Bonn (agrar-PR) -
RLV-Präsident zur Zukunft der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) In der aktuellen Diskussion um die Zukunft der
Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) nach 2013 hat der Präsident
des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), Friedhelm Decker, auf
die hohe Bedeutung der Direktzahlungen für die rheinische
Landwirtschaft aufmerksam gemacht. „Die Direktzahlungen aus der ersten
Säule machen im Durchschnitt aller Betriebe rund 50 % des Gewinns aus.
Sie tragen damit – im Wesentlichen unabhängig von Produktionsform und
-richtung – maßgeblich zur Sicherung der Einkommen in der Landwirtschaft
bei“, erklärte Decker anlässlich einer Präsidiumssitzung seines
Verbandes am vergangenen Dienstag (19. Oktober) in Bonn.
Eine vor dem Hintergrund der zunehmenden Marktschwankungen wichtige
Funktion der Direktzahlungen sei die Abfederung von Preisschwankungen,
die gerade in der jüngeren Vergangenheit manchen landwirtschaftlichen
Betrieb vor der Insolvenz und damit der Betriebsaufgabe bewahrt habe.
Die derzeitige Form der Mittelgewährung habe Strukturbrüche vermieden
und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der ländlichen
Räume geleistet, betonte Decker. Bedingt durch die Ausgestaltung des
deutschen Entkopplungsmodells komme es in den nächsten drei Jahren zu
einer deutlichen Umverteilung der Prämien zwischen den Betrieben und
Regionen. Intensiv wirtschaftende Betriebe mit hohen TOP Ups aus der
Tierproduktion oder Zuckerrübenerzeugung verlören bis zur Hälfte ihrer
bisherigen Direktzahlungen, in erheblichem Umfang würden Prämien aus dem
Westmünsterland, dem Niederrhein und der Köln-Aachener Bucht umverteilt
und künftig auf die Grünlandstandorte im Mittelgebirge fließen, hebt
der RLV-Präsident hervor. Diese Verschiebungen erforderten für alle
Betriebe, deren Prämienvolumen deutlich zurückgehen werden, einen
erheblichen Anpassungsbedarf.
Sollte es als unmittelbare Folge der Weiterentwicklung der GAP auch
noch zu einer grundlegenden Umgestaltung der Finanzierungsgrundlage und
der Erfüllungsvoraussetzungen für die Gewährung von Direktzahlungen
kommen, wäre das für viele Betriebe ein kaum zu verkraftender
Einschnitt. Der Strukturwandel würde unweigerlich zunehmen, warnt Decker
und fordert deshalb: „Ausgehend von einer verlässlichen
Finanzierungsgrundlage für die beiden Säulen der GAP müssen erste und
zweite Säule in ihrer Zielsetzung klar getrennt bleiben.“ Neben der
notwendigen Einkommenssicherung über die erste Säule seien
beispielsweise besondere Umweltmaßnahmen zweckgebunden und an den
Bedürfnissen der Region ausgerichtet im Rahmen der zweiten Säule zu
finanzieren. „Wir brauchen auch künftig eine starke erste Säule der
Agrarpolitik. Sie dient nicht nur der Risikoabsicherung unserer
bäuerlichen Familienbetriebe, sondern ist auch ein Ausgleich für die
hohen Standards in der EU und den fortschreitenden Abbau des
Außenschutzes“, so der abschließende Appell von Decker.