Oldenburg (agrar-PR) -
Die vier norddeutschen Landwirtschaftskammern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen haben in einem Schreiben an Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner das Informationsverhalten des zum Gesundheitsministerium gehörenden Robert-Koch-Instituts (RKI) scharf kritisiert. Sie reagierten damit auf den vom RKI geäußerten Generalverdacht, norddeutsche Gemüsebauern seien aufgrund unsachgemäßer Gülledüngung mögliche Verursacher der EHEC-Erkrankungen.
In dem von den vier Kammerpräsidenten Arendt Meyer zu Wehdel (LWK Niedersachsen), Claus Heller (LWK Schleswig-Holstein), Andreas Kröger (LWK Hamburg) und Hermann Südermann (LWK Bremen) unterzeichneten Schreiben heißt es: „Von einem staatlichen Institut wie dem Robert-Koch-Institut muss erwartet werden, dass es sich bei der Ursachenforschung bei Erkrankungen vor Empfehlungen an die Verbraucher zumindest dahingehend sachkundig macht, auf welche Weise in Verdacht geratene Lebensmittel erzeugt werden." Die Präsidenten richten die dringende Bitte an die Ministerin, in diesem Sinne auf das RKI einzuwirken.
In dem Schreiben wird darauf hingewiesen, dass bei der Produktion von Gemüse eine Gülledüngung „völlig unüblich" sei. Vielmehr werde aus Gründen der Qualität mit einer gezielten Mineraldüngung eine bedarfsgerechte und optimale Nährstoffversorgung der Pflanzen gewährleistet. Gurken und Tomaten würden zudem in Gewächshäusern angebaut, in denen Nährlösungen eingesetzt würden, die keinen Kontakt zu oberirdischen Pflanzenteilen hätten.
Die Unterzeichner weisen darauf hin, dass durch die Empfehlungen des RKI den Gemüsebauern ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden entstanden sei. Die Verunsicherung der Verbraucher habe weitgehend zu Stornierungen von Lieferverträgen des Lebensmitteleinzelhandels geführt. „Für größere Betriebe bedeutet dies Einbußen im fünfstelligen Bereich täglich", heißt es in dem Schreiben. Damit sei die wirtschaftliche Existenz vieler Familien aufgrund vager Verdachtsmomente massiv gefährdet. (lwk-ns)