11.12.2009 | 00:00:00 | ID: 4134 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Landwirtschaft und Umwelt: Die Diskussion wird rationaler

Frankfurt (agrar-PR) - Quantitative Einordnung von Umwelt- und Klimaschutzzielmaßnahmen erforderlich – DLG-Kolloquium zu Zielkonflikten
Sind Landwirtschaft und Umweltschutz unversöhnliche Antagonisten, oder ergeben sich möglicherweise Bereiche eines optimierten Miteinanders? Diese Frage stellte Präsident Carl-Albrecht Bartmer in seiner Begrüßungsansprache zum traditionellen DLG-Kolloquium am 3. Dezember 2009 in Berlin. Dabei betonte er, dass es in der zukünftigen Diskussion um dieses Thema vor allem darauf ankäme, Umwelt- und Klimaschutzziele nicht nur qualitativ zu bewerten. Viel wichtiger sei eine quantitative Einordnung von Maßnahmen. Die größte Herausforderung sei dabei eine sinnvolle Abwägung verschiedener gesellschaftlicher Ziele. Als wichtigen Faktor für ein optimiertes Nebeneinander von Landwirtschaft und Umweltschutz sieht Bartmer den technischen Forschritt: „In dem Maße, in dem es mir als Landwirt gelingt, nachhaltig mehr Ertrag vom knappen Faktor Ackerfläche zu erzielen, also dessen Produktivität zu erhöhen, in dem Maße schaffe ich den Freiraum, auf anderen Flächen Ziele wie die Förderung der Biodiversität zu verwirklichen.“
 
Prof. Dr. Stefan Tangermann von der Universität Göttingen zeichnete in seinem Vortrag ein Zukunftsbild für die Bereiche Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt. Er zeigte unter anderem auf, dass uns entgegen der weit verbreiteten Meinung in den nächsten Jahren keine extremen Knappheiten auf den landwirtschaftlichen Märkten erwarten. Die Volatilität wird jedoch hoch bleiben. Für Weizen prognostizierte er, dass das Preisniveau in den kommenden zehn Jahren ca. 40 Prozent höher sein wird als das der vergangenen zehn Jahre. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird in den Augen von Professor Tangermann an Bedeutung gewinnen. Dabei wird die EU-Agrarpolitik zunehmend auf die 2. Säule setzen, welche Leistungen für die Gesellschaft honoriert. Beim Klimaschutz haben Strategien zur Vermeidung (politische) Priorität vor solchen der Anpassung. Die Landwirtschaft kann durch verschiedene Maßnahmen im Rahmen der Produktionstechnik und -richtung zur Vermeidung beitragen. Tangermann appellierte an die Landwirte, „nur das zu produzieren, was wir am besten können, und nicht das, was mit dicken Geldsäcken subventioniert wird“.
 
Im Bereich Landwirtschaft und Umwelt gibt es nach Ansicht von Dr. Rainer Oppermann vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim eine ganze Reihe von Zielkonflikten. Umweltprobleme bestünden in allen Ressourcenschutzbereichen: Boden- und Wasserschutz, Luft- und Klimaschutz sowie im Biodiversitäts- und Landschaftsschutz. Dr. Oppermann hält die Zielkonflikte jedoch nicht für unabdingbar und nicht für unauflösbar, sondern „es gibt innovative und moderne Ansätze zur Lösung. Diese liegen in den Bereichen Technologie, Steuerungs- und Finanztechnik sowie in Beratung und Landmanagement“.
 
Um Nachhaltigkeit greifbar zu machen, seien Indikatoren gefragt, so Prof. Dr. Olaf Christen von der Universität Halle-Wittenberg. Denn „nur was wir messen können, können wir auch managen“. Dafür stünden bereits viele verschiedene Managementsysteme zur Verfügung, die ökonomische, ökologische und soziale Faktoren in die Bewertung einbeziehen. Für eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung seien bei der Einordnung der einzelnen Indikatoren sowohl die betriebliche als auch die gesellschaftliche Ebene zu berücksichtigen. Für Prof. Christen sind Managementsysteme für lang- und mittelfristige Investitionsentscheidungen zwingend notwendig.
 
Abgerundet wurde das Programm durch die After Dinner Speech von Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes in Dessau. Er verwies mit Blick auf die Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen darauf, dass man, egal wie die dortigen Ergebnisse lauten, den Klimaschutz nicht verschieben kann. Selbst eine globale Erwärmung von 2°C hätte enorme Auswirkungen auf einzelne Ökosysteme. Es sei wichtig, jetzt zu handeln und geeignete Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Dabei plädierte er eindringlich für Investitionen in den Klimaschutz.
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