Friedrichsdorf/Ts. (agrar-PR) - „Die
hessischen Bauern haben in diesem Jahr insgesamt 2,18 Mio. Tonnen
Getreide geerntet. Damit liegen wir etwa 5 Prozent über dem
Durchschnitt der letzten Jahren, allerdings 4 Prozent unter dem sehr
guten Vorjahresergebnis. Die Freude über gute Ernteerträge wird
allerdings durch sehr niedrige Getreide- und Rapspreise wieder zunichte
gemacht“. Das sagte der Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes,
Peter Voss-Fels, heute in einem Pressegespräch anlässlich des
Landeserntedankfestes in Bad Homburg.
Je nach
Getreideart und Verwendungszweck seien die Getreidepreise im Vergleich
zum Vorjahr zwischen 35 und mehr als 50 Prozent gesunken, beim
Brotweizen zum Beispiel von 250 Euro je Tonne auf 110 Euro je Tonne,
bei der Braugerste von 300 Euro je Tonne auf 120 Euro je Tonne und beim
Raps von 360 Euro je Tonne auf 240 Euro je Tonne.
Während beim
Winterweizen (79,8 dt/ha), der Wintergerste (67,1 dt/ha) und dem
Winterroggen (61,4 dt/ha) die Hektar-Erträge im Vergleich zum
fünfjährigen Durchschnitt zwischen 3,5 und 6 Prozent leicht gestiegen
seien, habe der Winterraps mit einem Durchschnittsertrag von knapp 45
Dezitonnen je Hektar um 27 Prozent zugelegt. „Das ist ein
Rekordergebnis. Beim Raps hat alles gepasst. Er ist gut über den Winter
gekommen, auch die Niederschlagsverteilung war optimal. Die
Frühjahrstrockenheit hat dem Raps offensichtlich nicht geschadet“, hob
Peter Voss-Fels hervor.
Aufgrund
der guten Niederschlagsverteilung werden die hessischen Bauern auch
eine gute Silomais-, Kartoffel- und Zuckerrübenernte einfahren. Derzeit
ist die Zuckerrübenernte in vollem Gange. Die Erträge liegen auch hier
etwa bei 5 Prozent über dem langjährigen Ertragsmittel von 65 Tonnen je
Hektar. Erfreulich sind auch die bislang ermittelten Zuckergehalte von
deutlich mehr als 18 Prozent.
Extrem hohe
Produktionskosten, verursacht durch teure Düngemittel, Energie und
Saatgut, hätten die diesjährige Ernte zusätzlich belastet.
„Mit 26 Cent
je Liter haben wir den höchsten Steuersatz für Agrardiesel in Europa.
Die französischen und dänischen Bauern zahlen weniger als 1 Cent
Steuern je Liter Agrardiesel. Dieses Niveau muss auch für unsere Bauern
gelten, ansonsten sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig“, betonte der
HBV-Generalsekretär.
Produktionskosten nicht gedeckt
„Neben
den Getreidepreisen befinden sich die Milchpreise ebenfalls seit
Monaten auf einem äußerst niedrigen Niveau, so dass die
Produktionskosten bei Weitem nicht gedeckt werden können“, betonte
Peter Voss-Fels. Der Hessische Bauernverband habe die politisch
Verantwortlichen wiederholt aufgefordert, unter anderem die
EU-Milchquoten in den kommenden Jahren nicht – wie beschlossen – zu
erhöhen, Quoten durch Stilllegungs- und Verrentungsprogramme
herauszukaufen, Verfütterungsbeihilfen zu gewähren und schnellstens
Absatz fördernde Maßnahmen zu ergreifen. Beim nächsten Treffen der
EU-Agrarminister müssten endlich Entscheidungen für eine positive
Trendwende am Milchmarkt getroffen werden.
Voss-Fels
appellierte in diesem Zusammenhang auch an den
Lebensmitteleinzelhandel, insbesondere die Discounter, ihre Strategie
der Dauerniedrigpreise bei Lebensmitteln aufzugeben, sie führe die
Bauern in den Ruin.
Gewinn wird weiter sinken
„Der
Durchschnittsgewinn je Familienarbeitskraft lag im Wirtschaftsjahr
2008/09 nach ersten vorläufigen Berechnungen bei rund 2 300 Euro pro
Monat. Aufgrund massiv gesunkener Erzeugerpreise bei Getreide und Milch
ist zu befürchten, dass sich der durchschnittliche Gewinn pro
Familienarbeitskraft auf unter 1 000 Euro pro Monat verringern wird“,
prognostizierte der HBV-Generalsekretär. Er wies ausdrücklich darauf
hin, dass dieser Betrag nicht mit dem Lohn eines Arbeitnehmers
gleichzusetzen sei. Denn davon müssten noch die
Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und Netto-Investitionen finanziert
werden.
"Landwirte
und Verbände können die Erzeugerpreise nicht beeinflussen. Deshalb muss
die Politik durch entsprechende Rahmenbedingungen ihre
Gestaltungsmöglichkeiten auf den Agrarmärkten gezielt nutzen“, betonte
Peter Voss-Fels. Landwirtschaftliche Biomasse zur Energiegewinnung,
Biogas- und Biokraftstoffe müssten weiter vorangebracht werden.
Der nach wie
vor viel zu hohe Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen durch
Infrastruktur- und sogenannte Ausgleichsmaßnahmen müsse deutlich
zurückgeschraubt werden. Auch in diesem Punkt sei die Politik
gefordert.
Rainer
Launhardt, stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes
Hochtaunus, sagte, dass es in seinem Verbandsgebiet noch 331
landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten
Fläche von 12.500 Hektar, darunter 7.700 Hektar Ackerland und 4.680
Hektar Grünland, gibt. Während im Vordertaunus der Ackerbau überwiege,
sei der Grünlandanteil im Hintertaunus höher. Etwa ein Drittel der Höfe
würden im Haupterwerb, zwei Drittel im Nebenerwerb bewirtschaftet. Die
Milchviehhaltung sei in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken.
Im Gegenzug habe die Pensionspferdehaltung zugenommen. 33 Landwirte
hielten insgesamt 1.200 Milchkühe. Dagegen gebe es im Hochtaunuskreis
rund 110 Pferdehalter mit ca. 1.700 Pferden einschließlich Ponys.
Pfarrer
Werner Meuer von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien in Bad
Homburg erläuterte den Ablauf des Gottesdienstes zum
Landeserntedankfest, das am 18. Oktober 2009, 14.00 Uhr, in der
Pfarrkirche St. Marien in Bad Homburg stattfindet. Aus seiner Sicht sei
es wichtig, nicht nur für die Ernte zu danken, sondern auch darauf
hinzuwirken, dass die Menschen verantwortungsvoll mit den Ressourcen
umgehen.
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