27.09.2023 | 15:51:00 | ID: 37526 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Agrogentechnik und Mercosur vor UN-Menschenrechtsausausschuss - Menschenrechtsverletzungen an brasilianischen Landwirten und Konsumenten

Wiesbaden (agrar-PR) - Anlässlich der heutigen Anhörung von NGOs in Genf vor dem Menschenrechtausschuss zu den Folgen der Kultivierung von Gen-Soja in Brasilien und dem von Via Campesina Brazil und der Gründerin der Aktion GEN-Klage, Christiane Lüst, eingereichten Bericht beim UN-Ausschuss kommentiert Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied des Umwelt- und Gesundheitsausschusses:
„Der Bericht sollte uns alarmieren, auch angesichts der hiesigen Debatte mit verharmlosenden und teils ignoranten Darstellungen zu Risiken der Gentechnik und zu neuen gentechnischen Verfahren. Das Beispiel aus Brasilien zeigt, wohin eine freizügige Auslegung und Regelung der Gentechnik-Anwendungen führen kann. Der vorgestellte Bericht belegt, dass die Kultivierung von Gen-Soja in Brasilien massiv die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte von brasilianischen Landwirten und Konsumenten verletzt. Dabei hat der UN-Ausschuss für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Rechte die Einführung der Gentechnik in der Landwirtschaft als Menschenrechtsverletzung bereits vielfach gerügt und Regierungen aufgefordert, den Zugang der Bauern zum alten wiederverwendbaren Saatgut zu schützen und die Abhängigkeit von Konzernen zu beseitigen.

Das geplante Mercosur-EU-Abkommen hat nach wie vor seine Tücken und würde uns einen Freihandel zu Lasten von Umwelt, Klima und Bauern bescheren. Eine Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit den lateinamerikanischen Staaten um Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay birgt erhebliche Risiken, wie auch das Umweltinstitut München in der heutigen Anhörung unterstrich. Es mahnte, dass nur eine Handelspolitik, die im Sinne der Menschenrechte und der planetaren Grenzen arbeite, zukunftsfähig sei.

Ich warne davor, angesichts der unbestreitbaren Risiken die Augen zu verschließen und werde im Europäischen Parlament weiterhin dafür kämpfen, dass die Risiken der Gentechnik nicht ignoriert werden und im gesetzgeberischen Handeln auch mit Blick auf die Menschenrechte berücksichtigt und soweit möglich unterbunden werden. Auch ein Mercosur-EU-Abkommen darf dies nicht ausblenden oder gar aushebeln.“

Dr. Antonio Andrioli, der heute vor dem UN-Ausschuss gesprochen hat, ergänzt im Namen von Via Campesina Brazil:

„Die Einführung der Gentechnik in Brasilien hat eine drastische Steigerung vieler negativer Folgen mit sich gebracht für die Armen im Land und die Menschen in der Landwirtschaft. Schätzungsweise 95 % des brasilianischen Anbaus von Soja ist mittlerweile Gen-Soja. Wachsende Exportraten und eine 180%ige Zunahme der Invasionen auf indigenem Land vor allem durch Großkonzerne, die in Brasilien investieren, haben die Armut weiter steigen und die Landwirte in völlige Abhängigkeit von Unterstützungen der Saatgutkonzerne geführt.“

Infos: https://martin-haeusling.eu/images/publikationen/20200117_EUMercosurAbkommen.pdf

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