17.05.2011 | 12:43:00 | ID: 9457 | Ressort: Umwelt | Umweltpolitik

Berlin, 18. Mai: Vorstellung der EU-Strategie zur biologischen Vielfalt - Strategie stellt Große Ansprüche an die Forschung

Leipzig (agrar-PR) - Die neue EU-Biodiversitätsstrategie soll die im Oktober 2010 von den CBD-Vertragsstaaten verabschiedeten internationalen Ziele, den weltweiten Verlust an Naturressourcen und Lebensräumen bis 2020 zu stoppen, für Europa formulieren.
Doch insgesamt bleibt sie deutlich hinter diesen zurück, urteilt das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung. Im Zentrum stünden Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft. Andere genauso bedeutende Wirtschaftszweige würden weitgehend ausgeblendet. Zudem wurden nicht alle 20 Ziele der internationalen Vereinbarung eingearbeitet. Meist fehlten konkrete Ansätze zur Umsetzung und Erfolgsmessung der Maßnahmen, was eine konsequente Einbindung von Forschungsexpertise nötig mache.

Am 18. Mai stellt die Europäische Kommission die jüngst verabschiedete EU-Biodiversitätsstrategie bis 2020 mit dem Titel „Unsere Lebensversicherung, unser Naturkapital" in Berlin vor. Anschließend wird diese auf einem Podium diskutiert. Dass unter den Podiumsgästen keine Vertreter der Wissenschaft sein werden, ist für Dr. Katrin Vohland vom Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NeFo) nicht weiter verwunderlich. „Die Zielsetzungen in solchen Strategien werden zunehmend komplexer. Die Biodiversitätsforschung kann hier erheblich dazu beitragen, die Debatte auf dem aktuellen Wissensstand zu führen, was leider noch zu wenig genutzt wird." stellt die Berliner Biologin fest. Dabei wäre dies dringend nötig, um etliche Gefahren zu vermeiden, die die Strategie nun enthält. Ein Positionspapier zur EU-Strategie aus Sicht der Forschung hat NeFo als Projekt von DIVERSITAS Deutschland e. V. unter Mitarbeit namhafter Biodiversitätsforschender zusammengestellt.

„Die Strategie soll das neue EU-Ziel umsetzen, bis 2020 den Verlust an biologischer Vielfalt und die Verschlechterung der Ökosystemleistungen zum Stillstand zu bringen und die biologische Vielfalt sowie die Ökosystemleistungen so weit wie möglich wiederherzustellen und gleichzeitig den EU-Beitrag zur Abwendung des globalen Verlusts an biologischer Vielfalt aufzustocken." heißt es in der Zusammenfassung der Kommission.

Auffällig sei, so Vohland, dass die EU die zwanzig Ziele, die sie vergangenen Herbst mit den anderen Vertragsstaaten der Übereinkunft über die Biologische Vielfalt (CBD) im japanischen Nagoya unterzeichnet hat, hier auf sechs einschmilzt. Dadurch fallen einige Aspekte heraus, was die EU-Strategie im Vergleich zu den 2020-Targets der CBD schwächer macht. So nehme zum Beispiel das CBD-Ziel 4 ganz explizit die Wirtschaft in die Verantwortung für Maßnahmen zur nachhaltigen Produktion.

„Diesen Bezug zu einem wesentlichen Treiber des Biodiversitätsverlusts stellt die EU-Strategie nur unzureichend her und beschränkt sich dabei auf Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei." sagt Vohland. Andere Wirtschaftssektoren wie Energiewirtschaft, Verkehr und Chemie würden nur am Rande erwähnt, obwohl ihr Einfluss auf und Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen vergleichbar, zum Teil sogar wesentlich höher sei. Auch das CBD-Ziel 8, die Verschmutzung, u. a. durch Überdüngung einzudämmen, würde in der EU-Strategie nicht aufgegriffen, obwohl hoher Düngemitteleinsatz gerade in EU-Ländern einer der wichtigsten Gründe für Umweltveränderungen sei.

Die Strategie bleibt bei der Formulierung von insgesamt 20 Aktionen zu den sechs Zielen sehr allgemein. „Wie ernst es die EU mit Ihren Zielen meint, wird sich bei der tatsächlichen Umsetzung der EU-Agrarreform und der neuen Gemeinsamen Fischereipolitik ab dem Jahr 2014 zeigen." meint auch Dr. Carsten Neßhöver von NeFo. „Man kann nur hoffen, dass die Politik hier die Biodiversitätsforschung stärker in die Planung einbezieht." (UFZ/NeFo)

Das NeFo-Positionspapier zur EU-Biodiversitätsstrategie finden Sie unter:
http://biodiversity.de/images/stories/Downloads/eu_biodiversitaetsstrategie_2020_nefo_fin.pdf

Vorstellung der Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union:
Zeit: 11:00 bis 12:30 Uhr
Ort: Europäischen Haus
Unter den Linden 78
10117 Berlin

Programm und Anmeldung unter:
http://ec.europa.eu/deutschland/termine/20110518_biodiversitaetsstrategie_de.htm

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