Schwerin (agrar-PR) - Die Notwendigkeit einer regenerativen und dezentralen
Energieerzeugung stand im Mittelpunkt der Rede von Landwirtschafts- und
Umweltminister Dr Till Backhaus auf der Veranstaltung der Akademie für
Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern zu Bioenergiedörfern
heute in Pasewalk.
"Ein typisches Dorf in Mecklenburg-Vorpommern
muss jedes Jahr etwa 300.000 bis 400.000 € für den Kauf fossiler
Energieträger aufwenden. Das Geld ist für regionale Kreisläufe verloren.
Man muss kein Klimaschützer sein, um hier Handlungsbedarf zu erkennen",
so der Minister, der auf eine jüngst veröffentlichte Studie zur
kommunalen Wertschöpfung durch erneuerbare Energien verwies. Daraus gehe
hervor, dass erneuerbaren Energien bundesweit brachten den Städten und
Gemeinden im Jahre 2009 eine Wertschöpfung von fast sieben Milliarden
Euro einbrachten. Dabei trugen Wind-, Solar- und Bioenergie jeweils etwa
zu einem Drittel zu dieser Summe bei. Für 2010 werde die Wertschöpfung
auf über zehn Milliarden geschätzt. Zudem würden derzeit etwa 115.000
Menschen in den Städten und Gemeinden im Bereich der Erneuerbaren
Energien arbeiten.
Wichtig für die Kommunen sei dabei, dass die
Betreibergesellschaft im Ort ansässig ist und die Wartung durch lokale
Betriebe vorgenommen wird. Dies seien wichtige Voraussetzungen, auf die
auch beim Bio-Energiedorfcoaching Wert gelegt wird.
Die Rolle der
Dienstleistungen beim Aufstellen und während der Betriebsphase der
Anlagen dürfe nicht unterschätzt werden. Örtliche Handwerksbetriebe
spielen hier eine wesentliche Rolle. "Über die gesamte Betriebsdauer
einer Anlage sind technische Betriebsführung und die
Betreibergesellschaft verantwortlich für die größte Wertschöpfung.
Beides sollte im Dorf bleiben", unterstrich der Minister.
In der
Entwicklung zu Bio-Energiedörfern sieht der Minister "einen wesentlichen
Baustein der nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume. Und dazu gehört
es, dass möglichst viele Menschen Vorteile von den Anlagen haben, also
zu Besitzern und damit zu Energieerzeugern werden. Wenn ich weiß, dass
der wirtschaftliche Vorteil auch bei mir selbst ankommt, dann bin ich
viel eher bereit, Anlagen in meinem Umfeld zu akzeptieren", so der
Minister.
Hintergrund:
2009 hat die
Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern in enger
Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und
Verbraucherschutz begonnen, die regionale Erzeugung und Nutzung
erneuerbarer Energien in den ländlichen Räumen mehr und mehr zu
etablieren. Im Rahmen des Bio-Energiedorfcoachings sollen vordergründig
Kommunen beraten und auf ihrem Weg zur stärkeren Nutzung der vieler Orts
vorhandenen regenerativen Energiepotentiale begleitet werden.
Die
Situation kann in den Dörfern des Landes sehr unterschiedlich aussehen.
Daher sind lokale Energiepotentialanalysen notwendig, die die
potentiellen Energieträger identifizieren. In der Analyse müssen auch
potentielle Energieerzeuger und Energieabnehmer benannt werden.
Das
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz
unterstützt die Erarbeitung der dörflichen Potentialanalysen u. a. über
den Fördertitel "Lokale Netzwerke". Hier können bis zu 50 % der Kosten
durch die Kommunen eingeworben werden. Das gesamte Volumen beträgt
jeweils 170.000 € für die Haushaltsjahre 2010 und 2011. Weitere
Unterstützung bietet die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und
Entwicklung (Stichwort BINGO-Lotterie).
Bislang haben knapp 100
Gemeinden ihr Interesse bekundet. Diese Gemeinden stehen für etwa 300
Einzeldörfer und Ortsteile. Ein Großteil davon bereits einen Rats- oder
Gemeindebeschluss gefasst, Bioenergiedorf werden zu wollen. Dieser
Beschluss ist Voraussetzung um Mittel aus dem Fördertitel "Lokale
Netzwerke" des LU zu erhalten.