24.03.2011 | 14:35:00 | ID: 8768 | Ressort: Umwelt | Umweltpolitik

Landesregierung beschließt Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020

Stuttgart (agrar-PR) - Tanja Gönner: Mit der Naturschutzstrategie wollen wir Antworten auf neue Herausforderungen wie den Klimawandel und den Flächenverbrauch geben und die biologische Vielfalt sichern.
"Mit der Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020 wollen wir Antworten auf neue Herausforderungen wie den Klimawandel und den Flächenverbrauch geben und die biologische Vielfalt sichern. Die Naturschutzstrategie hilft uns dabei, auf die vielfältigen Erfordernisse des Naturschutzes nicht nur zu reagieren, sondern Naturschutz vorausschauend und mit den Menschen zu gestalten", erklärte Umweltministerin Tanja Gönner gestern (23. März 2011) in Stuttgart.

Der Ministerrat hatte zuvor die Fortschreibung der Naturschutzstrategie beschlossen und damit die naturschutzpolitischen Schwerpunkte der nächsten zehn Jahre festgelegt. Die Ziele der Naturschutzstrategie sollen mit den Menschen erreicht werden, so Gönner. Hierfür müsse Akzeptanz in der Bevölkerung geschaffen und die Menschen für bürgerschaftliches Engagement gewonnen werden. Die Grundlagen für die neue Naturschutzstrategie seien erstmals mit Vertretern der Naturschutzverbände und der Verbände der Land- und Forstwirtschaft erarbeitet worden. Für den Einstieg in die Umsetzung der Naturschutzstrategie 2020 seien in diesem Jahr zwei Millionen Euro zusätzliche Mittel vorgesehen. Ziel sei es, die zur Umsetzung der fachlichen Schwerpunkte der Naturschutzstrategie zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel bis zum Jahr 2017 sukzessive auszubauen.

Die Biologische Vielfalt sei nicht nur in Baden-Württemberg oder Deutschland, sondern weltweit in Gefahr. Deshalb hätten sich im letzten Jahr die Europäische Union und die 10. Vertragsstaatenkonferenz zur Konvention Biologische Vielfalt als Ziel vorgegeben, den Schwund der biologischen Vielfalt bis 2020 zu stoppen und die Ökosystemdienstleistungen zu erhalten und möglichst wieder herzustellen. "Dies ist zugleich das fachlich übergeordnete Ziel, das wir mit der Naturschutzstrategie verfolgen. Dabei müssen wir auch für die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt vorsorgen", betonte die Ministerin. Die Wissenschaft gehe davon aus, dass in Deutschland rund dreißig Prozent der in Deutschland vorhanden Arten durch den fortschreitenden Klimawandel verloren gehen könnten.


Die fachlichen Schwerpunkte der Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020:

Zügige Umsetzung von Natura 2000:

Die zügige Umsetzung von Natura 2000 gehöre mit der Erarbeitung und Umsetzung von Managementplänen bis zum Jahr 2018 zu den von der EU vorgegebenen Pflichtaufgaben. Sie stelle für die Naturschutzverwaltung angesichts des Umfangs der Natura 2000-Gebiete von über 17 Prozent der Landesfläche sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht eine große Herausforderung dar. Bereits 81 Managementpläne für die 350 Natura 2000-Gebiete seien fertig gestellt oder in Arbeit. Die Umsetzung solle möglichst nicht durch Ordnungsrecht, sondern durch freiwillige Maßnahmen im Einklang mit den Eigentümern und Nutzern durch Verträge auf der Basis der Landschaftspflegerichtlinie erfolgen.


Planung und Umsetzung eines Biotopverbunds:

Die Situation der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg könne nur aufrechterhalten oder gar verbessert werden, wenn ein landesweiter Biotopverbund auf mindestens zehn Prozent der Landesfläche eingerichtet werde. Dadurch soll es Pflanzen und Tieren erleichtert werden, sich in andere Gebiete auszubreiten. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel sei es erforderlich, netzartige Biotopstrukturen für Wanderbewegungen der Arten und damit für den genetischen Austausch zwischen den Populationen vorzuhalten.


Sicherstellung der Biodiversität und Beitrag zum Stopp des Artenverlustes:

Entsprechend den EU-Zielen für den Stopp des Artenverlustes bis 2020 und den Beschlüssen der 10. Vertragsstaatenkonferenz zur Konvention über die Biologische Vielfalt in Nagoya im Oktober 2010 sehe auch die Naturschutzstrategie neben dem Biotopverbund und einer weiteren Strukturanreicherung der Agrarlandschaft vor, das Artenschutzprogramm fortzuschreiben und die Bemühungen zu intensivieren. Begleitend soll ein Arten- und Lebensraum-Monitoring erfolgen. Bestandteil des Monitorings soll ein Bericht zur Lage der Natur in Baden-Württemberg sein, der in jeder Legislaturperiode dem Landtag vorzulegen ist.


Einrichtung eines weiteren Großschutzgebietes (Nationalpark/Biosphärengebiet):

Angesichts des Erfolges des ersten Biosphärengebietes Schwäbische Alb soll der Ansatz, Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung zusammen zu führen, fortgeführt werden. Dies setze allerdings ein klares Votum der gesamten Region voraus.


Erarbeitung und Umsetzung eines Moorschutzprogrammes im Land:

Die Moore in Baden-Württemberg seien nicht nur wegen ihrer Artenausstattung von besonderer Bedeutung, sondern auch wegen ihrer Fähigkeit, in großem Umfang CO2 zu binden. Das Land will daher die Moore erhalten und sie wieder zu funktionierenden Ökosystemen umzugestalten. So sollen sie zur Verbesserung der CO2-Bilanz Baden-Württembergs, zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt und zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts beitragen. Das Ministerium werde ein Moorschutzkonzept erarbeiten, das nicht nur die Wiedervernässung der Hochmoore, sondern auch die Rückgewinnung oder Umstellung auf eine dem Moor angepasste Nutzung eines großen Teils der Niedermoore zum Ziel habe. Erste Erfahrungen mit der Wiedervernässung von Hochmooren seien schon im Wurzacher Ried und im laufenden Naturschutzgroßprojekt Pfrunger-Burgweiler Ried gesammelt worden. Bei den Niedermooren werde es im Wesentlichen um eine Änderung der landwirtschaftlichen Nutzung gehen, damit die Mineralisierung der Moorböden und somit der Ausstoß von CO2 reduziert werden könne. Die Umsetzung solle ab 2013 pilothaft erprobt und ab 2015 mit einzelnen Projekten starten.

"Naturschutz ist nicht nur Verpflichtung, sondern bietet auch vielfältige Chancen. Ziel muss es daher sein, unser 'Naturkapital' zu erhalten und nachhaltig zu nutzen", erklärte Gönner. Die vielgestaltige attraktive Landschaft Baden-Württembergs sei ein wichtiger Standortfaktor, nicht nur für den Tourismus und die Entwicklung von regionalen Wertschöpfungsketten für naturschutzfreundliche Produkte, sondern auch für die Ansiedlung von Unternehmen.

Die Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020 im Internet: www.uvm.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/79738/ (PD)
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