Hannover (agrar-PR) - Die Milchbauern orientieren sich bei den Leistungen im Kuhstall
offensichtlich nicht allein an dem durch die Quotenregelung
vorgegebenen Limit. Im Milchquotenjahr 2008/09 lieferten nach
Mitteilung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen
u.a. die Milcherzeuger in Italien und Österreich mehr Milch an ihre
Verarbeitungsunternehmen als nach dem Quotensoll erlaubt, die Italiener
allerdings sind für ihren laxen Umgang mit diesem Instrument der
Mengenregulierung bekannt. Weit unter dem Maximum blieben die
EU-Neulinge Rumänien, Malta, Ungarn, Litauen und Bulgarien, aber auch
Schweden, Großbritannien oder Finnland. Und selbst in Deutschland, wo
zurzeit sehr heftig über freiwillige Mengenkürzungen diskutiert wird,
wurde knapp ein Prozent Milch weniger an die Molkereien angeliefert,
als den Milchbauern erlaubt war. Im laufenden Milchgarantiemengenjahr
(1.4. bis 31.3.) lag die Anlieferungsmenge bis Ende August um knapp
fünf Prozent über dem Vorjahresniveau. Zurzeit flacht die Kurve jedoch
ab, so dass noch nicht vorhergesagt werden kann, wie die Endbilanz im
Frühjahr letztlich ausfallen wird. Die Reaktionen der Landwirte auf
Preisänderungen wirken sich im Kuhstall stets mit erheblicher
Verzögerung aus, entscheidender sind häufig Einflüsse wie
Futterqualität, Witterung oder auch züchterischer Erfolg.
Die von einzelnen Milcherzeugern vorgeschlagene Streichung der
Saldierung könnte viele Milcherzeuger hart treffen. Das Landvolk
Niedersachsen weist darauf hin, dass im Quotenjahr 2007/08 in
Deutschland fast 1,5 Mio. t Milch mehr erzeugt wurden als nach der
Quote erlaubt, diese Menge entsprach einem Prozent der gesamten
Erzeugung in der EU. Dort wird jedes Jahr, nach Verrechnung von Über-
und Unterlieferung einzelner Erzeuger, die Maximalmenge um zwei bis
sechs Prozent unterschritten – allerdings ohne Einfluss auf den Preis!
Für überliefernde Milcherzeuger hätte sich aber allein 2007/08 in
Deutschland der Wegfall der Saldierung mit einer Superabgabe in Höhe
von mehr als 400 Mio. Euro ausgewirkt, mehr als 80 Mio. Euro hätten
niedersächsische Erzeuger aufbringen müssen. Im Übrigen überliefern
nicht unbedingt die Großbetriebe ihre Quoten, Statistiken einzelner
Molkereien belegen vielmehr, dass Milcherzeuger mit rund 300.000 kg
Milcherzeugung das starre Korsett der Quote gerne flexibler nutzen
möchten.