11.11.2009 | 00:00:00 | ID: 3568 | Ressort: Landwirtschaft | Beruf & Bildung

Klimaschutz durch Landwirtschaft in Theorie und Praxis - Lehrerfortbildung in der Hessischen Landvolk-Hochschule

Friedrichsdorf / Ts. (agrar-PR) - „Landwirtschaft und Klimaschutz“, so lautete das Thema einer Lehrerfortbildung, zu der Anja Püchner, Bildungsreferentin der Hessischen Landvolk-Hochschule, am Freitag letzter Woche 11 Lehrerinnen und Lehrer aus Südhessen begrüßte. Der Verein für Landvolkbildung und der Hessische Bauernverband hatten dazu eingeladen.

Ausgehend vom Kyoto-Protokoll erläuterte Thomas Hollritt, Referent für Nachwachsende Rohstoffe des Hessischen Bauernverbandes, die politischen Rahmenbedingungen zum Klimaschutz und inwieweit die Landwirtschaft durch den Anbau Nachwachsender Rohstoffe einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Er wies darauf hin, dass die deutsche Land- und Forstwirtschaft mit jährlich 39 Mio. Tonnen eine positive Kohlendioxid-Bilanz aufweise. Darüber hinaus habe die Landwirtschaft den Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 1990 und 2006 um 22 Prozent verringert, beim Kohlendioxid sogar um 46 Prozent.

Biodiesel braucht keinen Bohrturm

Vor dem Hintergrund der Teller- und Tank-Diskussion sagte Georg Dierschke, Geschäftsführer der Hessischen Erzeugergemeinschaft für Nachwachsende Rohstoffe, dass die Gesamtanbaufläche Nachwachsender Rohstoffe in Deutschland rund 2 Mio. Hektar betrage. Das entspreche etwa einem Sechstel der Ackerfläche Deutschlands. Vor der Motorisierung in der Landwirtschaft sei etwa ein Drittel des Ackerlandes zur Fütterung der Zugtiere benötigt worden. Vom Getreide über den Mais und das Elefantengras bis hin zu Weiden und Pappeln stellte er die verschiedenen Energiepflanzen vor. Die Ausführungen zu den Biokraftstoffen Biodiesel, Ethanol, Sunfuel, Biogas und Methanol gipfelten in dem Hinweis: „Biodiesel – unser Sprit braucht keinen Bohrturm!“. Die Leistungen von einem Hektar Raps bezifferte der EZG-Geschäftsführer wie folgt: Blühende Landschaften plus 100 Kilogramm Honig, fünf Tonnen Rapskörner, die 2 000 Liter Öl, 3 000 Kilogramm Rapskuchen mit 1 000 Kilogramm hochwertigem Eiweiß, 10 Tonnen Rapsstroh, 10,6 Mio. Liter Sauerstoff, 30 Tonnen CO2-Bindung und Erosionsschutz durch 11 Monate Bodenbedeckung.

Anja Neubauer, Kompetenzzentrum HessenRohstoffe, Tanja Lotz, Landesvereinigung Milch Hessen, und Bernd Weber, Hessischer Bauernverband, stellten den Pädagogen eine Fülle von Unterrichts- und Informationsmaterialien zu den Themen Nachwachsenden Rohstoffe, Milch und Landwirtschaft allgemein vor.

Photovoltaik, Milchproduktion und Biogas

Am Samstag standen drei Betriebsbesichtigungen auf dem Programm. In Wehrheim erläuterten Edith und Werner Emmerich, weshalb Sie sich für den Bau einer Photovoltaikanlage, die im Oktober 2005 ans Netz ging, entschieden haben. Die auf zwei Maschinenhallen-Dächern installierte Anlage hat eine Gesamtleistung von 70 Kilowatt. Interessant waren auch die Ausführungen zum Lohnunternehmen Emmerich und den Konsequenzen der stark schwankenden Getreidepreise in den letzten zwei Jahren. Frank Hammen, der in Wehrheim einen Milchviehbetrieb mit 93 Hektar Land und rund 100 Kühen bewirtschaftet, beschrieb die rasante Entwicklung seines Oranienhofes, der Anfang der 60er Jahre 12 Kühe und 20 Hektar Land umfasste. Er erklärte den Lehrern die Milchviehhaltung, einschließlich Fütterung im Boxenlaufstall und die Arbeit im Melkstand. Bei den derzeitigen Milchpreisen sei die Produktion nicht kostendeckend.

Ingo Schäfer, Münzenberg, stellte seine mit weiteren Partnern betriebene 500-Kilowatt Biogasanlage vor und machte keinen Hehl daraus, dass er im vergangenen Jahr aufgrund der explodierenden Getreidepreise kurz vor der Insolvenz stand. Denn er verwendet zum großen Teil von anderen Landwirten zugekauftes Getreide, das geschrotet wird, als Hauptsubstrat zur Biogasgewinnung. Dazu kommen täglich etwa 5 bis 16 Tonnen Rindergülle von einem benachbarten Betrieb, die in einem 1 300 Kubikmeter fassenden Fermenter vergoren werden. Seit 2007 werden auch Zuckerrüben als Substrat genutzt. Den Zuckerrübenanteil will er künftig erhöhen. Der über ein Blockheizkraftwerk erzeugte Strom wird in das Netz eingespeist, mit der gleichzeitig gewonnenen Abwärme werden der eigene Hof und benachbarte Aussiedlerhöfe beheizt. Neu ist die Trocknung von Scheitholz, so werden 100 Prozent der entstehenden Wärme genutzt.

Die Lehrerinnen und Lehrer bekamen mit dieser Fortbildung einen guten Überblick über den Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz in Theorie und Praxis. Nach vielen positiven Eindrücken und mit umfangreichen Informationsmaterialien zur Landwirtschaft traten sie die Heimreise an.
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