Hannover (agrar-PR) - Ernährungsforscher Prof. Harald von Witzke rechnet damit, dass sich
der weltweite Bedarf an Nahrungsgütern bis zur Mitte des Jahrhunderts
verdoppeln wird. In einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ forderte
er deshalb, die Produktivität der landwirtschaftlichen Flächen zu
steigern. Die Weltbevölkerung wird nach Angaben Prof. von Witzkes noch
bis zum Jahr 2050 weiter wachsen. Zugleich steige in den
Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien die Nachfrage nach
tierischen Produkten, zu deren Erzeugung Getreide benötigt werde. Neues
Ackerland stehe aber kaum noch zur Verfügung. Die produktivsten Böden
würden bereits genutzt, und wo noch Bodenreserven wie etwas in den
tropischen Regenwäldern bestünden, sollten diese aus Klimaschutzgründen
erhalten bleiben. Der Wissenschaftler erwartete deshalb, dass die
Nachfrage nach Nahrung schneller zunehmen werde als das Angebot und
steigende Nahrungsmittelpreise zur Folge habe. Das Hungerproblem werde
sich dadurch noch verschärfen, weil die Menschen unterhalb der
absoluten Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag sich nicht genügend
Nahrung kaufen könnten. Der Großteil der Hungernden in
Entwicklungsländern seien Kleinbauern. Wenn diese ihre Familien nicht
ausreichend versorgen könnten, liege das oft an dem fehlenden Zugang zu
produktiven Technologien wie ertragreichen Saaten, Dünger und
Pflanzenschutz hätten. Von Witzke forderte von Europa und Nordamerika,
so schnell wie möglich diese produktiven Techniken auch den Kleinbauern
in den armen Ländern verfügbar zu machen. Nur durch eine Steigerung der
Produktivität bei der Nutzung der bereits heute genutzten Ackerflächen
könne die Erzeugung von Nahrung ausreichend gesteigert werden. Zudem
führe eine Steigerung der Produktivität in den armen Ländern auch zu
einer Steigerung von Beschäftigung und Einkommen in der Landwirtschaft.
Das Interview aus "DIE WELT" vom 17.11.2009
"Der Bedarf verdoppelt sich"