Bonn (agrar-PR) -
Mehr als 400 Wetter- und Klimakundler tagen in Bonn Werden extreme Wetterereignisse wie Stürme oder starke
Niederschläge aufgrund des Klimawandels immer häufiger? Unter anderem um
diese hoch aktuelle Frage geht es vom 20. bis 24. September an der
Universität Bonn. Dort findet die deutsch-österreichisch-schweizerische
Meteorologentagung DACH 2010 statt, der größte Kongress zu Wetter und
Klima im deutschsprachigen Raum. Die Forscher diskutieren
beispielsweise, was sie vom Orkan Kyrill lernen können. Dieser hatte im
Januar 2007 europaweit 46 Todesopfer gefordert und Schäden in
Milliardenhöhe verursacht. Auch Experten aus der Versicherungsbranche
sind auf der Tagung vertreten: Für sie sind verlässliche Klimaprognosen
enorm wichtig, um zu wissen, welche Risiken sie zukünftig werden
abfedern müssen.
Am 20. September um 15 Uhr fällt der offizielle Startschuss zu diesem
größten Kongress zu Wetter und Klima im deutschsprachigen Raum. In den
mehr als 350 Beiträgen geht es auch um ein Ereignis, das vor einigen
Monaten die europäische Luftfahrt in eine schwere Krise stürzte: den
Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull.
Was dieses
Ereignis einerseits mit der Wettervorhersage und andererseits mit
nuklearer Abrüstung zu tun hat, zeigt ein Vortrag österreichischer
Forscher: Die „Organisation für ein umfassendes Atomteststopp-Abkommen“
(CTBTO) baut seit ihrer Gründung im Jahr 1997 ein globales
Beobachtungsnetz auf, das jedwede nukleare Explosion aufspüren und
lokalisieren soll. Die weltweit 321 Stationen registrieren
Erschütterungen und Infraschall-Pulse, die auf eine Explosion hindeuten.
Gleichzeitig detektieren sie radioaktive Spuren in der Atmosphäre und
versuchen, diese zur Quelle zurückzuverfolgen. Dabei kommen Modelle aus
der Meteorologie zum Einsatz. Vulkanausbrüche, bei denen große Staub-
und Aschewolken in die Atmosphäre gelangen, eignen sich hervorragend, um
diese Modelle zu testen.
Öffentliche Diskussion mit dem KlimaexpertenDie
DACH-Tagung (das Akronym steht für die drei beteiligten Länder
Deutschland, Österreich und Schweiz) richtet sich aber nicht nur an
Experten: So gibt es am 22.9. ab 18.30 Uhr in Hörsaal X des
Uni-Hauptgebäudes einen öffentlichen Abendvortrag zum Thema
„Klimawandel“. Der renommierte Max-Planck-Meteorologe Martin Claußen
geht darin dem Vorschlag auf den Grund, das Klima durch Aufforstung zu
retten. Die Idee dahinter klingt ebenso einfach wie bestechend:
Kohlendioxid hat als Treibhausgas einen wesentlichen Anteil an der
globalen Erwärmung. Pflanzen wiederum verbrauchen Kohlendioxid bei der
Photosynthese. Warum also nicht einfach Bäume pflanzen, um damit den
Treibhauseffekt zu bremsen?
Claußen zeigt, dass dieser Vorschlag
gefährliche Nebenwirkungen haben könnte: Es scheint nämlich, dass
zumindest eine Ausweitung der Wälder in den höheren Breiten die
Erwärmung sogar beschleunigen kann. Denn die Vegetation beeinflusst die
bodennahen Energieflüsse auf bisher schwer vorhersehbare Weise. Bei dem
Vortrag wurde übrigens explizit Zeit für Fragen und Diskussionen
eingeplant.
Programm für Schüler und LehrerErstmals
auf einer DACH-Tagung gibt es in Bonn ein umfassendes Programm für
Schulen: So haben die Organisatoren eine hochkarätige Fortbildung für
Lehrer auf die Beine gestellt. Zudem konnten Schüler der Jahrgangsstufen
5 bis 13 eigene Projekte zum Themenkomplex Wetter – Klima – Energie
einreichen. Von Meinungsforschung über das Umweltbewusstsein der Bonner
Mitbürger bis hin zum Aufbau selbstkonstruierter Wetterstationen: Die
Forscher von morgen zeigen, dass sie das Wetter im Griff haben. Die zehn
besten Teilnehmer wurden eingeladen, ihre Ergebnisse auf der Tagung zu
präsentieren. Die besten Ideen werden mit zahlreichen Preisen prämiert.
Dieser Wettbewerb ist ebenfalls öffentlich; er findet am Freitag, 24.
September, ab 14 Uhr in Hörsaal X des Universitäts-Hauptgebäudes statt.
Das komplette Tagungsprogramm und Hintergrundinformationen zu den Einzelbeiträgen gibt es auch im Netz:
http://meetings.copernicus.org/dach2010/
Journalisten sind herzlich eingeladen, an der DACH-Tagung teilzunehmen. Ansprechpartner ist Matthieu Masbou (s. Kontakt).