Friedrichsdorf / Ts. (agrar-PR) - „Landwirtschaft und
Klimaschutz“, so lautete das Thema einer Lehrerfortbildung, zu der Anja
Püchner, Bildungsreferentin der Hessischen Landvolk-Hochschule, am
Freitag letzter Woche 11 Lehrerinnen und Lehrer aus Südhessen begrüßte.
Der Verein für Landvolkbildung und der Hessische Bauernverband hatten
dazu eingeladen.
Ausgehend vom Kyoto-Protokoll erläuterte Thomas Hollritt, Referent für
Nachwachsende Rohstoffe des Hessischen Bauernverbandes, die politischen
Rahmenbedingungen zum Klimaschutz und inwieweit die Landwirtschaft
durch den Anbau Nachwachsender Rohstoffe einen Beitrag zum Klimaschutz
leisten kann. Er wies darauf hin, dass die deutsche Land- und
Forstwirtschaft mit jährlich 39 Mio. Tonnen eine positive
Kohlendioxid-Bilanz aufweise. Darüber hinaus habe die Landwirtschaft
den Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 1990 und 2006 um 22 Prozent
verringert, beim Kohlendioxid sogar um 46 Prozent.
Biodiesel braucht keinen Bohrturm
Vor dem Hintergrund der Teller- und Tank-Diskussion sagte Georg
Dierschke, Geschäftsführer der Hessischen Erzeugergemeinschaft für
Nachwachsende Rohstoffe, dass die Gesamtanbaufläche Nachwachsender
Rohstoffe in Deutschland rund 2 Mio. Hektar betrage. Das entspreche
etwa einem Sechstel der Ackerfläche Deutschlands. Vor der Motorisierung
in der Landwirtschaft sei etwa ein Drittel des Ackerlandes zur
Fütterung der Zugtiere benötigt worden. Vom Getreide über den Mais und
das Elefantengras bis hin zu Weiden und Pappeln stellte er die
verschiedenen Energiepflanzen vor. Die Ausführungen zu den
Biokraftstoffen Biodiesel, Ethanol, Sunfuel, Biogas und Methanol
gipfelten in dem Hinweis: „Biodiesel – unser Sprit braucht keinen
Bohrturm!“. Die Leistungen von einem Hektar Raps bezifferte der
EZG-Geschäftsführer wie folgt: Blühende Landschaften plus 100 Kilogramm
Honig, fünf Tonnen Rapskörner, die 2 000 Liter Öl, 3 000 Kilogramm
Rapskuchen mit 1 000 Kilogramm hochwertigem Eiweiß, 10 Tonnen
Rapsstroh, 10,6 Mio. Liter Sauerstoff, 30 Tonnen CO2-Bindung und Erosionsschutz durch 11 Monate Bodenbedeckung.
Anja Neubauer, Kompetenzzentrum HessenRohstoffe, Tanja Lotz,
Landesvereinigung Milch Hessen, und Bernd Weber, Hessischer
Bauernverband, stellten den Pädagogen eine Fülle von Unterrichts- und
Informationsmaterialien zu den Themen Nachwachsenden Rohstoffe, Milch
und Landwirtschaft allgemein vor.
Photovoltaik, Milchproduktion und Biogas
Am Samstag standen drei Betriebsbesichtigungen auf dem Programm. In
Wehrheim erläuterten Edith und Werner Emmerich, weshalb Sie sich für
den Bau einer Photovoltaikanlage, die im Oktober 2005 ans Netz ging,
entschieden haben. Die auf zwei Maschinenhallen-Dächern installierte
Anlage hat eine Gesamtleistung von 70 Kilowatt. Interessant waren auch
die Ausführungen zum Lohnunternehmen Emmerich und den Konsequenzen der
stark schwankenden Getreidepreise in den letzten zwei Jahren. Frank
Hammen, der in Wehrheim einen Milchviehbetrieb mit 93 Hektar Land und
rund 100 Kühen bewirtschaftet, beschrieb die rasante Entwicklung seines
Oranienhofes, der Anfang der 60er Jahre 12 Kühe und 20 Hektar Land
umfasste. Er erklärte den Lehrern die Milchviehhaltung, einschließlich
Fütterung im Boxenlaufstall und die Arbeit im Melkstand. Bei den
derzeitigen Milchpreisen sei die Produktion nicht kostendeckend.
Ingo Schäfer, Münzenberg, stellte seine mit weiteren Partnern
betriebene 500-Kilowatt Biogasanlage vor und machte keinen Hehl daraus,
dass er im vergangenen Jahr aufgrund der explodierenden Getreidepreise
kurz vor der Insolvenz stand. Denn er verwendet zum großen Teil von
anderen Landwirten zugekauftes Getreide, das geschrotet wird, als
Hauptsubstrat zur Biogasgewinnung. Dazu kommen täglich etwa 5 bis 16
Tonnen Rindergülle von einem benachbarten Betrieb, die in einem 1 300
Kubikmeter fassenden Fermenter vergoren werden. Seit 2007 werden auch
Zuckerrüben als Substrat genutzt. Den Zuckerrübenanteil will er künftig
erhöhen. Der über ein Blockheizkraftwerk erzeugte Strom wird in das
Netz eingespeist, mit der gleichzeitig gewonnenen Abwärme werden der
eigene Hof und benachbarte Aussiedlerhöfe beheizt. Neu ist die
Trocknung von Scheitholz, so werden 100 Prozent der entstehenden Wärme
genutzt.
Die Lehrerinnen und Lehrer bekamen mit dieser Fortbildung einen guten
Überblick über den Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz in
Theorie und Praxis. Nach vielen positiven Eindrücken und mit
umfangreichen Informationsmaterialien zur Landwirtschaft traten sie die
Heimreise an.