Hannover (agrar-PR) - „Noch ein Jahr 20 Cent halten wir nicht durch“. Milchviehhalter Fred
Arkenberg fehlen Monat für Monat 3.000 Euro. Mit Landvolkvizepräsident
Heinz Korte forderte er jetzt vor der Presse schnell wirkende
Hilfsmaßnahmen auf europäischer Ebene, um den Milchmarkt wieder in
Schwung zu bringen. „Es ist ein europäisches Problem, es muss auch
europaweit angepackt werden“, sagte Korte.
Als „unvorstellbar“ bezeichnete Fred Arkenberg, der in
Wunstorf-Kolenfeld in der Region Hannover 95 Kühe mit Nachzucht hält,
den derzeitigen Auszahlungspreis von 20 ct/kg. In seinen kühnsten
betriebswirtschaftlichen Vorstellungen waren 26 ct/kg immer die
unterste Auffanglinie gewesen. Freimütig bekennt er, ohne
Liquiditätshilfe und Privatkredit gehe es zurzeit nicht, zumal die
Getreidepreise als zweites Standbein des Betriebes derzeit ebenfalls
„miserabel“ seien.
Wie ihm geht es vielen der 14.000 Milchbauern in Niedersachsen.
Heinz Korte, selbst Milchviehhalter im Landkreis Rotenburg und
Vorsitzender im Milchausschuss des Landvolkes Niedersachsen, sieht den
Grund für die Krise im Nachfrageeinbruch. „Die Wirtschaftskrise,
Exporteinbrüche und andere Rezepturen bei den Verarbeitern haben den
Milchmarkt unter Druck gesetzt“, analysiert er. Daher könne das Problem
auch nicht über eine Kürzung der Menge gelöst werden, vielmehr sieht er
eine Absatzförderung als sinnvoll an.
Die Kommission habe sich für krisenhafte Marktsituationen auch bei
liberalisierten Märkten Hilfemaßnahmen vorbehalten. Für Korte zählen
dazu an erster Stelle schnell wirksame Maßnahmen zur Stabilisierung des
Milchmarktes und zur Belebung des Absatzes sowie eine verlässliche
Milchpolitik über das Jahr 2014/15 hinaus. Ganz entschieden verwahrte
sich Korte gegen „nationale Alleingänge“. Einseitige nationale
Kürzungen der Quote beispielsweise würden die Wettbewerbsfähigkeit der
deutschen Milcherzeuger und auch der Molkereiwirtschaft nachhaltig
gefährden. Gerade mit Blick auf erste Anzeichen zur Entspannung des
Marktes wertete Korte nationale Quotenkürzungen als „fatal“ und
„Irrlicht“ gegenüber allen bisher getroffenen Beschlüssen zum Auslaufen
der Quotenregelung im Jahr 2014/15. Damit würden allein die
Quotenpreise erneut in die Höhe getrieben, die Milcherzeuger zusätzlich
mit Kosten belastet.
Nur als „Kosmetik“ bewertet auch Hermann Cordes für die Nordmilch
eine nationale Kürzung der Quoten, wie sie der BDM fordert. Annähernd
60 Prozent ihres Umsatzes erziele die Nordmilch nicht auf dem deutschen
Markt. Er prognostizierte anziehende Produktpreise, Aldi hat bereits
steigende Butterpreise angekündigt. Aber auch auf 28 ct/kg, bedauerte
Cordes, werde der Auszahlungspreis noch nicht steigen können,
wenngleich die Nordmilch das „größte Interesse“ an steigenden
Milchpreisen habe. Das Jahr 2009 werde den Milchbauern leider als
Krisenjahr in Erinnerung bleiben.