, dass Kosten des Ausstiegs aus einer aktiven Marktpolitik voll auf die Produzenten durchschlagen, während die Politik selber durch jahrzehntelange Strukturkonservierung den Betrieben ihre Entwicklungsmöglichkeiten genommen hat. „Milchviehhalter haben die Quote also zweimal bezahlt.“  

Wirtschaftlicher Erfolg entsteht in den Köpfen
Sich in Krisen mit verfallenden Produktpreisen und steigenden Kosten zu behaupten, sei nicht zuerst eine Frage an das Umfeld, sondern eine spezifische Herausforderung für jeden einzelnen Unternehmer, der die Führung eines Betriebes verantwortet. Nach Ansicht des DLG-Präsidenten entsteht der wirtschaftliche Erfolg in den Köpfen, sei es durch niedrige Kosten oder hohe Naturalerträge und in der produktionstechnischen Finesse eines eng in die Prozesse involvierten Unternehmers. „In seinem Kopf, in seiner Einschätzung über Wohl und Wehe seiner Pflanzen und/oder seiner Tiere vermag er erst die vielen kleinen Stellschrauben des Erfolges zu identifizieren“, betonte Bartmer. Im Austausch mit Berufskollegen, in innovativer Neugier und Adaptionsfähigkeit an die eigenen Rahmenbedingungen sieht er Schlüsselfähigkeiten.  

Wachstumsnotwendigkeit und Kooperationsfähigkeit

Technologisch erlebten die Produktionsverfahren zurzeit einen qualitativen Sprung. Gerade im Pflanzenbau könnten durch Elektronik und ungekannte Maschinenleistungen große Effizienzschritte verzeichnet werden. „Precision Farming, bis vor kurzem ein Instrument für ‚Schrauberseelen’ und ‚Technikfreaks’ ermöglicht heute in der Breite erhebliche Veränderungen in Betriebsorganisation und in der Produktionstechnik“, stellte der DLG-Präsident fest. Seiner Meinung nach besteht heute die Möglichkeit, quasi individualisiert an den Ansprüchen und dem Verhalten von Pflanzen die Bewirtschaftung zu orientieren. Als Beispiele nannte er Steuersysteme, die Sensorik, die Bodenanalytik sowie die Präzision bis zur Einzelpflanze. Kosten und Potenziale der Systeme hätten aber Konsequenzen: „Sie sind mit größeren Investitionen verbunden und benötigen als wirtschaftliche Grundlage Größeneffekte.“ Diese lösten entweder eine Wachstumsnotwendigkeit von Betrieben aus oder stellten besondere Anforderungen an die Kooperationsfähigkeit bei kleineren Einheiten.  

Fläche nicht vermehrbar - Wir brauchen den Fortschritt

Der DLG-Präsident bezeichnete Lebensmittel als essenziell, die weder zu ersetzen, noch im Konsum wesentlich einzuschränken oder aufzuschieben sind. Mit Blick auf die ständig wachsende Weltbevölkerung glaubt er, dass auch eine saturierte Industrienation Deutschland das Thema Ernährung ganz oben auf die Agenda setzen wird. Dabei werde schnell festzustellen sein, dass neue Flächen kaum gewonnen und vorhandene ohnehin durch Faktorbeschränktheit und Nutzungskonkurrenz nur eingeschränkt zur Verfügung stünden. „Wir brauchen Fortschritt auf der Fläche, wir brauchen Faktoreffizienz von der Energie über Dünger und Pflanzenschutz bis zum Futter in Veredelung und Milchproduktion.“ Dabei gehe es nicht nur um wirtschaftliche Erfolge, sondern auch um einen Teil wahrgenommener globaler Verantwortung in einer nachhaltigeren Welt. „Deshalb müssen wir unsere durch hohe Qualifikation, durch hohe wirtschaftliche wie technische Leistungsfähigkeit, durch klimatische Vorzüglichkeit vorhandenen Potenziale nutzen“, forderte der DLG-Präsident.  

Technische Entwicklungen fördern und initiieren
Fortschritt in der Landwirtschaft ist für Bartmer keine Frage, die im Fall der Fälle gelöst werden kann. „Weil Innovationsprozesse von der Züchtung bis zur Konstruktion einer leistungsfähigeren Maschine oder eines effizienteren Stallbausystems nicht auf Zuruf entstehen, sondern häufig mit Innovationszyklen verbunden sind, die in Jahren und Jahrzehnten zu bemessen sind, müssen wir schon heute technische Entwicklungen fördern und initiieren“, erklärte der DLG-Präsident. Deshalb sei eine Landtechnikausstellung wie die Agritechnica im November in Hannover nicht eine Verkaufsausstellung, sondern ein Innovationsmotor, eine Herausforderung an Konstrukteure und Ingenieure, sich dem Wettbewerb der Ideen in einer weltweit einmaligen Dichte zu stellen. „Hier ist Fortschritt mit Händen zu greifen, die Agritechnica ist einer der wichtigsten Impulsgeber, die Branche fit für die Aufgaben der Zukunft zu machen.“  

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DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer


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