Hannover (agrar-PR) - Ob Auswirkungen der Wirtschaftskrise, Beschäftigung von
Saisonarbeitskräften oder zukünftige Trends im Gemüsebau – vollgepackt
mit aktuellen Themen präsentierte sich kürzlich der 3. Norddeutsche
Gemüsebautag, zu dem die Fachgruppe Gemüsebau Norddeutschland nach
Hamburg geladen hatte. Neben der desolaten Markt- und Preislage des
vergangenen Jahres beschäftigten sich die Erzeuger vor allem mit den
eigenen Zukunftsperspektiven, berichtet der Landvolk-Pressedienst. So
bereiten sich viele Gemüsebauern derzeit wieder auf den Einsatz von
Saisonarbeitskräften vor. Nach den Problemen in der
Arbeitskräftevermittlung in 2008 konnte der Bedarf der Arbeitgeber im
vergangenen Jahr offensichtlich gedeckt werden, sagte Burghard Möller
vom Deutschen Bauernverband. Allerdings seien rund 40.000 Arbeitskräfte
weniger über die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) nach
Deutschland vermittelt worden als 2004, das mit 324.000 Saisonarbeitern
die bisherige Höchstmarke gesetzt hatte. Möller führte dies zum einen
auf den Strukturwandel im Gartenbau zurück, zum anderen würde auch in
der Gemüseernte immer mehr menschliche Arbeitskraft durch Technik
ersetzt. Durch die ab dem kommenden Jahr geltende sogenannte
„Arbeitnehmer-Freizügigkeit“ für Arbeitskräfte innerhalb der EU werde
sich die Konkurrenz um Arbeitskräfte eher verstärken, da die bisherigen
zeitlichen und sektoralen Beschränkungen entfallen. In diesem
Zusammenhang stellte Möller die Möglichkeiten des
Internet-Vermittlungsportals www.saisonarbeit-in-deutschland.de vor,
auf dem sich Betriebe potenziellen ausländischen Arbeitnehmern in deren
Landessprache vorstellen. Dies könne künftig den kleinen, aber
entscheidenden Unterschied in der Arbeitskräftevermittlung ausmachen.
Für die zukünftigen Entwicklungen im Gemüsebau machte Lothar Korff
vom Züchtungsunternehmen Rijk Zwaan aus Krefeld mit den Produzenten,
dem Handel und den Konsumenten drei mögliche Ansatzpunkte aus. So
würden die Produzenten künftig verstärkt auf erdlose Kulturen, eine
stärkere Mechanisierung der Ernte und eine stärkere internationale
Standardisierung ihrer Produkte setzen. Gleichzeitig würden sie
Verpackungen auch als Dienstleistung für den Kunden verstehen, zum
Beispiel mit mundgerecht zerlegtem Gemüse und Dips. Der Handel stünde
dagegen unter einem enormen Wettbewerbsdruck. Viele Händler verstehen
jedoch Gemüse zunehmend als Aushängeschild für Frische und Qualität und
versuchen diesen Eindruck durch „Regionalität“ weiter zu verstärken.
Darüber hinaus käme der Haltbarkeit der Produkte eine stärkere
Bedeutung zu. Die Konsumenten schließlich wünschten sich künftig eine
noch größere Vielfalt und Kleinstverpackungen, um ihrem Bedürfnis nach
Gesundheit und Geschmack bei gleichzeitig sehr wachem Preisbewusstsein
nachgeben zu können. Wichtig sei es für die Gemüseerzeuger, die zum
Teil auch widersprüchlichen Trends im Auge zu behalten und
gegebenenfalls in der eigenen Produktentwicklung zu berücksichtigen.