07.10.2009 | 00:00:00 | ID: 2918 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

"Haben Besseres verdient"

Hannover (agrar-PR) - Zu den Ergebnissen des Milchgipfels im Bundeskanzleramt befragte die LAND & Forst DBV-Präsident Gerd Sonnleitner und den Milchpräsidenten Udo Folgart, die bei an dem Gespräch teilgenommen haben.

Sie waren mit der BDM-Spitze und Ministerin Aigner bei Bundeskanzlerin Merkel zum Milchgespräch. Was kam dabei heraus?

Sonnleitner:    Es war ein sehr konstruktives Gespräch. Bundeskanzlerin Merkel war ausgesprochen gut informiert über Milchmarkt und Milchpolitik. So hat Frau Merkel zum Beispiel klar unterstrichen, dass nicht der Bauernverband die Quote abgeschafft hat, sondern die EU-Regierungschefs. Der DBV hat sich rechtzeitig auf diese Situation eingestellt. Dieser Verantwortung verweigert sich der BDM. Genau das verhindert ein geschlossenes Auftreten der Politik an der für die Milchbauern wichtigsten Stelle in Brüssel.

Folgart:           Bundeskanzlerin Merkel hat dem BDM ins Stammbuch geschrieben, endlich damit aufzuhören, falsche politische Hoffnungen bei den Milchbauern zu schüren. So sagte sie, das Auslaufen der Quote ist beschlossen. Daran wird sich nichts mehr ändern.

In welchen Punkten waren Sie sich mit der Kanzlerin einig?

Sonnleitner:    Sie warnt vor einer Renationalisierung der Milchpolitik und hat zugesagt, in Brüssel absatzfördernde Maßnahmen voranzubringen sowie ein Grünlandprogramm aufzulegen. Sie hat Ministerin Aigner beauftragt, im Agrarrat sich für solche unmittelbar auf eine Preisverbesserung zielende kurzfristige Maßnahme einschließlich der Erhöhung der Interventionspreise einzusetzen. Sie selbst will bei EU-Kommissar Barroso vorstellig werden. Im Großen und Ganzen unterscheidet sich die Einschätzung der Kanzlerin also von der Position des Bauernverbandes nicht. Einzig in der Frage der Saldierung hatte sie eine andere Auffassung als wir.

Folgart:           Merkel betonte mehrfach, dass auch der Milchmarkt marktwirtschaftlich ausgerichtet ist. Planwirtschaftlichen Mengenregulierungen wie vom BDM vorgetragen, gab sie eine klare Absage. Die Saldierungsfrage will sie noch einmal prüfen lassen. Wenngleich sie sagte, dass die Bundesländer mit eindeutigen Mehrheiten (14 zu 2) mehrfach schon einer Aufhebung der Saldierung eine Absage erteilt haben. Auch für flexible Mengenregulierungen werde eskeinen Rechtsrahmen geben.

Jetzt ist also die Politik gefordert zu handeln?

Sonnleitner:    Ja eindeutig, die Politik muss jetzt unmittelbar aktiv werden. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit unsere Milchbauern weiterhin die Nummer eins in Europa sein können. Politik und Verbände können keine Preise machen, aber sie können und müssen die Milchbauern im Markt stärken und Hemmnisse wie Bürokratie und Exportprobleme abbauen. Dennoch hat die Politik aber nach unserem Milchgespräch erneut die unterschiedlichen Interessen von DBV und BDM thematisiert, um davon abzulenken, dass sie unter Handlungs- und Erfolgsdruck steht.

Folgart:           Die Kanzlerin hat eindeutig gesagt, dass in Brüssel der Schlüssel zur Belebung des Milchmarktes liegt. Jetzt müssen Aigner und die Bundesregierung die sich abzeichnenden Marktverbesserungen durch Maßnahmen der Absatzförderung den notwendigen Rückenwind geben, damit ein stabiler Aufschwung auch bei den Erzeugerpreisen ermöglicht wird.

Hat die Kanzlerin das Kartellrecht angesprochen?

Sonnleitner:    Thema bei dem Treffen im Kanzleramt waren auch die kartellrechtlichen Spielregeln. Die Bundeskanzlerin hat zugesagt, dass geprüft wird, ob Branchenkooperationen im Sinne der in Frankreich bekannten Interprofessionen künftig auch in Deutschland eine Zukunft haben könnten. Bei uns gilt es, zum Beispiel die Erzeugergemeinschaften zu stärken.

Das Medienecho auf das Kanzlergespräch hat sich stark auf die unterschiedlichen Auffassungen von DBV und BDM bezogen. Inhaltlich wurde kaum etwas transportiert. Wie groß ist die Gefahr für die berufsständische Interessenvertretung, Schaden zu nehmen?

Folgart:           Der DBV hat unmittelbar nach dem Gespräch eine gut besuchte Pressekonferenz zu den Ergebnissen gemacht. Andererseits greifen Medien gern Streit auf. Schaber hatte noch am Zaun des Bundeskanzleramts nichts besseres vor, als von Sonnleitner als „Blockierer“ zu sprechen, statt die erzielten Fortschritte bei der Bundesregierung für die Milchbauern hervorzuheben. Wir haben uns vor der Presse nur auf die inhaltlichen Ergebnisse bezogen, nicht auf die eindeutigen Aussagen der Kanzlerin zum BDM. Zu dessen rückwärts gewandter, illusorischer Milchpolitik meinte sie nur: „Herr Schaber, hören Sie endlich auf zu träumen!“

Sonnleitner:    Der Regierungssprecher hat im Vorfeld missverständlich kommuniziert, dass das Gespräch vor allem zu einer Zusammenführung von DBV und BDM führen soll. Diese Erwartungshaltung stand zu keiner Zeit im Verhältnis zu den tatsächlichen Gesprächsbotschaften der Kanzlerin. Die öffentliche Diskussion über uneinheitliche Milchbauern schadet nicht nur dem Ansehen des Berufsstandes, sondern schwächt uns auch im Durchsetzen notwendiger Maßnahmen, die die Politik nun endlich angehen muss. Unsere Milchbauern haben Besseres verdient, als Image schädigende Aktionen.
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Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband e.V.
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