Berlin (agrar-PR) - Trotz anhaltender wirtschaftlicher
Unsicherheit bleibt die Prognose für die weitere Entwicklung der Agrar-
und Ernährungswirtschaft ungebrochen positiv. Als große
Herausforderungen gilt es, die Folgen des sich abzeichnenden
Klimawandels mit sinkender Ertragsstabilität und die zunehmende
Konkurrenz durch die energetische Verwertung agrarischer Rohstoffe zu
bewältigen. Wegen des Weltbevölkerungswachstums wird der gesamte
Wirtschaftszweig langfristig vom steigenden Nahrungsmittelbedarf
profitieren. Deshalb hat die weitere Steigerung der agrarischen
Produktion höchste Priorität.
„Daher begrüße ich es, dass sich die Koalitionspartner ausdrücklich
dazu bekennen, Zukunftstechnologien ideologiefrei zu fördern und zu
nutzen. Ich erwarte, dass sich die Bundesregierung dafür einsetzt, die
Rohstoffversorgung der europäischen Lebensmittel- und
Veredelungswirtschaft zu gewährleisten, indem u. a. die von den
EU-Behörden als sicher bewertete gentechnisch veränderte Pflanzensorten
in Europa zugelassen werden“, erklärte Manfred Nüssel, Präsident des
Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der 17. Fachtagung für die
genossenschaftliche Vieh- und Fleischwirtschaft in Montabaur. „Für die
deutsche Veredelungswirtschaft steht sehr viel auf dem Spiel. Mit einem
Produktionswert von ca. 21 Mrd. Euro wird hierzulande knapp die Hälfte
der Wertschöpfung des Agrarsektors in der tierischen Erzeugung
erwirtschaftet“, so Nüssel.
Als Gradmesser für die Effizienz und Qualität der in Deutschland
hergestellten Fleischprodukte bezeichnete der DRV-Präsident die
Exportleistungen der Vieh- und Fleischwirtschaft. Im ersten Halbjahr
2009 konnten die Ausfuhren nochmals um knapp 9 Prozent gegenüber dem
Vorjahreswert gesteigert werden. Das entspricht Ausfuhren in Höhe von
2,76 Mrd. Euro. „Diese positive Entwicklung ist das Verdienst der
gesamten Wertschöpfungskette. Auf jeder Stufe werden enorme Leistungen
erbracht, um diesen internationalen Spitzenplatz zu sichern. Neben der
Pflege bestehender und der Erschließung neuer Absatzmärkte, gerade in
den fernöstlichen Wachstumsregionen, muss aber auch dem rückläufigen
Trend vor der eigenen Haustür Rechnung getragen werden. Den veränderten
Essgewohnheiten und der rückläufigen Bevölkerungszahl in Deutschland
und Europa muss strategisch begegnet werden. Denn rd. 70 Prozent des
gesamten Schweinefleischangebots werden bislang auf dem hiesigen Markt
abgesetzt“, so Nüssel.
Entscheidende Bedeutung hat das Thema Tiergesundheit und hochwertige
Lebensmittel. „Damit unsere Ferkelerzeuger nicht zweiter Sieger im
Wettbewerb um Marktanteile werden, ist die Kommunikation eines
transparenten Gesundheitsstatus erforderlich. Voraussetzung dafür ist,
dass ein standardisiertes Monitoring-Programm zur Einschätzung des
Gesundheitsstatus auf breite Resonanz stößt, um sich dann geschlossen
dem europäischen Wettbewerb stellen zu können“, so Nüssel. Er hob
hervor, dass sich die Genossenschaften auch auf diesem Gebiet einmal
mehr als Motor für innovative Entwicklungen erweisen und engagiert die
Herausforderungen annehmen.
Nüssel betonte bei der DRV-Fachtagung, dass die Vieh- und
Fleischwirtschaft nicht mehr auf stabilen Verkäufermärkten agiert,
sondern es vielmehr mit dynamischen Käufermärkten zu tun hat. Diese
erfordern ein unverzügliches Reagieren auf sich rasch ändernde
Verbraucherwünsche. Deshalb muss der kundenorientierte Qualitätsgedanke
mit der notwendigen Ausschöpfung aller Kostenvorteile zu optimierter
Prozessqualität führen. Bereits 2006 hat der DRV das Verbundprojekt
AIDA ins Leben gerufen, um den fachlichen Austausch zwischen Wirtschaft
und Wissenschaft zu intensivieren. Nach zweijähriger intensiver Arbeit
melden die Projektbeteiligten positive Entwicklungen in den Bereichen
Logistik, Datenverarbeitung und beim Aufbau einer Online-Plattform für
die Tiergesundheit.