Hannover (agrar-PR) - Die Obstbäume im Alten Land blühen durchschnittlich 19 Tage früher
als noch vor 30 Jahren, stellte Dr. Karsten Klopp vom Obstbauversuchs-
und Beratungszentrum (OVB) in Jork fest. Frank Ewert vom Institut für
Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz in Bonn hat ermittelt,
dass der Saattermin für Mais und Zuckerrüben sich in den vergangenen 40
Jahren um zehn Tage nach vorn verlagert hat. Durch den globalen
Temperaturanstieg, nach Angaben des Umweltbundesamtes um 0,74 Grad
Celsius zwischen 1906 und 2005, hat sich die Landwirtschaft in
Mitteleuropa bereits verändert und wird sich weiter verändern.
Langfristige Anpassungsstrategien müssen nach Mitteilung des
Landvolk-Pressedienstes erarbeitet werden.
Die Schlüsselgröße wird dabei auch in Mitteleuropa langfristig das
Wasser sein, da ist sich Dr. Christian Jacobs vom Niedersächsischen
Umweltministerium sicher. Doch auch eine abnehmende Ertragssicherheit
durch Wetterextreme wie Spätfröste, Sturm, Hagel und Hitze sind nach
Ansicht des Umweltministeriums zu erwarten, ebenso wie die Ausbreitung
von bisher in diesen Breitengraden nicht vertretenen
Pflanzenkrankheiten. Die Zucht neuer, trockenheits- oder
krankheitsresisitenter Sorten und der Anbau von Kulturpflanzen, denen
extreme Witterung nicht viel anhaben kann, sowie eine gezielte
Bewässerung können die Chancen für den Pflanzenbau verbessern. Doch die
Landwirtschaft wird nach Jacobs Ansicht durch die sinkenden
Niederschläge, vor allem in den Sommermonaten, immer stärker in
Konkurrenz zur Forstwirtschaft treten, da der Wald zwar als CO2-Senke
große Bedeutung hat, aber dafür viel Wasser benötigt.
Der gerade veröffentlichte Waldzustandsbericht macht deutlich, dass
sich die Forstwirtschaft, trotz des stabilen Gesundheitszustandes des
Waldes, an die Klimaveränderungen anpassen muss. Niedersachsens
Forstminister Hans-Heinrich Ehlen nannte die flach wurzelnde Fichte als
Beispiel für die anstehenden Herausforderungen, da sie die
Niederschlagsschwankungen nicht so gut abpuffern kann. Die Fichte hat
einen Anteil von knapp einem Fünftel an der niedersächsischen
Waldfläche, doch ihre Wachstumsbedingungen verschlechtern sich durch
steigende Temperaturen und Trockenheit zunehmend. Im Gegensatz zur
Landwirtschaft, die die Fruchtfolge kurzfristig anpassen kann, werden
Bäume für mehrere Jahrzehnte angepflanzt. In der Nordwestdeutschen
Forstlichen Versuchanstalt (NW-FVA) wurden bereits Szenarien für die
Jahre 2041 bis 2050 entwickelt und Anbauempfehlungen für Waldbesitzer
erarbeitet, um sie auf die Herausforderungen des Klimawandels besser
vorzubereiten.