Hannover (agrar-PR) - Das Landvolk Niedersachsen sieht weiter die Europäische Gemeinschaft
in der Pflicht, die wirtschaftlich schwierige Lage auf dem Milchmarkt
zu drehen. „Erste zaghafte Anzeichen für eine positive Trendwende
zeichnen sich inzwischen ab“, sagte Landvolk-Vizepräsident Heinz Korte
vor Journalisten in der Region Hannover. „Unsere Betriebe benötigen
aber jetzt dringend Hilfe, um das rettende Ufer überhaupt erreichen zu
können“, verdeutlichte er auf dem Milchviehbetrieb von Fred und Ina
Arkenberg in Wunstorf- Kolenfeld. Korte sieht die Europäische
Kommission am Zuge. Die Spielregeln der Agrarpolitik würden in Brüssel
definiert, die Kommission habe sich zudem Hilfsmaßnahmen für äußerst
schwierige Marktsituationen vorbehalten. Dazu zählen für den
Berufsstand folgende Kernforderungen:
- Die EU-Kommission muss schnell und wirksam Maßnahmen zur
Stabilisierung des Milchmarktes und zur Belebung des Absatzes umsetzen.
- Es ist eine verlässliche Milchpolitik bis über das Jahr 2014/15
hinaus gefragt. Nationale Alleingänge sind zu unterlassen, sie
gefährden nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Milcherzeuger und der Molkereiwirtschaft.
- Die kontraproduktive Erhöhung der Milchquoten ist mit Blick auf die Marktentwicklung auszusetzen.
Korte forderte eine Anhebung des Interventionspreises für Milch um
mindestens 15 Prozent. „Der zurzeit viel zu niedrige Preis von
lediglich 21 ct/kg lässt sich nicht mit einer Überlieferung begründen,
sondern basiert auf dem niedrigen Interventionspreisniveau“,
verdeutlichte er. Wie schnell der Preis über dieses Regulativ in
Bewegung gesetzt werden könne, hätten die USA vorgemacht und den Preis
deutlich nach oben gebracht. Parallel zu der Anhebung des
Interventionspreises müsse eine Verfütterungsbeihilfe für
Magermilchpulver beschlossen werden, um den Markt in nächster Zukunft
zu entlasten. Im Vergleich zur deutschen Abwrackprämie werde damit ein
sehr überschaubarer Betrag aufgewendet. Die EU habe bislang zur
Stützung des Milchmarktes europaweit 600 Mio. Euro ausgegeben. Auf den
Verbraucher umgerechnet hätte jeder Bürger zwischen Lappland und
Sizilien damit 1,20 Euro aufwenden müssen. „Das ist exakt der Betrag,
den ein Kilogramm Käse im Vergleich zum Vorjahr zurzeit weniger
kostet“, verdeutlichte Korte. Allein für die Abwrackprämie dagegen
musste jeder deutsche Bürger rein rechnerisch Steuergelder in Höhe von
60 Euro aufbringen!
Nationale Alleingänge zur Behebung der wirtschaftlichen Krise auf
dem Milchmarkt lehnt Korte für das Landvolk Niedersachsen kategorisch
ab. „Es ist ein europäisches Problem, es muss auch europaweit angepackt
werden“, sagte der Milchviehhalter aus dem Landkreis Rotenburg.
Immerhin habe sich inzwischen eine Mehrheit der Mitgliedstaaten in der
EU hinter die Initiative Deutschlands und Frankreichs gestellt, um die
EU-Kommission erneut zu einer Entlastung des Milchmarktes zu bewegen.
Einseitige nationale Eingriffe in das ohnehin bis zum Jahr 2015
befristete Quotenregime bezeichnete Korte als wenig zielführend. Es
gebe keine Probleme mit einer Überlieferung des Marktes, sondern einen
Nachfrageeinbruch. Eine künstliche Verknappung der Milchmenge, die das
planwirtschaftliche Instrument Quotenaufkauf beinhalte, führe nur zu
weiteren Belastungen der Milcherzeugerbetriebe durch dann wieder
steigende Quotenpreise und werde von diesen als absolut falsches Signal
verstanden. Bei Auszahlungspreisen von 21 ct/kg fehlten den
Milcherzeugern gegenüber dem Vorjahr rund zehn ct/kg. Bei einer
Gesamterzeugung von 5,2 Mio. t im Milchland Niedersachsen seien das
umgerechnet auf 14.000 Milchviehbetriebe rund 37.000 Euro im Jahr.
Diesen Betrag könne kein Betriebsleiter dauerhaft ausgleichen, warnte
Korte und fügte an: „Weiteren Kostendruck können unsere Betriebe jetzt
am wenigsten verkraften, es muss dringend wieder aufwärts gehen“.