09.06.2010 | 00:00:00 | ID: 5995 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

EU-Agrarpolitik nach 2013 und Ausgleichszulage im Mittelpunkt der Sitzung der HBV-Gremien in Stadtallendorf

Stadtallendorf (agrar-PR) - Auf der Sitzung des Erweiterten Präsidiums und des Erweiterten Verbandsrates des Hessischen Bauernverbandes, die am Dienstag der vergangenen Woche in der Hessentagsstadt Stadtallendorf stattfand, hat der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, noch einmal sein Bedauern über den Rücktritt von Ministerpräsident Roland Koch und Landwirtschaftsministerin Silke Lautenschläger zum Ausdruck gebracht. Er lobte die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und ihren Einsatz für die hessische Landwirtschaft. Des Weiteren ging er auf die zu befürchtenden Einsparungen im Etat des Bundeslandwirtschaftsministeriums ein. In erster Linie werde wohl der Agrarsozialbereich betroffen sein, darüber hinaus werde es voraussichtlich auch Kürzungen bei der Gemeinschaftsaufgabe „Agrarstruktur und Küstenschutz“ geben. Die Tatsache, dass die Bundesverordnung zum Erosionsschutzkataster noch mal auf den Tisch komme, wertete Präsident Schneider auch als Verdienst der Bemühungen des Hessischen Bauernverbandes. Bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie sei eine Beratung der Landwirte aus einem Guss wichtig. Der Gesetzgeber müsse viel stärker berücksichtigen, dass sowohl beim Erosionsschutz als auch im Gewässerschutz durch die gute fachliche Praxis und Erfahrung der Landwirte kein Handlungsbedarf für zum Beispiel Bewirtschaftseinschränkungen bestehe. 

Vor dem Hintergrund der verheerenden Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko forderte Präsident Schneider eine Renaissance der Biokraftstoffe, die nicht nur für den Einsatz in umweltsensiblen Bereichen prädestiniert seien. Zum Milchmarkt merkte der Präsident an, dass es aufgrund der Euroschwäche bessere Exportchancen für Milchprodukte und damit die Aussicht auf höhere Milcherzeugerpreise, die längst überfällig seien, gebe.   Der stellvertretende Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes, Dr. Hans Hermann Harpain, stellte mehrere Untersuchungen zur Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013 vor. Dazu zähle das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der im Kern den Abbau beziehungsweise Wegfall der ersten Säule befürworte. (Beachten Sie hierzu bitte auch das Interview mit HBV-Präsident Schneider im LW Hessenbauer, Heft 22/2010, Seite 9.) Allerdings komme die Fortschreibung der Scenar 2020-Studie, an der mehrere Forschungseinrichtungen der EU beteiligt waren, zum Ergebnis, dass beim Wegfall der Direktzahlungen mehr als 45 Prozent der Betriebe aufgeben müssten. Laut des ebenfalls vorgestellten Eurobarometers 2010 hielten über 90 Prozent der befragten Europäer die Landwirtschaft und ländliche Räume für wichtig oder sehr wichtig für die Zukunft. 39 Prozent der Befragten seien sogar der Ansicht, dass die Zahlungen der EU an die Landwirtschaft erhöht werden müssten.

Entschließung verabschiedet

Unter der Überschrift „Starke Agrarpolitik auch nach 2013 erhalten!“ verabschiedeten das HBV-Präsidium und der Verbandsrat einstimmig eine Entschließung (siehe LW Hessenbauer, Heft 22/2010, Seite 8). Darin wird unter anderem gefordert, die erste Säule mit Direktzahlungen als Ausgleich für die gesellschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft und für die höheren EU-Standards im Vergleich zum Weltmarkt ungeschmälert fortzuführen. In der zweiten Säule müsse sich die Förderpolitik wieder stärker auf die Landwirtschaft konzentrieren. Darüber hinaus wurde die Entschließung der HBV-Gremien zur Zukunft der Ausgleichszulage vom 9. Oktober 2008 bestätigt (siehe "Positionen"). Darin heißt es, dass die Abgrenzungskriterien nach der Landwirtschaftlichen Vergleichszahl (LVZ) beizubehalten seien. In Deutschland sei die Kalkulation der Ausgleichszulage anhand der LVZ objektiv begründet. Die von der EU vorgeschlagene Veränderung der Abgrenzungskriterien bringe vor Ort neue Ungerechtigkeiten und sei häufig nicht nachvollziehbar.

Dr. Harpain hatte zuvor das Prinzip der EU-Kommission für die Neuabgrenzung der benachteiligten Gebiete erläutert. Nach den bisherigen LVZ-Kriterien gebe es in Hessen rund 400 000 Hektar benachteiligte Gebiete. Bei Anwendung des neuen EU-Modells verringere sich diese Fläche auf circa 330.000 Hektar. Das könne der Bauernverband keinesfalls akzeptieren.

Kandidaten für Gemeindeparlamente benennen

Der Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes, Peter Voss-Fels, wies auf die Kommunalwahl 2011 hin. Der Berufsstand müsse sich rechtzeitig damit auseinandersetzen und Kandidaten aus den eigenen Reihen für die Gemeindeparlamente benennen. Die Firma tegut habe im Rahmen ihrer Aktion, den Liter konventionell erzeugte Vollmilch zu einem Aufpreis von 7 Cent für 55 Cent je Liter zu verkaufen, insgesamt 100.000 Euro eingenommen und dieses Geld einem „Milchfonds“ zugeführt. Davon seien 30.000 Euro für das Projekt „Die faire Milch“ verwendet worden, den Rest wolle man für spezielle „Landwirtschaftsprojekte“ nutzen. HBV-Präsidium und Verbandsrat sprachen sich einstimmig dafür aus, dass tegut dieses Geld direkt an ihre Milchlieferanten auszahlen sollte, denn es handele sich hierbei um Bauerngelder, die die Milcherzeuger dringend benötigten.

Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Marburg-Kirchhain-Biedenkopf, Erwin Koch, stellte den Verbandsvertretern die historische Entwicklung von Stadtallendorf vor. Zwischen 1938 und 1945 habe es dort die größte Munitionsfabrik Europas mit rund 26.000 Beschäftigten, darunter viele Zwangsarbeiter, gegeben. Heute zähle Stadtallendorf 21.000 Einwohner mit ca. 16.000 Arbeitsplätzen. Die größten Arbeitgeber seien die Eisengießerei F. Winter und der Süßwarenhersteller Ferrero.
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