Frankfurt (agrar-PR) -
Quantitative Einordnung von Umwelt- und Klimaschutzzielmaßnahmen erforderlich – DLG-Kolloquium zu Zielkonflikten Sind Landwirtschaft und Umweltschutz unversöhnliche Antagonisten, oder ergeben sich möglicherweise Bereiche eines optimierten Miteinanders? Diese Frage stellte Präsident Carl-Albrecht Bartmer in seiner Begrüßungsansprache zum traditionellen DLG
-Kolloquium
am 3. Dezember 2009 in Berlin. Dabei betonte er, dass es in der
zukünftigen Diskussion um dieses Thema vor allem darauf ankäme, Umwelt-
und Klimaschutzziele nicht nur qualitativ zu bewerten. Viel wichtiger
sei eine quantitative Einordnung von Maßnahmen. Die größte
Herausforderung sei dabei eine sinnvolle Abwägung verschiedener
gesellschaftlicher Ziele. Als wichtigen Faktor für ein optimiertes
Nebeneinander von Landwirtschaft und Umweltschutz sieht Bartmer den
technischen Forschritt: „In dem Maße, in dem es mir als Landwirt
gelingt, nachhaltig mehr Ertrag vom knappen Faktor Ackerfläche zu
erzielen, also dessen Produktivität zu erhöhen, in dem Maße schaffe ich
den Freiraum, auf anderen Flächen Ziele wie die Förderung der
Biodiversität zu verwirklichen.“
Prof. Dr.
Stefan Tangermann von der Universität Göttingen zeichnete in seinem
Vortrag ein Zukunftsbild für die Bereiche Ernährung, Landwirtschaft und
Umwelt. Er zeigte unter anderem auf, dass uns entgegen der weit
verbreiteten Meinung in den nächsten Jahren keine extremen Knappheiten
auf den landwirtschaftlichen Märkten erwarten. Die Volatilität wird
jedoch hoch bleiben. Für Weizen prognostizierte er, dass das
Preisniveau in den kommenden zehn Jahren ca. 40 Prozent höher sein wird
als das der vergangenen zehn Jahre. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird
in den Augen von Professor Tangermann an Bedeutung gewinnen. Dabei wird
die EU-Agrarpolitik zunehmend auf die 2. Säule setzen, welche
Leistungen für die Gesellschaft honoriert. Beim Klimaschutz haben
Strategien zur Vermeidung (politische) Priorität vor solchen der
Anpassung. Die Landwirtschaft kann durch verschiedene Maßnahmen im
Rahmen der Produktionstechnik und -richtung zur Vermeidung beitragen.
Tangermann appellierte an die Landwirte, „nur das zu produzieren, was
wir am besten können, und nicht das, was mit dicken Geldsäcken
subventioniert wird“.
Im Bereich Landwirtschaft
und Umwelt gibt es nach Ansicht von Dr. Rainer Oppermann vom Institut
für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim eine ganze Reihe von
Zielkonflikten. Umweltprobleme bestünden in allen
Ressourcenschutzbereichen: Boden- und Wasserschutz, Luft- und
Klimaschutz sowie im Biodiversitäts- und Landschaftsschutz. Dr.
Oppermann hält die Zielkonflikte jedoch nicht für unabdingbar und nicht
für unauflösbar, sondern „es gibt innovative und moderne Ansätze zur
Lösung. Diese liegen in den Bereichen Technologie, Steuerungs- und
Finanztechnik sowie in Beratung und Landmanagement“.
Um
Nachhaltigkeit greifbar zu machen, seien Indikatoren gefragt, so Prof.
Dr. Olaf Christen von der Universität Halle-Wittenberg. Denn „nur was
wir messen können, können wir auch managen“. Dafür stünden bereits
viele verschiedene Managementsysteme zur Verfügung, die ökonomische,
ökologische und soziale Faktoren in die Bewertung einbeziehen. Für eine
gesamtwirtschaftliche Betrachtung seien bei der Einordnung der
einzelnen Indikatoren sowohl die betriebliche als auch die
gesellschaftliche Ebene zu berücksichtigen. Für Prof. Christen sind
Managementsysteme für lang- und mittelfristige
Investitionsentscheidungen zwingend notwendig.
Abgerundet
wurde das Programm durch die After Dinner Speech von Jochen Flasbarth,
Präsident des Umweltbundesamtes in Dessau. Er verwies mit Blick auf die
Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen darauf, dass man, egal wie die
dortigen Ergebnisse lauten, den Klimaschutz nicht verschieben kann.
Selbst eine globale Erwärmung von 2°C hätte enorme Auswirkungen auf
einzelne Ökosysteme. Es sei wichtig, jetzt zu handeln und geeignete
Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Dabei plädierte er
eindringlich für Investitionen in den Klimaschutz.