13.09.2013 | 19:02:00 | ID: 16037 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Landwirtschaftsminister: Anbau für Teller, Trog und Tank ist möglich

Mühlengeez (agrar-PR) - Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus sieht keinen Gegensatz zwischen der Nutzung von Pflanzen für die Ernährung von Mensch und Tier sowie als Energielieferant.

In der Podiumsdiskussion zum Thema "Teller oder Tank" auf dem Landesbauerntag der 23. MeLa in Mühlengeez erläuterte er am Freitag: "Weltweit wächst der Energiehunger, weltweit ist klar, dass fossile Rohstoffe endlich sind, der Treibhauseffekt eine reale Bedrohung darstellt und Atomkraft nicht gut ist. Energiepflanzen jedoch können auch in Stoffkreisläufen produziert werden. So erzeugen Biokraftstoffe aus hier angebautem Getreide, Raps oder Zuckerrüben ca. 30 bis 60 Prozent Eiweißfuttermittel nebenbei."

Das Problem sei sehr komplex. "Schon jetzt wird weltweit ausreichend Fleisch produziert. Wenn jeder Mensch pro Woche 600 Gramm Fleisch essen würde, erfordert das eine Weltfleischproduktion von 221,5 Mio. Tonnen pro Jahr", rechnete der Minister vor. "Produziert wurden im Vorjahr aber 301,8 Mio. Tonnen Fleisch. Wir haben also kein Produktions-, sondern ein Verteilungsproblem!"

870 Millionen hungernde Menschen auf diesem Planeten seien im wahrsten Sinne des Wortes "ein Armutszeugnis" für die Menschheit. 2050 müssen sogar 9 Milliarden Menschen ernährt werden. Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO bedeutet das, die landwirtschaftliche Erzeugung weltweit um zwei Drittel zu steigern. Dr. Backhaus: "Das heißt, wir brauchen Ertragszuwächse pro Hektar, wir brauchen Lebensmittel, die sich die Menschen auch in ärmeren Ländern leisten können und wir alle müssen Lebensmittelabfälle drastisch senken."

Weltweit werden jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet. Das entspricht etwa der Hälfte der weltweiten Getreideernte. Jeder Deutsche wirft 82 Kilogramm Lebensmittel im Wert von 235 Euro pro Jahr in den Müll. "Natürlich kann man nun hingehen und Enthaltsamkeit und ökologische Vernunft einfordern", so der Minister. Es wäre sicherlich gut für unsere Gesundheit, wenn wir ein- zweimal pro Woche auf Fleisch verzichten. Und es würde die Wertigkeit von tierischen Produkten in unserem Bewusstsein erhöhen. Aber das sollte auf freiwilliger Basis geschehen."

Lösungsansätze sieht der Landwirtschaftsminister in einem verantwortungsvollen Umgang mit Grund und Boden sowie darin, der Verschwendung von Lebensmitteln konsequent zu begegnen, ohne die Menschen zu bevormunden. "Das heißt für mich aber auch, Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre zu korrigieren, also falsche Subventionen zu streichen und die Anforderungen für die Befreiung von der EEG-Umlage zu überarbeiten."

Wie das Prinzip "Teller, Trog und Tank" funktionieren kann, beweist das Projekt "Strohheizung" in Gülzow, nur 6 km von Mühlengeez entfernt. Dort werden 625 Tonnen Stroh von ca. 160 Hektar in Biowärme umgewandelt, von der neben Gewächshäusern, Kita, Sporthalle, Arztpraxis, die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe FNR und die Landesforschungsanstalt profitieren. "Da werden ökologische, soziale und finanzielle Vorteile im ländlichen Raum miteinander verknüpft und die Wertschöpfung bleibt in der Region", unterstreicht Dr. Backhaus. "Tank, Trog und Teller sind gemeinsam realisierbar unter der Voraussetzung weiterer Ertragszuwächse bei Sicherung einer nachhaltigen Produktion und einem sorgsamen und effizienten Umgang mit Agrarrohstoffen. Koppelprodukte wie Stroh, aber auch Abfall- und Reststoffe müssen viel effizienter genutzt werden."

Hintergrund:

Von der weltweiten Menge an Agrarbiomasse von rund 10 Milliarden Tonnen wurden im Jahr 2008 nach einer Studie des nova Institutes lediglich 3,7 Prozent als Energiebiomasse sowie 4,3 Prozent als nachwachsende Rohstoffe stofflich genutzt.

Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe schätzt das Bioenergiepotential für Deutschland im Jahr 2050 auf 23%. Dabei wird ein nutzbares Flächenpotenzial von 4 Mio. Hektar angenommen.

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