04.02.2011 | 13:19:00 | ID: 8075 | Ressort: Umwelt | Klima

ZAMG: Dem "kalten" Jahr auf der Spur, Luftdruck auf historischem Tiefstand

Wien (agrar-PR) - Das Jahr 2010 haben viele Menschen in Österreich als kalt und trüb empfunden, obwohl es im vieljährigen Schnitt sogar etwas zu warm war.
Die ZAMG Klimaforscher sind dem nachgegangen und auf erstaunliche Ergebnisse gestoßen. „Das Jahr 2010 geht als jenes mit dem niedrigsten Jahresmittel des Luftdrucks seit Beginn der Messungen 1775 in die Klimageschichtsbücher ein“, berichtet Reinhard Böhm, Klimaforscher an der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) in Wien.


Luftdruck auf historischem Tiefststand

Im Vergleich der letzten Jahre fällt das vor kurzem zu Ende gegangene Jahr in mehrerlei Hinsicht auf und nach genauer Auswertung der ZAMG- HISTALP- Datensätze schließt sich für die Klimatologinnen und Klimatologen der Kreis. Während die Niederschlagsmengen ihren seit etwa 1985 andauernden Aufwärtstrend fortsetzen, liegt die Temperatur um rund 0,5 bis 1,0°C unter dem Mittelwert der letzten 20 Jahre. „Eine Ursache für das relativ kühle Jahr 2010 scheint die Sonnenscheindauer zu sein“, analysiert Böhm. Auch diese lag im vergangenen Jahr um 5 bis 10% unter dem Niveau der letzten 20 Jahre. Zu beachten sei aber, dass Österreich in den letzten 20 Jahren durchaus von der Sonne gesegnet war und das aktuelle Niveau gut 5 bis 10% über dem Mittel der letzten 100 Jahre liegt.

Aber auch die Sonne verweigert ihren Dienst nicht grundlos. Aus den Daten von unzähligen ZAMG- Klimastationen geht hervor, dass im Jahr 2010 der niedrigste Jahresmittelwert des Luftdrucks seit Beginn der Messungen im Jahr 1775 registriert wurde.


Seit 1990 Talfahrt des Luftdrucks

Laut Böhm lässt sich bereits seit etwa 1990 ein deutlicher Trend zu einer Luftdruckabnahme in Österreich erkennen. Dieser dürft auf eine gesteigerte Tiefdrucktätigkeit im Mittelmeer zurückzuführen sein. Die Tiefs vom Süden beeinflussen wiederum weite Teile Österreichs und lassen somit die ebenfalls in den letzten Jahrzehnten stattgefundene Trendwende zu wieder steigenden Niederschlägen plausibel erscheinen. Auch die etwas kürzere Sonnenscheindauer im vergangenen Jahr lässt sich so verstehen.

Ganz geklärt ist der Zusammenhang zwischen den einzelnen Klimagrößen aber noch nicht, betont Böhm. Über beinahe zwei Jahrhunderte hindurch sind Temperatur- und Druckentwicklung parallel verlaufen; beide haben seit Ende des 19.Jahrhunderts deutlich zugenommen. Ein Teil der Erwärmung in Österreich war somit auf zunehmende Hochdrucktätigkeit zurückzuführen. Seit 1990 kam es aber zu einer Entkopplung: Der Druck nimmt seither tendenziell wieder ab, die Temperatur verharrt jedoch auf hohem Niveau bzw. steigt noch weiter leicht an.


Stehen uns mehr Mittelmeertief bevor?

Die Entwicklung der Tiefdrucktätigkeit im Adriaraum und die Auswirkungen auf Österreich, insbesondere auf Starkniederschläge, wird aktuell von Klimaexpertinnen und Klimaexperten der ZAMG in einer vom Lebensministerium (Sektion Wasser) unterstützten Studie analysiert.

Die Ergebnisse sollen weitere Aufschlüsse über das Verständnis des im Gang befindlichen Klimawandels geben und für Österreich die Möglichkeit schaffen, sich an veränderte Witterungsverhältnisse anzupassen. (zamg)
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