Hannover (agrar-PR) - Vergilbte Bestände zeigen deutlich: Dem Mais ist es zu kalt. Auf die
bisher viel zu niedrigen Temperaturen im Mai reagiert er nach einer
Umfrage des Landvolkes Niedersachsen mit kümmerndem Wachstum und einer
Vergilbung. Gegenüber anderen Jahren ist er in der Entwicklung deutlich
zurück geblieben und hat statt vier bis fünf Blättern wie sonst um diese
Jahreszeit üblich erst ein bis zwei Blätter ausgebildet, teilweise
laufen die Saaten gerade erst auf. Auch Rüben und Kartoffeln leiden
unter der Kälte und stocken in der Entwicklung, sie liegen um mindestens
zwei Wochen zurück. Vereinzelt sind als Folge der Kälte Auflaufschäden
aufgetreten, hier bleiben die Bestände lückenhaft. Dies dürfte sich
nachteilig auf den späteren Ertrag auswirken, das zunächst zögernde
Wachstum wird aber bei steigenden Temperaturen ausgeglichen. Für die
Mähdruschfrüchte sind die kühlen Temperaturen sogar eher von Vorteil,
denn hier gilt immer noch die alte Bauernregel: „Mai kühl und nass,
füllt dem Bauern Scheun und Fass“. Zu üppiges Wachstum des Getreides
wird gebremst und eine zu frühe Ährenbildung, die nachteilig für den
Ertrag wäre, damit verhindert.
Deutlich in der Entwicklung zurück sind auch die Gemüsekulturen. „Die
Bestände wachsen rückwärts“, beschreiben die Landwirte das Verharren in
einem Entwicklungsstand. Insbesondere wärmeliebende Gemüsearten wie
Zucchini, Gurken, Kürbis aber auch Buschbohnen zeigen ihr Unbehagen
gegen die unwirtliche Kälte mit Vergilbungen und einem deutlichen
Entwicklungsrückstand. Im Durchschnitt der Jahre blüht beispielsweise
die Erbse um den 1. Mai, in diesem Jahr begann die Blüte gut 14 Tage
später. Die Gemüsebauern hoffen auf wärmere Tage, damit die Kulturen den
Rückstand aufholen können. Auch die Obstbauern an der Niederelbe
benötigen dringend einige warme Tage, damit die Bienen ihre
Bestäubungsarbeit erledigen können. „Entweder ist es zu kalt oder zu
nass für die Bienen“, beschreibt Dr. Karsten Klopp vom
Obstbauberatungszentrum der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Jork
die Situation. Die Kirschbäume wurden bereits Ende April von den
Insekten angeflogen, als sie einige wärmere Tage aus dem Stock lockten.
In den dann folgenden Frostnächten haben die Obstbauern den Blüten mit
Hilfe der Frostschutzberegnung einen wärmenden Eispanzer verpasst.
Allerdings hat die kühle Witterung für Touristen im Alten Land eine gute
Seite: So lange wie in diesem Jahr standen die Obstbäume selten in
Blüte! Nicht nur auf dem Land – auch an der See ist es zu nass und zu
kalt. Hier kommt der Wind aus der falschen Richtung, in der Folge machen
sich die Plattfische an der Küste rar. „Derzeit kann von uns noch
niemand auf Plattfischfang gehen“, erklärt Dirk Sander, Vorsitzender der
Erzeugergemeinschaft der Küstenfischer im Weser-Ems-Gebiet. Die
berühmten Maischollen dürften daher erst im Juni an der Küste wieder zur
Form auflaufen.