15.10.2009 | 00:00:00 | ID: 3013 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Gute Ernte – schlechte Preise Generalsekretär Voss-Fels appelliert an Discounter und Politik

Friedrichsdorf/Ts. (agrar-PR) - „Die hessischen Bauern haben in diesem Jahr insgesamt 2,18 Mio. Tonnen Getreide geerntet. Damit liegen wir etwa 5 Prozent über dem Durchschnitt der letzten Jahren, allerdings 4 Prozent unter dem sehr guten Vorjahresergebnis. Die Freude über gute Ernteerträge wird allerdings durch sehr niedrige Getreide- und Rapspreise wieder zunichte gemacht“. Das sagte der Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes, Peter Voss-Fels, heute in einem Pressegespräch anlässlich des Landeserntedankfestes in Bad Homburg.
Je nach Getreideart und Verwendungszweck seien die Getreidepreise im Vergleich zum Vorjahr zwischen 35 und mehr als 50 Prozent gesunken, beim Brotweizen zum Beispiel von 250 Euro je Tonne auf 110 Euro je Tonne, bei der Braugerste von 300 Euro je Tonne auf 120 Euro je Tonne und beim Raps von 360 Euro je Tonne auf 240 Euro je Tonne. 
Während beim Winterweizen (79,8 dt/ha), der Wintergerste (67,1 dt/ha) und dem Winterroggen (61,4 dt/ha) die Hektar-Erträge im Vergleich zum fünfjährigen Durchschnitt zwischen 3,5 und 6 Prozent leicht gestiegen seien, habe der Winterraps mit einem Durchschnittsertrag von knapp 45 Dezitonnen je Hektar um 27 Prozent zugelegt. „Das ist ein Rekordergebnis. Beim Raps hat alles gepasst. Er ist gut über den Winter gekommen, auch die Niederschlagsverteilung war optimal. Die Frühjahrstrockenheit hat dem Raps offensichtlich nicht geschadet“, hob Peter Voss-Fels hervor.

Aufgrund der guten Niederschlagsverteilung werden die hessischen Bauern auch eine gute Silomais-, Kartoffel- und Zuckerrübenernte einfahren. Derzeit ist die Zuckerrübenernte in vollem Gange. Die Erträge liegen auch hier etwa bei 5 Prozent über dem langjährigen Ertragsmittel von 65 Tonnen je Hektar. Erfreulich sind auch die bislang ermittelten Zuckergehalte von deutlich mehr als 18 Prozent. 
Extrem hohe Produktionskosten, verursacht durch teure Düngemittel, Energie und Saatgut, hätten die diesjährige Ernte zusätzlich belastet. 
„Mit 26 Cent je Liter haben wir den höchsten Steuersatz für Agrardiesel in Europa. Die französischen und dänischen Bauern zahlen weniger als 1 Cent Steuern je Liter Agrardiesel. Dieses Niveau muss auch für unsere Bauern gelten, ansonsten sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig“, betonte der HBV-Generalsekretär. 
Produktionskosten nicht gedeckt 
 
„Neben den Getreidepreisen befinden sich die Milchpreise ebenfalls seit Monaten auf einem äußerst niedrigen Niveau, so dass die Produktionskosten bei Weitem nicht gedeckt werden können“, betonte Peter Voss-Fels. Der Hessische Bauernverband habe die politisch Verantwortlichen wiederholt aufgefordert, unter anderem die EU-Milchquoten in den kommenden Jahren nicht – wie beschlossen – zu erhöhen, Quoten durch Stilllegungs- und Verrentungsprogramme herauszukaufen, Verfütterungsbeihilfen zu gewähren und schnellstens Absatz fördernde Maßnahmen zu ergreifen. Beim nächsten Treffen der EU-Agrarminister müssten endlich Entscheidungen für eine positive Trendwende am Milchmarkt getroffen werden.
Voss-Fels appellierte in diesem Zusammenhang auch an den Lebensmitteleinzelhandel, insbesondere die Discounter, ihre Strategie der Dauerniedrigpreise bei Lebensmitteln aufzugeben, sie führe die Bauern in den Ruin. 
Gewinn wird weiter sinken 
„Der Durchschnittsgewinn je Familienarbeitskraft lag im Wirtschaftsjahr 2008/09 nach ersten vorläufigen Berechnungen bei rund 2 300 Euro pro Monat. Aufgrund massiv gesunkener Erzeugerpreise bei Getreide und Milch ist zu befürchten, dass sich der durchschnittliche Gewinn pro Familienarbeitskraft auf unter 1 000 Euro pro Monat verringern wird“, prognostizierte der HBV-Generalsekretär. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass dieser Betrag nicht mit dem Lohn eines Arbeitnehmers gleichzusetzen sei. Denn davon müssten noch die Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und Netto-Investitionen finanziert werden.
"Landwirte und Verbände können die Erzeugerpreise nicht beeinflussen. Deshalb muss die Politik durch entsprechende Rahmenbedingungen ihre Gestaltungsmöglichkeiten auf den Agrarmärkten gezielt nutzen“, betonte Peter Voss-Fels. Landwirtschaftliche Biomasse zur Energiegewinnung, Biogas- und Biokraftstoffe müssten weiter vorangebracht werden.
Der nach wie vor viel zu hohe Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen durch Infrastruktur- und sogenannte Ausgleichsmaßnahmen müsse deutlich zurückgeschraubt werden. Auch in diesem Punkt sei die Politik gefordert.
Rainer Launhardt, stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Hochtaunus, sagte, dass es in seinem Verbandsgebiet noch 331 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 12.500 Hektar, darunter 7.700 Hektar Ackerland und 4.680 Hektar Grünland, gibt. Während im Vordertaunus der Ackerbau überwiege, sei der Grünlandanteil im Hintertaunus höher. Etwa ein Drittel der Höfe würden im Haupterwerb, zwei Drittel im Nebenerwerb bewirtschaftet. Die Milchviehhaltung sei in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Im Gegenzug habe die Pensionspferdehaltung zugenommen. 33 Landwirte hielten insgesamt 1.200 Milchkühe. Dagegen gebe es im Hochtaunuskreis rund 110 Pferdehalter mit ca. 1.700 Pferden einschließlich Ponys.
Pfarrer Werner Meuer von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien in Bad Homburg erläuterte den Ablauf des Gottesdienstes zum Landeserntedankfest, das am 18. Oktober 2009, 14.00 Uhr, in der Pfarrkirche St. Marien in Bad Homburg stattfindet. Aus seiner Sicht sei es wichtig, nicht nur für die Ernte zu danken, sondern auch darauf hinzuwirken, dass die Menschen verantwortungsvoll mit den Ressourcen umgehen.
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Telefon: 06172 / 7106-18
E-Mail: M.vonSpee@agrinet.de
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