Bonn (agrar-PR) - Als enttäuschend bezeichnete Johannes Frizen, Präsident der Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen, die diesjährige Getreideernte in NRW. "Erst
zu kalt, dann zu trocken, später zu heiß und zum Schluss zu nass,
so lässt sich der Vegetations- und Ernteverlauf 2010 am besten beschreiben",
erklärte Frizen bei einer Pressekonferenz mit NRW-Landwirtschaftsminister
Johannes Remmel am 31. August in Düsseldorf. "Als Konsequenz daraus
ergibt sich für Nordrhein-Westfalen eine unterdurchschnittliche Ernte
mit sehr unterschiedlichen Qualitäten bei Getreide. Auch bei Raps und
Mais sowie im Grünland sind Ertragseinbußen zu verzeichnen",
so Frizen weiter. Die Ernteergebnisse waren in NRW regional sehr unterschiedlich.
Auf Sandböden, zum Beispiel im Münsterland und am Niederrhein, seien
Erträge unter 4 Tonnen pro Hektar keine Seltenheit. Auf den tiefgründigen
Böden der Köln-Aachener Bucht, der Soester Börde und in Lippe
seien dagegen noch relativ gute Ergebnisse erzielt worden.
Im Durchschnitt aller Getreidearten ernteten die Landwirte in NRW 6,9 Tonnen
pro Hektar und damit 13 Prozent weniger als im Vorjahr, das eine sehr
gute Getreideernte brachte. Der Durchschnittsertrag der vergangenen sechs Jahre
wurde um 7 Prozent verfehlt.
Beim Winterweizen - mit fast 290 000 Hektar die wichtigste Getreideart in
NRW - lag der Ertrag mit nur 7,6 Tonnen um 12 Prozent unter dem Vorjahr. Wintergerste
brachte mit 6,7 ebenfalls ein Minus von 12 Prozent. Drastische Mindererträge
gab es bei Triticale, einer Kreuzung aus Weizen und Roggen, die als Futtergetreide
vor allem auf leichten, sandigen Böden angebaut wird. Hier konnten die Landwirte
nur 5,6 Tonnen pro Hektar ernten, 24 Prozent weniger als 2009.
Stark unter der Trockenheit gelitten haben auch Wiesen und Weiden. Nach Schätzungen
der Landwirtschaftskammer wurden NRW-weit 30 bis 50 Prozent weniger Heu und
Silage eingefahren als in normalen Jahren. Auch die bald beginnende Maisernte
wird deutlich geringere Erträge aufweisen.
Erhebliche Probleme durch die Trockenheit im Juli gibt es bei Kartoffeln.
Durch den Hitzestress haben viele Kartoffelpflanzen neue Knollen angesetzt,
die jetzt keine ausreichende Größe mehr erreichen können und
die Vermarktung und Verarbeitung erheblich behindern. Lediglich bei Zuckerrüben
kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt zumindest von einer durchschnittlichen
Ernte ausgegangen werden.