Potsdam (agrar-PR) -
Erstmals wurde im Nationalpark Unteres Odertal eine lebende Körbchenmuschel aus der Oder geborgen. Der asiatische Einwanderer, der seit 1980 Deutschland von West nach Ost durchquert,
hat damit den östlichsten Fluss Deutschlands erreicht und den Oderstrom erfolgreich besiedelt. Nach dem ersten Auftreten von Körbchenmuscheln in Deutschland 1983
in der Weser bei Bremen konnte im Dezember 2006 Corbicula fluminea
erstmals anhand von Schalen im unteren Odertal nachgewiesen werden.
Kürzlich wurde die Grobgerippte Körbchenmuschel auch lebend in der Oder
auf einer Sandbank in unmittelbarer Nähe des Peetziger Wehrs entdeckt.
Bei der Körbchenmuschel handelt es sich um einen Wasserbewohner, der
aus seiner asiatischen Heimat wahrscheinlich mit dem Ballastwasser
großer Schiffe über Nordamerika (1924) nach Europa gelangte und sich
seit 1980 über den Kontinent ausbreitet. Die eingeschleppte ca. drei
Zentimeter große Muschelart hat mit ihrem Auftreten in der Oder
Deutschland innerhalb von 20 Jahren in West-Ost-Richtung durchquert.
Für die rasche Ausbreitung des West-Ost-Wanderers spielen die
Bundeswasserstraßen eine besondere Rolle. Hinzu kommt die hohe
Reproduktionsrate mit über 5.000 Larven bei mindestens zwei
Generationen pro Jahr und Tier.
Der erste Nachweis der Körbchenmuschel im unteren Odertal gelang
anhand von toten Schalen am
8. Dezember 2006 in der Wasserstraße
(Ho-Fri-Wa) am westlichen Talrand bei Criewen. Seit dem
09. September
2009 liegt nun auch ein Nachweis eines lebenden Tieres aus dem am
östlichen Talrand gelegenem Oderstrom vor.
Die Körbchenmuschel besiedelt sandig-kiesige, gut durchlüftete
Substrate mit geringerem Anteil organischer Substanz. Sie lebt
eingegraben im Substrat und filtriert das Wasser nach Partikeln ab. Sie
ist konkurrenzstark und neigt zur Massenvermehrung. Körbchenmuscheln
werden nach drei Jahren geschlechtsreif und betreiben Brutpflege.
Einwandernde Tierarten führen nicht selten zu Veränderungen der
einheimischen Lebensgemeinschaften. Ob muschelfressende Wasservögel
(vor allem Reiherente, Tafelente, Blässralle) die Körbchenmuschel
nutzen, konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden. Hier besteht
Untersuchungsbedarf.