21.10.2009 | 00:00:00 | ID: 3095 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Amtlich verordneter Verfolgungswahn

Hannover (agrar-PR) - EIN KOMMENTAR VON Hartmut Schlepps
Die seit 14 Monaten von Flächensperrungen und amtlichen Überwachungsmaßnahmen betroffenen Milchviehbetriebe an der Unterems können hoffentlich aufatmen. Eine unbürokratische Entschädigung des materiellen Schadens, der durch die verfälschten Analysen entstanden ist, sollte jetzt selbstverständlich sein. Der Imageschaden in der Region und noch mehr die Existenzängste in den betroffenen Familien werden so jedoch nicht zu heilen sein. Die jüngsten Kommentare aus Politik und Amtsstuben lassen leider nicht erkennen, dass die Probleme in der Qualitätssicherung des amtlichen Futtermittellabors in Stade die Akteure zum tieferen Nachdenken angeregt haben. Die Opposition konstruiert erneut aus der Luft gegriffene Verschwörungstheorien, und die Landesbehörden beharren auf einem allgemeinen Höchstgehaltsproblem bei Schafslebern.

Dabei sollten ganz andere Fragen gestellt werden, wenn in Laborräumen, die weit nach dem Verbot des Einsatzes von PCB eingerichtet wurden, Futtermittelproben derart stark durch Luftverunreinigungen kontaminiert werden können. Denn damit wird klar, dass die lange verbotenen Stoffe immer noch in erheblichem Umfang in die Umwelt freigesetzt werden. Diese industrielle Hinterlassenschaft ist die eigentliche Ursache für das sprichwörtliche Bauernopfer an der Ems und der bundesweit betroffenen Schafhalter. Auch aus anderen europäischen Ländern gibt es deutliche Hinweise, dass die allgemeine Hintergrundbelastung an PCB die Landwirtschaft vor unlösbare Probleme stellen könnte.

Das die Bauern hier unter amtlichem Verfolgungswahn leiden müssen, ist auch der Blauäugigkeit der EU-Kommission zuzuschreiben. Sie hat kurzfristig dl-PCB in die Höchstgehaltsregelungen für Futter- und Lebensmittel einbezogen und bringt damit sowohl die Erzeuger als auch Probennehmer und Laborleiter an ihre Grenzen. Wie eine Monstranz tragen seit vielen Jahren Journalisten, Verbraucherschutzlobbyisten und Politiker die Forderung nach schonungsloser Aufklärung über Umweltgifte vor sich her.

Niemand thematisiert aber die in Fachkreisen bekannten Probleme mit der Aussagekraft von Stichproben bei immer weiter gesenkten Nachweisgrenzen. Experten mahnen dringend an, das erhebliche Bildungsdefizit in der Gesellschaft bei der Einschätzung von Risiken anzugehen. Unabhängig von der Wahrheit über die Höhe von Schadstoffbelastungen an der Ems wird deutlich, dass die öffentliche Diskussion weiterhin nur dem populistischen Aktionismus dient, der einseitig und ohne Mehrwert die Verunsicherung von Verbrauchern schürt - und dafür das Bauernopfer billigend in Kauf nimmt.
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