29.10.2009 | 00:00:00 | ID: 3357 | Ressort: Umwelt | Wissenschaft & Forschung

ERC-Millionenförderung für Biodiversitätsforscher

Leipzig (agrar-PR) - Wissenschaftler untersuchen Koexistenz in artenreichen Gemeinschaften
Eine vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderte Forschergruppe um die Modellierer Dr. Thorsten Wiegand und Dr. Andreas Huth hat ihre Arbeit am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ in Leipzig aufgenommen. Die Forscher erhalten vom ERC in den kommenden fünf Jahren über zwei Millionen Euro Forschungsgelder, um die Zusammensetzung und Dynamik von artenreichen Gemeinschaften zu untersuchen. Fortschritte auf diesem Gebiet sind wichtig für den Schutz der Biodiversität im Zusammenhang mit Klima- und Landnutzungsänderungen und für die Berechnung von Kohlenstoffbilanzen.

Mit dem "ERC Advanced Grant" fördert der Europäische Forschungsrat (European Research Council / ERC) herausragende Wissenschaftler, die bereits international bedeutende Forschungsergebnisse über einen längeren Zeitraum aufweisen, damit sie ein exzellentes Projekt in der Grundlagenforschung durchführen können. Mit Gründung des ERC treten die Spitzenforscher Europas erstmals direkt in einem offenen Wettbewerb an. In der ersten Ausschreibung der ERC Advanced Grants im Bereich der Lebenswissenschaften hatten weltweit 766 Wissenschaftler Anträge eingereicht. Daraus wurden 78 Projekte nach strengen Exzellenzkriterien zur Förderung ausgewählt, darunter nur 11 aus Deutschland.

Das UFZ hatte bereits 2008 einen "Starting Grant" des ERC erhalten. Die Nachwuchsgruppe des Mikrobiologen Prof. Lorenz Adrian untersucht Bakterien, die chlorierte aromatische Kohlenwasserstoffe umsetzen. Damit ist das UFZ das erste Helmholtz-Zentrum, das sowohl mit einem "Starting Grant" als auch einem "Advanced Grant" durch den ERC gefördert wird.

Die Forscher um Thorsten Wiegand und Andreas Huth werden in den nächsten Jahren der Frage nachgehen, weshalb in ökologischen Gemeinschaften wie beispielsweise in Wäldern so viele Arten mit- und nebeneinander existieren können. Ihr Projekt SPATIODIVERSITY ("Towards a Unified Spatial Theory of Biodiversity") kombiniert dazu hohe Computerrechenleistung mit neuesten Methoden räumlicher Musteranalyse, individuenbasierten Waldsimulationsmodellen und der Modellselektionstheorie, um herauszufinden, welche Schlüsselprozesse die Artenvielfalt in Ökosystemen beeinflussen.

Der wissenschaftliche Ansatz stützt sich dabei vor allem auf die Informationen, die in der räumlichen Verteilung der Arten enthalten sind, die aber bisher kaum genutzt wurden. "Wir verfolgen einen konsequent räumlichen Ansatz, der sich deutlich von früheren Strategien unterscheidet und uns erlaubt einen großen Schritt in Richtung einer "Unified Spatial Theory of Biodiversity" zu gehen", erläutert Thorsten Wiegand. Dazu greifen die Forscher auf einen der umfangreichsten Datensätze zurück, die in der Ökologie derzeit zur Verfügung stehen. Das sind Daten aus Daueruntersuchungsflächen in tropischen Wäldern, die mehrere hundert Baumarten und mehr als 100.000 Bäume beheimaten. Alle 5 Jahre werden die Bäume in diesen Untersuchungsflächen neu vermessen.

"Das Projekt besteht aus drei Komponenten", erklärt Thorsten Wiegand, "Im ersten Schritt helfen uns neueste Techniken der räumlichen Musteranalyse, um die hochkomplexen räumlichen Strukturen der tropischen Wälder zu quantifizieren." "Gleichzeitig erstellen wir eine Palette individuenbasierter und räumlich expliziter Waldsimulationsmodelle, die von einfachen "neutralen" Modellen zu detaillierten prozessbasierten Simulationsmodellen für Wälder reichen. Dabei können wir von unseren langjährigen Erfahrungen mit Waldmodellen wie FORMIND und FORMIX3 profitieren", ergänzt Andreas Huth. Im entscheidenden dritten Schritt werden Techniken der Modellselektion angewendet, um herauszufinden, welche der Simulationsmodelle die beobachteten räumlichen Strukturen an besten wiedergeben. Besondere Herausforderungen des Projektes sind die hohe Komplexität der räumlichen Strukturen und der Interaktionen. Die umfangreichen Analysen können nur in einem großen Projekt erfolgreich angegangen werden und erfordern erhebliche Rechenleistung.

Enge Partner sind Prof. Dr. Savitri Gunatilleke und Prof. Dr. Nimal Gunatilleke (University of Peradeniya, Sri Lanka Plot), sowie Prof. Dr. Sean Thomas (University of Toronto, Malaysia Plot). Das Projekt wird unterstützt von Prof. Dr. Steven Hubbell, Dr. Richard Condit und Dr. Stuart Davis, die das vom Smithsonian Tropical Research Institute organisierte Netzwerk aus Untersuchungsflächen in tropischen Wäldern leiten. Es ist geplant, weitere Wissenschaftler einzubeziehen.
Pressekontakt
Frau Doris Böhme
Telefon: 0341 - 2351269
Fax: 0341 - 2351468
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Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ
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