Wiesbaden (agrar-PR) - Der Gesundheitszustand des hessischen Waldes bleibt stabil. Darauf
hat Umweltministerin Silke Lautenschläger am Montag in Wiesbaden
hingewiesen. „Die Absterberate der Bäume ist in diesem Jahr äußert
niedrig und die Dichte des Blattwerks kaum verändert“, sagte die
Ministerin vor Journalisten bei der Vorstellung des Waldzustandsbericht
2009. Ihm liegt eine im Sommer durchgeführte Stichprobenuntersuchung
von rund 5.500 Bäumen zugrunde. Wie es den Bäumen geht, lässt sich
dabei vor allem an der Dichte des Blatt- und Nadelwerks feststellen.
Die Abweichung von einer voll belaubten Krone wird als
„Kronenverlichtung“ bezeichnet. „Nach einem sehr guten Ergebnis im
letzten Jahr mit nur 21 Prozent Kronenverlichtung, hat sich die
durchschnittliche Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen
mit jetzt 23 Prozent nur geringfügig verschlechtert“, sagte
Lautenschläger. Während bei der älteren Buche eine höhere
Kronenverlichtung festgestellt wurde, ist der Wert bei der Eiche und
der Kiefer besser und bei der Fichte auf dem Vorjahresniveau.
Die Gründe für den schlechteren Wert bei den Buchen liegen laut der
Ministerin vor allem an der besonders hohen Fruchtbildung bei den
Buchen. „Das ist ein völlig natürlicher Vorgang. Die Blüte und die
anschließende Fruchtbildung belasten den Stoffhaushalt und sorgen für
kleinere Blätter und frühere Blattvergilbung“, betonte Lautenschläger.
Die Experten hätten bei der Untersuchung ferner nur geringe
Blattfraßschäden durch Insekten festgestellt.
Die Ergebnisse bei den Baumarten
Die Ergebnisse der Hauptbaumarten zeigten unterschiedliche
Ergebnisse. Bei der ältere Buche (über 60 Jahre) zeige sich durch die
hohe Fruchtbildung in diesem Jahr eine mittlere Kronenverlichtung von
33 Prozent (2008: 25 Prozent). Der Grund: 2009 trugen 97 Prozent der
älteren Buchen Früchte (2008: 7 Prozent). Dies ist der höchste Wert im
26-jährigen Beobachtungszeitraum. Bei der älteren Eiche liegt der
Blattverlust liegt in diesem Jahr mit 24 Prozent um zwei Prozent
geringer als 2008. Bei der älteren Fichte gab es mit 30 Prozent
mittlerer Nadelverlust den gleichen Wert wie im Vorjahr. Bei der
älteren Kiefer nahm die Kronenverlichtung geringfügig auf 24 Prozent ab
(2008: 25 Prozent). Bei den jüngeren Bäumen (bis 60 Jahre) wurde für
alle Hauptbaumarten mit durchschnittlich elf Prozent eine leichte
Verschlechterung des Kronenzustandes im Vergleich zum Vorjahr ermittelt
(2008: 9 Prozent).
Ökologische Situation im Wald ist stabil
Auch die ökologische Situation ist stabil. Lautenschläger hob eine
besonders niedrige Absterbe-Rate bei der Buche hervor, die mit einem
Flächenanteil von knapp einem Drittel (31 Prozent) die Wälder Hessens
prägt. „Die Buche weist seit 1984 die geringste Absterbe-Rate auf: im
Mittel unter 0,1 Prozent. Dies deutet auf die stabile ökologische
Situation der Buche in Hessen hin.“ In der Gesamtschau (alle Bäume,
alle Alter) liegt der Wert bei 0,2 Prozent und damit ebenfalls auf
einem geringen Niveau.
Die Situation im Rhein-Main-Gebiet
In der Rhein-Main-Ebene hat sich der Kronenzustand im Vergleich zum
Vorjahr leicht verschlechtert. Bereits seit 1984 ist jedoch
insbesondere die Kronenverlichtung der jüngeren Bäume und der älteren
Eiche in der Rhein-Main-Ebene deutlich höher als im hessischen
Landesdurchschnitt. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
bearbeitet deshalb im Auftrag des Umweltministeriums seit dem Frühjahr
2008 das Verbundprojekt „Waldentwicklungsszenarien für das Hessische
Ried“. Es untersucht die Auswirkungen sich ändernder Umweltbedingungen
auf die Leistungen und Wirkungen der Wälder sowie auf die
Handlungsspielräume der Forstbetriebe im Hessischen Ried.
Lautenschläger zufolge werden im Rahmen der forstlichen
Umweltbeobachtung Belastungsfaktoren (z.B. Klima und Immissionen)
erfasst, um die ökologische Situation und die Entwicklung von
Waldökosystemen zu bewerten. Diese Erhebungen sind eine wichtige
Datenbasis für die Empfehlung von Maßnahmen und für Erfolgskontrollen,
auch für den Naturschutz-Sektor. Das Monitoringprogramm beinhalte auch
flächenrepräsentative Untersuchungen Artenvielfalt der Wälder. Diese
Biodiversitäts-Erhebungen lieferten unter anderem Daten zum
Totholz-Vorkommen und zur Arten- und Strukturvielfalt der Vegetation.
Ein Schwerpunkt der Untersuchungen in Hessen sind Buchenwälder.
Bodenschutzkalkung hilft dem Wald
Die Bodenschutzkalkung stellt auf allen schwächer
nährstoffversorgten Standorten einen wichtigen Beitrag zur
Stabilisierung der Waldböden dar. Sie werden vor Versauerung geschützt
und die Vitalität der Wälder wird verbessert. Im Jahr 2009 werden trotz
schwieriger Haushaltslage rund 3,5 Millionen Euro für Kalkungsmaßnahmen
im Staats-, Körperschafts- und Privatwald investiert und so mit rund
21.000 ha die größte Fläche seit 1995 gekalkt.
Hintergrund:
Hessen ist zusammen mit Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland.
Die Waldfläche nimmt beständig zu (42,4 Prozent). Im vergangenen Jahr
sind 57 Hektar neu hinzugekommen. Seit der Wiedervereinigung 1990 gibt
es im Saldo 3.300 Hektar Wald in Hessen mehr. Das ist mehr als die
gesamte Weinanbaufläche im Rheingau (3.200 Hektar).