Hannover (agrar-PR) - Nach nur drei Jahren mit einer leichten Entspannung der weltweiten
Versorgungslage bei Getreide klafft im laufenden Wirtschaftsjahr nach
ersten Schätzungen erneut eine Lücke zwischen Erzeugung und Verbrauch.
Zuletzt hatte die Erzeugung in der Kampagne 2006/07 den Verbrauch
unterschritten. Im Jahr darauf wurde weltweit eine Ernte von 1.691,2
Mio. Tonnen (t) Getreide eingefahren, gut 100 Mio. t mehr als im Jahr
zuvor. Der Verbrauch stieg zwar ebenfalls, lag aber mit 1.673,6 Mio. t
knapp unter der Erzeugung. Auch im Wirtschaftsjahr 2008/09 entspannte
sich die Versorgungslage weiter, als mit 1.792,9 Mio. t eine Rekordernte
eingebracht wurde. Sie lag damit deutlich über dem auf 1.721,4 Mio. t
gestiegenen Verbrauch und ermöglichte das Auffüllen der Vorräte. Die
Ernte 2009/10 fiel mit 1.787,9 Mio. t allerdings wieder kleiner aus,
während der Verbrauch weiter anstieg und mit 1.752,3 Mio. t fast wieder
das Niveau der Erzeugung erreichte. Die Ernte im laufenden Jahr wird
nach den bisherigen Schätzungen den weiter steigenden Bedarf nicht mehr
decken können. Experten erwarten insgesamt einen Rückgang der Erntemenge
auf 1.730,2 Mio. t, während der Verbrauch mit 1.787,5 Mio. t den bisher
höchsten Stand erreichen dürfte. Der Bedarf kann dann nur durch einen
kräftigen Abbau der Lagerbestände gedeckt werden.
Besonders heikel ist die Versorgungslage beim Weizen, auf den knapp
ein Drittel der weltweiten Ernte entfällt. Lediglich 2008/09 und 2009/10
überstieg der Ertrag den Bedarf, in allen anderen Jahren wurde weniger
geerntet als verbraucht. Zwar ist in diesem Jahr die Versorgungslücke
beim Weizen größer als zunächst angenommen, allerdings kann hier auf
recht große Vorräte zurückgegriffen werden. Knapp ist aber auch die
Ernte von Gerste als Futtergetreide ausgefallen, vor allem in der EU.
Ebenso fehlt es an Mais. Zeitweise war es an den Börsen deshalb zu einem
rasanten Preisanstieg gekommen; in jüngster Zeit haben sich die Märkte
jedoch wieder beruhigt, die Preise etwas nachgegeben. In Deutschland
wird weniger die Menge zum Problem, sondern vielmehr die Qualität. Durch
lange anhaltenden Regen sind viele Partien insbesondere beim Weizen
stark geschädigt und nicht mehr als Brotgetreide verwendbar. Gleichwohl
sind auch die Erträge geringer ausgefallen. In Niedersachsen wurde mit
5,87 Mio. t eine um 13 Prozent geringere Ernte eingefahren, zugleich
sank die Anbaufläche um fünf Prozent auf 860.000 Hektar (ha). Die Hälfte
der Anbaufläche entfiel mit 441.000 ha auf Winterweizen, der um sieben
Prozent geringere Erträge lieferte als im vergangenen Jahr. Insgesamt
wurden zwischen Ems und Elbe 3,48 Mio. t Weizen geerntet. Auf Gerste
entfielen 1,15 Mio. t, zwölf Prozent weniger als 2009.