Berlin (agrar-PR) -
Agrarwissenschaften stärker vernetzen und standortübergreifend koordinieren „Praxisorientierte Forschung
und Bildung sind essenziell für die Zukunftssicherung der gesamten deutschen
Agrar- und Ernährungswirtschaft. Die bisher stark parzellierte
agrarwissenschaftliche Forschung und Lehre in Deutschland muss sich stärker
vernetzen und überregional koordinieren.“ Diesen Appell richtete Dr. Helmut
Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), an die bundesweite
Fachtagung „Agrarstudium in Deutschland – wohin geht der Weg?“ am 1. Oktober
2009 Berlin. Gegenüber Hochschullehrern, Studenten sowie Vertretern von
berufsständischen Organisationen und Agrarverwaltung machte er deutlich, dass Agrarwissenschaft
als Systemwissenschaft nur über Kooperationen anstehende Herausforderungen in
die landwirtschaftliche Praxis meistern kann.
Der DBV-Bildungsbeauftragte
Hans-Benno Wichert sowie der Präsident des Verbandes landwirtschaftlicher
Fachbildung (vlf), Peter Seidl, sprachen sich dafür aus, die hochschulische
Lehre auf veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes weiter zu
professionalisieren. „Auch die agrarwissenschaftlichen Hochschulen sind
gefordert, sich möglichst praxisnah und arbeitsmarktorientiert in das gesamte
Berufsbildungssystem einzubinden und optimale Arbeit zu leisten. Zukünftig
werden im Berufsleben nicht nur Fachkompetenzen gefragt sein, sondern zunehmend
auch persönliche und methodische Kompetenzen“, so Wichert. Markus
Ebel-Waldmann, Präsident des Berufsverbandes Agrar, Ernährung, Umwelt (VDL),
zeigte aktuelle Probleme bei der bisherigen Umsetzung des europäischen
Bologna-Prozesses auf, der bislang zu einer Verschulung des Agrarstudiums, zu
Transparenzverlusten im Hochschulbereich und zu Defiziten bei der Mobilität
von Studierenden geführt habe. Eine ähnliche Bilanz zog Franz Jansen-Minßen als
Vertreter der Landwirtschaftskammern. Er forderte, die agrar- und
ernährungwissenschaftlichen Hochschulen in Abstimmung mit der Agrarwirtschaft
zukünftig enger zu vernetzen und auf neue Qualifizierungserfordernisse der
„grünen Branche“ einzustellen.
Die Fachtagung war geprägt vom konstruktiven Dialog zwischen Vertretern der
agrarwissenschaftlichen Universitäten und Fachhochschulen mit den
berufsständischen Organisationen, der Agrarwirtschaft einschließlich vor- und
nachgelagerter Bereiche sowie der Agrar- und Bildungsverwaltung.
Übereinstimmend sprachen sich alle Akteure für einen Ausbau überregionaler
Koordinations- und Kooperationsstrukturen im Hochschulbereich aus. Mit hohem
Interesse wurden im Verlauf der Fachtagung innovative Ansätze im
Hochschulbereich diskutiert, die zukünftig weiter entwickelt werden sollten.
Der Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), Carl-Albrecht
Bartmer, illustrierte in seinem Vortrag die Land- und Agrarwirtschaft auf ihrem
Weg zu Intensitäts- und Produktivitätssteigerungen einerseits und gleichzeitig
zur weiteren Optimierung des Ressourcenschutzes. „Wirtschaft und Wissenschaft
müssen sich noch stärker schlagkräftig vernetzen – ansonsten entstehen der
gesamten Agrarwirtschaft zukünftig erhebliche Nachteile“, so Bartmer.