Hannover (agrar-PR) - Von der Europäischen Kommission berufene Wissenschaftler fordern die
Kürzung des EU-Agrarhaushalts zugunsten von Bildung und Forschung. Im
Vorfeld der Verhandlungen über die finanzielle Vorausschau für den
EU-Haushalt von 2014 bis 2020 dürften solche Forderungen künftig öfter
zu hören sein. In Brüssel gilt es nahezu als sicher, dass der
Budgetanteil für Landwirtschaft, Fischerei und ländlichen Raum von
zuletzt rund 43 Prozent weiter zurückgehen wird. Ein Strategiepapier
über die langfristige Haushaltsentwicklung, soll noch vor Jahresende
erscheinen.
Die jetzt erfolgte Attacke der ERAB-Forscher ist eingebettet in ein
30-Seiten-Dokument, in dem eine „neue Renaissance“ für Europa
heraufbeschworen wird. Die Wissenschaftler verweisen gleich zu Anfang
auf die Probleme, die sich durch das erwartete Wachstum der
Weltbevölkerung auf 9 Milliarden Menschen bis 2050 ergeben dürften.
Viele der bekannten Gesellschaftsstrukturen müssten sich ändern, da
dann zu viele Menschen darauf angewiesen seien, sich die knappen
Ressourcen zu teilen. Bereits heute sei ein Drittel der Weltbevölkerung
unterernährt. Im Jahr 2025 könnten 3 Milliarden über keine ausreichende
Wasserversorgung verfügen. Probleme wie der Klimawandel, das
Gesundheitswesen und mangelnde Nachhaltigkeit müssten gelöst werden,
heißt es. Trotz dieser Feststellungen erscheint der Agrarsektor im
weiteren Verlauf des Papiers nur als Randnotiz. Der ERAB ist ein
Gremium von 22 hochrangigen Experten aus der EU, der Schweiz und der
Türkei. Die Gruppe wurde im Dezember 2007 eingesetzt, um die Kommission
bei der Entwicklung, Verbreitung und Bewertung von Politikinitiativen
und Aktionen beim Ausbau des Europäischen Forschungsraums bis 2030 zu
unterstützen.
Die Wissenschaftler verlangen die Verdreifachung des Anteils, der im
EU-Budget für Forschung vorgesehen ist, auf 12 Prozent bis 2030. Ferner
sollen in diesem Zeitraum wenigstens 30 Prozent der Strukturfonds für
Forschung und technische Entwicklung ausgegeben werden, auch für den
Aufbau von Partnerschaften und gegebenenfalls für die Bereitstellung
aufwendiger Infrastrukturen. Unter dem Strich sollen in 20 Jahren mehr
als 75 Prozent des EU-Gesamthaushalts dem Ziel der Förderung einer
Wissensgesellschaft gewidmet sein. Zwischen europäischen Regionen mit
unterschiedlichem Entwicklungsstand sollen Kooperationen gefördert
werden und die Hälfte der EU-Bevölkerung soll einen
Universitätsabschluss aufweisen können. EU-Forschungskommissar Janez
Potočnik begrüßte den ERAB-Bericht. Darin sei ein klares Bild davon
enthalten, was für den Europäischen Forschungsraum angestrebt werden
sollte. Von den Empfehlungen hätten einige bereits Eingang in Barrosos
Leitlinien für die nächste Kommission gefunden; sie würden neue
Diskussionen darüber anstoßen, wie die Herausforderungen, denen sich
die europäische Forschung gegenübersehe, bewältigt werden könnten.