Hannover (agrar-PR) -
EIN KOMMENTAR Gabi von der Brelie EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat sich
entschieden. Er hat Ende vergangener Woche die Namen der neuen
Kommissare öffentlich mitgeteilt. Für die Landwirtschaft wird der in
Deutschland bislang wenig bekannte Rumäne Dacian Ciolo˛s die Dänin
Mariann Fischer Boel ablösen. Er folgt auf eine resolute Agrarexpertin,
die unbeirrt, für Praktiker manchmal vielleicht irritierend
zielstrebig, die europäische Agrarwirtschaft auf den Markt ausgerichtet
hat.
Zu diesem Weg wird es auch zukünftig keine
Alternative geben. Die Welthandelsgespräche setzen ebenfalls auf
Liberalisierung und gegen Protektionismus. An diesen Ansprüchen hat die
EU ihre Agrarpolitik ausgerichtet und sie auf Direktbeihilfen
umgestellt. Fischer Boel hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass diese
Zahlungen langfristig Bestand haben müssen. Ciolo˛s ist klug beraten,
an dem Erbe festzuhalten und die Gemeinsame Agrarpolitik als Wiege des
europäischen Gedankens zu verteidigen.
Der Gartenbauingenieur kennt die Abläufe in der
EU-Kommission. Als ehemaliger rumänischer Landwirtschaftsminister weiß
er auch, wie die Nationalstaaten in Brüssel agieren. Ihm kommt künftig
die Rolle des strategischen Vermittlers und Vordenkers zu. Sicherlich
werden auch die neuen Mitgliedstaaten hohe Erwartungen an seine
Ernennung knüpfen und vielleicht auf eine Sonderbehandlung hoffen. In
der rumänischen Heimat des neuen Agrarkommissars ist die Landwirtschaft
sehr erfolgreich dabei, die Fesseln jahrzehntelanger Bevormundung durch
ein diktatorisches Regime abzustreifen. Sicherlich hat der ehemalige
Landwirtschaftsminister daran seinen Anteil.
Er wird nun diesen Weg von Brüssel aus weiter
begleiten können, um den Anschluss an die alten Mitgliedstaaten
herzustellen. Deren Interessen hat Ciolo˛s in Brüssel ebenso
selbstverständlich mit zu berücksichtigen. Vielleicht kommen ihm dabei
seine Studienjahre in Frankreich zu Gute und er knüpft eine
strategische Allianz zwischen alten und neuen Agrarnationen der EU.
Damit könnte er die 27 Nationen noch enger zusammen schmieden und ihr
internationales Gewicht verstärken.
Die Herausforderungen an einen Agrarkommissar waren vielleicht
niemals größer als derzeit: knappe Kassen, Krisenbewältigung und
Klimawandel sind nur einige Stichworte. Dacian Ciolo˛s findet ein
großes Feld, um mit weitsichtigen und überzeugenden Ideen auf sich
aufmerksam machen zu können.