Hannover (agrar-PR) - Trockenheit und Hitze während der Wachstumsperiode, wechselhaftes
Wetter mit vielen Niederschlägen während der Ernte – die
deutschen Getreideerzeuger hadern mit den extremen
Witterungsbedingungen dieses Sommers, berichtet der
Landvolk-Pressedienst. Denn nach den Ergebnissen der Besonderen
Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) wird die diesjährige deutsche
Getreideernte (einschließlich Körnermais und Corn-Cob-Mix) mit
insgesamt 43,8 Mio. Tonnen (t) das sehr gute Vorjahresergebnis
voraussichtlich um rund zwölf Prozent verfehlen. Und auch das
fünfjährige Mittel von 2004/09 würde um 6,6 Prozent untertroffen.
Bei der wichtigsten Getreideart in Deutschland, dem Weizen, erwarten
die Experten des Landwirtschaftsministeriums eine Erntemenge von
23,93 Mio. t, das wären 5,0 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Bei
der Gerste wird das Ernteergebnis von 2009 mit 10,43 Mio. t um 15,1
Prozent verfehlt. Die Roggenernte wird auf 2,84 Mio. t beziffert, das
wären sogar 34,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Auch die
Ernteergebnisse der übrigen Getreidearten liegen deutlich unter dem
Vorjahresergebnis, so dürften die deutschen Landwirte mit 624.000 t
Hafer rund 24,5 Prozent weniger geerntet haben als in 2009.
Die
Landwirte hatten dem Getreide zur Ernte 2010 rund 6,64 Mio. Hektar
(ha) Anbaufläche gewidmet, das waren 3,9 Prozent weniger als im Jahr
zuvor. Experten führen dies zum Teil auf die sehr niedrigen
Erzeugerpreise zur Ernte 2009 zurück, die den Anbau anderer
Kulturen, wie etwa Silomais, wirtschaftlich interessanter machten.
Allerdings verlief die Anbauentwicklung bei den einzelnen
Getreidearten sehr unterschiedlich. Während der Winterweizenanbau
mit 3,26 Mio. ha in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreichte,
wurden beispielsweise die Anbauflächen für Roggen und Gerste
deutlich verringert.
Gleichzeitig
sorgte die Witterung dafür, dass die Hektarerträge die des
Vorjahres deutlich unterschritten. So fiel gerade die Kornfüllphase
von Weizen und Sommergetreide in die langanhaltende Trockenheit, so
dass die Körner sehr klein blieben. Viele Bestände gelangten
schließlich zur Notreife, konnten jedoch aufgrund der nachfolgenden
Nässe nicht geerntet werden. Gleichzeitig nutzten die Landwirte die
wenigen und kurzen Schönwetterperioden, so dass auch Getreide mit
höherem Feuchtigkeitsgehalt geerntet wurde, das eine Nachtrocknung
erforderlich machte. Dies ließ ebenso wie die zuvor nötige
Beregnung der Bestände die Kosten in die Höhe schnellen. Die
Witterung brachte jedoch nicht nur den zeitlichen Ablauf der Ernte
immer wieder ins Stocken, sondern führte beim Getreide vielfach auch
zu Qualitätseinbußen, wie etwa Auswuchs. Jetzt stehen die Landwirte
vor einer schwierigen Vermarktung ihrer Ernte, die nicht immer die
zuvor versprochenen Qualitätsanforderungen, etwa im
Auslandsgeschäft, erfüllen kann. Zudem verzögern sich wichtige
anstehende Feldarbeiten, da noch immer nicht alle Felder für die
nachfolgenden Kulturen, wie etwa Raps, geräumt oder befahrbar sind.